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Absenkung des Schutzstatus des Wolfs beschlossen

Der Ausschuss der Ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten der Europäischen Union (AStV 1) hat Ende September beschlossen, den Schutzstatus des Wolfs von "streng geschützt" auf "geschützt" in der Berner Konvention abzusenken. Die Bundesregierung hat im Ausschuss einem entsprechenden Vorschlag der Europäischen Kommission zugestimmt. Akteurinnen und Akteure aus der Bio-Branche, wie zum Beispiel Naturland, begrüßen die Entscheidung.

Schafe auf einer Weide. Klick führt zu Großansicht.

Der Beschluss dient vor allem dem Schutz der Weidehaltung. Foto: BLE / Dominic Menzler

Nach dem Beschluss im Rat hat die Europäische Kommission das Mandat, als Vertragspartei der Berner Konvention einen Änderungsvorschlag einzureichen.

Bei Annahme des Vorschlags in der Berner Konvention kann die FFH (Flora-Fauna-Habitat)-Richtlinie entsprechend angepasst werden, wofür erneute Abstimmungen innerhalb der EU-Gremien erforderlich sind.

"Dass der Schutzstatus des Wolfs abgesenkt wird, ist für unsere Weidetierhalter in Deutschland eine gute Nachricht. Ich weiß aus meinen vielen Gesprächen, wie belastend die Situation nach einem Wolfsriss für sie ist, ganz unabhängig vom wirtschaftlichen Verlust. In den letzten Jahren hat sich der Wolf stark ausgebreitet, damit ist die Zahl der Risse und das Konfliktpotential insgesamt gestiegen. Mit der Absenkung des Schutzstatus können wir bei Problemwölfen flexibler agieren und unsere Weidetierhaltung besser schützen.

Die Weidetierhaltung ist immens wichtig für den Erhalt unserer Kulturlandschaften - und trägt so zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei. Dabei ist klar, dass Herdenschutz als wichtigste Präventivmaßnahme weiter notwendig sein wird, deswegen zahlen Bund und Länder diese auch jetzt schon zu 100 Prozent. Wir werden auch weiterhin die Präventionsmaßnahmen unterstützen. 

Ich danke ausdrücklich meiner Kollegin Steffi Lemke, dass wir zu einem ausgewogenen Ergebnis gekommen sind. Wir sind uns mit der EU-Kommission einig, dass es bei der Absenkung des Schutzstatus in der Berner Konvention nur um den Wolf gehen darf. Der Schutz der Artenvielfalt hat für uns weiter höchste Priorität", erklärt Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir.

 Stimmen aus der Bio-Branche zu dem Beschluss

Der Wolf ist mittlerweile weit verbreitet in Europa. Daher ist es richtig, seinen Schutzstatus abzusenken, um Weidetiere besser vor Angriffen zu schützen. Weidetiere erhalten Grünland und tragen damit zur Artenvielfalt sowie zum Klimaschutz bei. Artgerecht gehaltene Bio-Kühe, -Schafe und auch -Hühner sind vom Wolf besonders bedroht, weil sie besonders viel im Freien sind. Dagegen helfen auch Zäune vielerorts nicht mehr sicher." Peter Röhrig, Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW)

Auch Naturland begrüßt die auf EU-Ebene geplante Absenkung des Schutzstandards für den Wolf. Das allein wird allerdings nicht ausreichen, um ein Miteinander von Wolf und Weidetierhaltung dauerhaft zu ermöglichen. 

Es ist begrüßenswert, dass sich die Politik jetzt auf höchster Ebene mit der Regulierung der Wolfsbestände beschäftigt. Die Weidehaltung von Rindern, Schafen und Ziegen ist nicht nur besonders tiergerecht, sondern auch wichtig für die Artenvielfalt im Grünland. Wenn wir die Weidehaltung also wollen, dann brauchen die tierhaltenden Betriebe mehr Unterstützung beim Herdenschutz.“ Hubert Heigl, Naturland-Präsident

Heigl wertete ein aktives Bestandsmanagement der Wölfe, bei dem Problemtiere schneller und ohne die Anrufung von Gerichten entnommen werden können, als wichtigen Baustein zum Schutz der Weidehaltung. Das allein reiche aber nicht aus, damit Wolf und Weidehaltung langfristig nebeneinander existieren können.

"Die grundsätzliche Bedrohung der Weidetiere bleibt und es wird auch nicht möglich sein, jeden Riss von Nutztieren zu verhindern. Deshalb brauchen wir zwingend auch eine verbindliche und unbürokratische finanzielle Unterstützung der Tierhalter“, fordert Heigl außerdem. Das gelte für die Mehrkosten, die durch Schutzmaßnahmen wie Zäune oder Herdenschutzhunde entstehe ebenso, wie für den Schadenersatz für Weidetiere, die vom Wolf gerissen wurden. "Nur so haben die Betriebe eine wirtschaftliche Perspektive", fügt der Naturland-Präsident hinzu.

Quelle: Pressemitteilungen Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), BÖLW, Naturland

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