Detailansicht

Ernährung durch regionale Wertschöpfung resilient gestalten

Am 12. Juni lud Biokreis e.V. zu einer Vernetzungsveranstaltung in Berlin ein. Dabei wurde für die rund 60 Teilnehmenden klar, dass Vernetzung der Schlüssel zu mehr Solidarität und Fairness zwischen Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel ist.

Gruppenbild der Teilnehmenden

Foto: Volker Gehrmann / Biokreis

Rund 60 Akteurinnen und Akteure der Bio-Branche aus dem Nordosten Deutschlands arbeiteten bei einem Vernetzungstreffen am 12. Juni in der Markthalle Neun in Berlin-Kreuzberg an regionalen Bio-Wertschöpfungsketten für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Eingeladen dazu hatten der Bioverband Biokreis e.V. und seine Kooperationspartner aus dem Bio-Fachhandel, die Bio Company, Terra Naturkosthandel, Naturkost Erfurt und BioMare.

Ziel der Veranstaltung war es, die Vernetzung und den Austausch von Landwirtinnen und Landwirten, verarbeitenden Unternehmen, Handel, regionalen Projektinitiativen und der Gastronomie zu fördern, um langfristig die Berliner Bevölkerung mit mehr regionalen Bio-Produkten zu versorgen und die Wertschöpfung in der Region zu stärken. Die Veranstaltung ist Teil des Biokreis-Projekts "Wertschöpfungsketten für den Bio-Fachhandel", das über einen Zeitraum von drei Jahren vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) gefördert wird.

Bei einem Grußwort zu der Veranstaltung betonte Anja Boudon, brandenburgische Staatssekretärin für Landwirtschaft, wie wichtig es ist, dass Landwirtinnen und Landwirte ihre Erzeugnisse zu gutem Preis und regional vermarkten können. "Gerade in Krisenzeiten müssen regionale Wertschöpfungsketten gefördert und aufgebaut werden", stellte Boudon fest.

Ist-Zustand für die regionale Lebensmittelversorgung der Hauptstadt

Laut einer Studie des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) würden die Agrarflächen in einem Radius von 110 Kilometern rund um Berlin ausreichen, um alle Bewohnerinnen und Bewohner der Metropolregion mit bio-regionalem Getreide, Milch, Eiern, Gemüse und Obst zu versorgen. Trotzdem bezieht Berlin nur 15 Prozent seiner Lebensmittel aus dem Umland; im Krisenfall würden die Lebensmittelvorräte der Hauptstadt nur drei Tage ausreichen. Vor diesem Hintergrund machte das Vernetzungstreffen zukunftsrelevante Themen und Möglichkeiten sichtbar.

Pionierrolle der Bio-Branche beim Aufbau von regionalen Wertschöpfungsketten

Der lebhafte Austausch der Teilnehmenden fand an verschiedenen Stationen in der Markthalle Neun statt. Zum Beispiel stellte sich das Projekt GanzTierStark der Technischen Universität vor, das hilft, Kantinen auf Bio-Weiderindfleisch aus der Region umzustellen. Offene Themen-Stationen wie die Utopie- oder die Wünsche-Station, an denen sich die Teilnehmenden in immer neuen Konstellationen versammelten, gaben neue Vorstellungen von nachhaltigen Ernährungskonzepten für die Hauptstadt.

Biokreis-Geschäftsführer Josef Brunnbauer machte klar, dass er gemeinsam mit dem Bio-Fachhandel aus den Regionen und allen Gliedern der Wertschöpfungskette eine starke Bewegung initiieren möchte: "Die Bio-Branche kann mit der Entwicklung von regionalen Wertschöpfungsketten wieder eine Pionierrolle übernehmen, den Öko-Landbau voranbringen und einen wichtigen Beitrag für ein resilientes Ernährungssystem leisten."

Wo Verbesserung nötig ist

Offen angesprochen und diskutiert wurden aber auch die Probleme, die Bäuerinnen und Bauern bei der Vermarktung haben. Die Landwirtin Juliane Thiele vom Glambecker Rinderhof berichtete: "Wir haben ein Problem mit der Vermarktung der männlichen Kälber unserer Milchkühe. Wir können sie nicht selbst mästen, weil wir keinen Platz für sie haben."

Die Aufgabe von Anja Ettner, Biokreis-Managerin für regionale Bio-Wertschöpfungsketten Ost, ist es, die Akteurinnen und Akteure in der Region zu vernetzen und Lösungen für diese Probleme zu finden. "Hier die Kälber, dort der Mäster, dachte ich zuerst. Aber so einfach ist das leider nicht. Oft braucht es viele Gespräche, um sinnvolle Lösungsansätze zu finden."

Bio-Handel als Bindeglied – Endverbraucherinnen und Endverbraucher entscheiden

Wichtiger Partner zur Umsetzung neuer Vermarktungswege ist die Bio Company, mit über 60 Märkten in Berlin auch größter Bio-Händler der Region. "Unser Anspruch ist: so regional wie möglich, weil das unsere Kund*innen von uns wünschen. Deshalb freuen wir uns über die enge Zusammenarbeit mit Biokreis, um regionale Produkte gemeinsam entwickeln zu können", betont Christopher Vorwerg, Leitung für eigene Marken der Bio Company. Dabei gilt es aber auch herauszufinden, wie viel die Endverbraucherinnen und Endverbraucher bereit sind, für qualitativ hochwertige Bio-Produkte aus der Region zu bezahlen.

Ideen sind gefragt

Solche und viele andere Ideen wurden auf der Veranstaltung ausgetauscht und diskutiert. Fazit für die Teilnehmenden war: Die gezielte Vernetzung aller Teile einer möglichen Wertschöpfungskette verstärkt die Solidarität und Fairness untereinander. Nur durch stabile Partnerschaften kann die Wertschätzung von Lebensmitteln und damit auch die regionale Wertschöpfung erhöht werden.

Quelle: Pressemitteilung Biokreis

Nach oben
Nach oben