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Öko-Landbau in die Berufsschule – Geforderte 80 Stunden werden zu selten erreicht

Während zehn Prozent des Unterrichtes in den Berufsschulen soll Öko-Landbau gelehrt werden, sagt die Kultusministerkonferenz. Aber wie sieht die Wirklichkeit aus? Das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen hat sich fünf Jahre lang mit dem Thema beschäftigt und jetzt die Ergebnisse auf einer Tagung und auf seiner Website veröffentlicht.

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Lehrkräfte sind die Hauptfiguren, wenn es um Öko-Landbau im Berufsschulunterricht geht. Auf der Fachtagung in Hofgeismar stellten sie Unterrichtsbeispiele vor, die Anregung für neue Unterrichtseinheiten sein können. Foto: Dieter Schachtschneider

Die Kultusministerkonferenz gibt 80 Stunden Öko-Landbau in der landwirtschaftlichen Berufsschule vor. Das sind rund zehn Prozent des Unterrichts. Doch diese Stundenanzahl wird nur von wenigen Berufsschulen erreicht. Damit diese Stunden aber an allen Berufsschulen gelehrt werden, sind vor allem die Lehrerinnen und Lehrer gefordert, und die brauchen Unterstützung. Das ist die zentrale Erkenntnis aus fünf Jahren Arbeit des Kompetenzzentrums Ökolandbau Niedersachsen (KÖN) am Thema "Berufliche Bildung". Die 80 Stunden der Kultusministerkonferenz sind außerdem eine Mindestforderung der Bio-Branche. "Wenn wir das politische Ziel haben, 20 Prozent Öko-Landbau bis 2030 zu erreichen, dann müssen wir die Quantität und Qualität der Ausbildung verbessern", sagt Carolin Grieshop, Geschäftsführerin des KÖN. Auf der Abschlusstagung in Hofgeismar diskutierten vergangene Woche 130 Expertinnen und Experten Ergebnisse, Probleme und Lösungsvorschläge. Die Tagungsergebnisse sind auf der Webseite des KÖN veröffentlicht.

Einfluss zu nehmen auf die Berufliche Bildung, ist kompliziert. Zwar gibt es Lehrpläne, Curricula, Handreichungen und andere Richtlinien, doch Lehrerinnen und Lehrer entscheiden selbst, wie sie den Unterricht gestalten. Es ist außerdem schwierig, die von der Kultusministerkonferenz angeratenen 80 Stunden zu erkennen, wenn Öko-Landbau integrierter Bestandteil des Fachunterrichtes ist.

Öko-Landbauthemen werden jedoch auch außerhalb des Klassenraumes vermittelt. Es gibt Öko-Projekttage und Exkursionen zu Öko-Höfen. In der Hälfte der Überbetrieblichen Ausbildungsstätten wird manuelle Unkrautbekämpfung gezeigt. Öko-Tierhaltung ist jedoch sehr selten ein Thema. Damit mehr Öko-Landbau in die Ausbildung integriert wird, müssen viele Stellen zusammenarbeiten und Lehrerinnen und Lehrer mehr unterstützt werden. Unterrichtsmaterialien gehören dazu wie Weiterbildungsangebote. Öko-Landwirtinnen und Landwirte können in den Ausschüssen mitarbeiten, Prüfungen abnehmen, ihren Hof als Exkursionsbetrieb zur Verfügung stellen oder sich auch im Rahmen von Projektwochen in den Unterricht einbinden lassen. Die Ministerien und die nachgelagerten Behörden können Koordinierungsaufgaben übernehmen.

Seitdem das KÖN an dem Thema arbeitet, ist die öffentliche Wahrnehmung für die Bedeutung des Öko-Landbaus in der regulären Ausbildung deutlich gestiegen. Dazu haben auch die rund 30 Fachveranstaltungen mit rund 600 Bildungsfachleuten aus Deutschland beigetragen. "In den vergangenen Jahren hat sich schon einiges verbessert", sagt Carolin Grieshop. In Berlin-Brandenburg, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben die Landwirtschaftsministerien die Koordination für "mehr Öko-Landbau in der beruflichen Bildung" übernommen. In Nordrhein-Westfalen ist es die Landwirtschaftskammer und in anderen Bundesländern sind auch die Dachorganisationen der Öko-Verbände aktiv. Alle Experten sind sich einig, dass Öko-Landbau in die Berufsschule gehört. Einig ist man sich auch darüber, dass es keine eigene Ausbildung für Öko-Landwirtinnen und -Landwirte geben soll. "Auch Azubis von konventionellen Höfen haben Vorteile, wenn sie die Grundlagen des Ökolandbaus gelernt haben", sagt Carolin Grieshop, "egal ob sie Bio-Bauern werden wollen oder nicht."

Die Ergebnisse aus der KÖN-Arbeit mit "Ökolandbau in der Beruflichen Bildung", Unterrichtsbeispiele und eine Karte mit Exkursionsbetrieben in Deutschland sind auf der Webseite des Kompetenzzentrums zu finden. Projektpartner des KÖN waren der DBV und der VLK. Das Projekt wurde finanziert vom BMEL aus dem BÖLN.

Quelle: Pressemitteilung Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen

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