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LVÖ Bayern: Herausforderungen der Klimakrise meistern

Am 17. Juni ist der Welttag für die Bekämpfung der Wüstenbildung und der Dürre. Aus diesem Anlass fordert die LVÖ Bayern, dass der Ausbau des Öko-Landbaus in Bayern weiter konsequent vorangetrieben wird, da er zahlreiche systemimmanente Vorteile bei der Anpassung an die Klimakrise bietet.

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Zwar hat es im Mai viel geregnet, doch insgesamt sind in den ersten fünf Monaten des Jahres 2021 wieder weniger Niederschläge gefallen als im vieljährigen Mittel. Und auch wenn es hierzulande noch keine lebensbedrohlichen Dürren wie in Afrika gibt – die zunehmende Wasserknappheit ist für viele landwirtschaftliche Betriebe in Bayern bereits zum existenzbedrohenden Problem geworden. Diese Nöte werden sich in den kommenden Jahren verschärfen. Deshalb ist es höchste Zeit, nicht nur das weitere extreme Ansteigen der Temperaturen einzudämmen, sondern auch verstärkt Anpassungsstrategien zu entwickeln. Die wichtigsten Fragen lauten: Wie sehen nachhaltige, systemorientierte Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft aus? Welche Kosten entstehen bei der Entwicklung und Umsetzung? Wer kommt für die Kosten auf?

Durch die sich zuspitzende Klimakrise kommt es in immer mehr Regionen in Bayern zu langanhaltenden sommerlichen Dürreperioden. Der Wasser- und Bewässerungsbedarf in der Landwirtschaft und im Gartenbau steigt dadurch stetig an. Gleichzeitig sind die Wasservorräte in Oberflächengewässern und Grundwasserkörpern in den vergangenen Jahrzehnten zurückgegangen. Aus diesem Grund werden die Wassermengen, die in Bayern zur landwirtschaftlichen Bewässerung freigegeben werden seit 2019 stark eingeschränkt.

In den vergangenen Jahrzehnten sind zwar die Trockenperioden länger geworden und die Durchschnittstemperaturen angestiegen. Doch die Niederschlagsmengen in Bayern sind in dieser Zeit insgesamt nicht signifikant weniger geworden. Der zum Teil dramatische Rückgang der Grundwasserpegel ist somit vor allem auf Veränderungen zurückzuführen, die der Mensch der Landschaft zugefügt hat: Drainagen und Gräben nicht nur in Feldern, sondern auch entlang von Straßen sowie die Entfernung von Hecken und Gehölzen. Auch durch vermehrte Starkregenereignisse kommt es zu ungebremstem Abfluss und in der Folge zu Verlusten für das Grundwasser und von wertvollem Oberboden.

Ökolandbau: vielfältige Lösungsansätze

Der Ökolandbau bietet systemimmanent viel Lösungspotential, um diese Herausforderungen zu meistern. Je humusreicher ein Boden ist, umso mehr Wasser speichert er. Der Humusaufbau ist eine der Kernkompetenzen des Ökolandbaus. Auch bei den Sorten setzt der Ökolandbau seit jeher auf robuste, anpassungsfähige Züchtungen. Oberflächenabfluss und Bodenerosion werden durch Untersaaten und Zwischenfrüchte verhindert. Zusätzlich können Hecken, Sträucher und Bäume die Wasseraufnahme der Böden zu verbessern, indem sie den Abfluss von Oberflächenwasser verlangsamen und die Versickerung erhöhen.

Gemeinschaftsprojekt Bewässerung

Für gärtnerische oder Weinbaubetriebe wird es dennoch in Zukunft weiter von existentieller Bedeutung sein, in den länger werdenden Trockenperioden ausreichend Wasser für die Bewässerung von Salaten, Kräutern, Beeren und anderem zur Verfügung zu haben. Nur so kann die die Versorgung mit saisonalem und regionalem Bio-Obst und Bio-Gemüse sichergestellt werden. Dafür ist es notwendig, Wasser in den regenreichen Zeiten in Speicherbecken aufzufangen. Solche Anlagen sind jedoch teuer und würden die finanziellen Kapazitäten einzelner Betriebe übersteigen. Es ist sinnvoll, solche Projekte gemeinschaftlich auf Ebene der Kommunen zu realisieren.

In den Betrieben gibt es weitere Möglichkeiten sich mit moderner Bewässerungstechnik, Substraten oder neuen Kulturen an den Klimawandel anzupassen. Aber es besteht noch viel Forschungsbedarf. Zum Beispiel gibt es noch keine einfache Lösung, wie Bio-Betriebe mit Tropfschläuchen bewässern können. Denn dort, wo Tropfschläuche liegen, kann das Unkraut nicht mechanisch gehackt werden. In der Forschung müssen deshalb die spezifischen Anforderungen des Ökolandbaus berücksichtigt werden.

Ökolandbau braucht Forschung und Förderung

Klar ist, dass alle diese Maßnahmen viel Geld kosten. Die Kosten dürfen nicht auf den einzelnen Betrieb abgewälzt werden, dies würde auch dem Verursacherprinzip nicht gerecht. Der Ökolandbau hat mit viel Pionierarbeit ein System für eine nachhaltige Landwirtschaft entwickelt, das Umwelt, Biodiversität und Gewässer schützt. Es gilt nun, dieses System mit der nötigen Forschung und Förderung so zu unterstützen, dass es auch die Herausforderungen der Klimakrise meistern kann. Um die Produktion von nachhaltigen, regionalen Bio-Lebensmitteln auch in Zeiten der Klimakrise sicherzustellen, brauchen wir

  • Angewandte Forschungsprojekte, die die Bedürfnisse des Ökolandbaus berücksichtigen. Dabei sollen sowohl technische Aspekte der Wassersammlung und -verteilung untersucht als auch Pilotprojekte zur Anpflanzung von Hecken und Gehölzen für ausreichende Grundwasserneubildung gefördert werden.
  • Unterstützung der Betriebe bei der Wiederetablierung von Landschaftsstrukturen, die den Wasserhaushalt positiv beeinflussen.
  • Ausreichend finanzielle Unterstützung für die Anschaffung von Wasserspeicher- und -verteilanlagen.
  • Mehr Sensibilisierung zum Wassersparen in den Bereichen Verkehrsplanung, Siedlungsplanung und individueller Verbrauch.

Der Öko-Landbau zeichnet sich aus durch zahlreiche systemimmanente Vorteile bei der Anpassung an die Klimakrise. Sein Ausbau muss deshalb in Bayern weiter konsequent vorangetrieben werden.

Quelle: Pressemitteilung der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern

 

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