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Bio-Kühe als Klimaschützerinnen

Tierwohl und Klimaschutz gehören in der ökologischen Milchwirtschaft eng zusammen. Davon konnte sich Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk auf dem Naturland Betrieb von Marion und Klaus Bohner im oberschwäbischen Bad Waldsee überzeugen.

Kühe auf dem Weg zur Weide

Der Minister besuchte den Biohof Bohner – ein Familienbetrieb mit 45 Milchkühen, 20 Hektar Grünland und 19 Hektar Ackerbau - am Dienstag im Rahmen seiner Sommerreise durch Baden-Württemberg. Beim Rundgang erläuterte Naturland Bäuerin Marion Bohner das ganzheitliche Konzept des Hofs mit besonders nachhaltigem Weidemanagement, tiergerechtem Kompoststall und muttergebundener Kälberaufzucht.

"Bio bedeutet für uns Wirtschaften im natürlichen Kreislauf, wo ein Element direkt in andere greift. So können wir unsere Tiere besonders artgerecht halten und genau dadurch Umwelt und Klima schützen", sagte Bohner, die auch Mitglied im Naturland Präsidium sowie im Landesvorstand Baden-Württemberg des Öko-Verbands ist.

"Ich finde es bemerkenswert, wie Familie Bohner als Bio-Betrieb die Themen Tierwohl im Kompoststall und Biodiversität in ihrer Flächenbewirtschaftung umsetzen und miteinander verknüpfen. Der Kompoststall bietet den Kühen viel Kuhkomfort durch Bewegungsfreiheit und weiche Liegeflächen. Mit den Patenschaften für Blühwiesen- und Apfelbäume bringen Sie Verbraucherinnen und Verbraucher wieder näher an die Landwirtschaft. Zudem fördert Ihr Engagement im ÖkoNetzBW den Wissensaustausch zwischen Landwirtinnen und Landwirten in Baden-Württemberg. Wir benötigen engagierte Menschen, wie Familie Bohner, wenn wir 30 bis 40 Prozent ökologisch bewirtschafteter Fläche bis 2030 erreichen wollen", sagte Peter Hauk MdL, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz.

Klimaanpassung durch "Mob Grazing"

Zum ganzheitlichen Betriebskonzept auf dem Bio-Hof Bohner gehört das so genannte "Mob Grazing", eine besonders nachhaltige Form der Weidewirtschaft, die auch die Anpassung an zunehmende Dürre infolge der Klimakrise ermöglicht. Vorbild ist das natürliche Weideverhalten von Wiederkäuern, die als Herde über die Weiden ziehen und dabei immer nur kurze Zeit an einem bestimmten Ort verweilen. Um dieses Verhalten nachzuahmen, teilt man beim "Mob Grazing" die Weide in kleine Parzellen auf, die in höherer Besatzdichte jeweils nur wenige Tage beweidet werden.

"Die Kühe fressen in der kurzen Zeit höchstens die Hälfte des Aufwuchses. So bleibt der Boden immer bedeckt, es gibt weniger Verdunstung und die Wurzelmasse kann sich stärker ausbilden. Das sorgt für mehr Kohlenstoffspeicherung und ermöglicht den Pflanzen, auch tiefer gelegene Wasser- und Nährstoffvorräte zu erreichen", erläutert Naturland Bäuerin Bohner den Effekt. Zugleich werden Bodenleben und Humusbildung angeregt, weil die Tiere die Weide platt trampeln und so Verrottungsprozesse fördern.

Kompoststall und muttergebundene Kälberaufzucht

Die Förderung des Humusaufbaus ist auch ein Aspekt des besonders tiergerechten Kompoststalls auf dem Biohof Bohner. Bei dieser Haltungsform wird nicht täglich ausgemistet, sondern der gesamte Stall wird mehrmals pro Woche neu eingestreut mit Dinkelspelz, Sägespähnen und Resten aus der Hackschnitzelerzeugung. Auf diese Weise entsteht eine dicke und trockene Kompostmatte, die den Kühen ein angenehmes Hinlegen ermöglicht und so unter anderem zu besserer Klauengesundheit führt. "Zwei bis drei Mal im Jahr misten wir komplett aus und bekommen dann einen hervorragenden Kompost als Dünger", sagte Klaus Bohner.

Ein besonderes Anliegen war Bohners zudem der Umstieg auf muttergebundene Kälberhaltung. Seit gut drei Jahren lassen sie alle Kälber nach der Geburt für mindestens vier Wochen direkt bei der Mutter. "Das ist einfach schön, näher an der Natur und hat auch ganz klar positive Effekte für die Gesundheit der Kälber. Sie sind stabiler und kräftiger", betont Marion Bohner.

Allerdings sei das Ganze auch ein erheblicher Kostenfaktor, gibt sie zu bedenken: "Länger als vier Wochen können wir uns das als Betrieb wirtschaftlich nicht leisten, weil die Kälber ab diesem Alter einfach zu viel trinken, wenn sie jederzeit freien Zugang zum Euter haben." Vollmilch gibt es zwar weiterhin, aber von da an aus dem Eimer. Die gemeinsame Zeit mit der Mutter habe aber auch den Vorteil, dass den Kälbern der Übergang zum festen Futter leichter falle, weil sie das bei ihren Müttern von klein auf beobachten konnten, fügt die Naturland Bäuerin hinzu.

Quelle: Pressemitteilung Naturland

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