Junglandwirt Hendrik Henk (36 Jahre) gründete 2016 mit seiner Partnerin Judith Oeltze den Gärtnerhof Wanderup mit einer Solidarischen Landwirtschaft für Flensburg. Auf ihren 1,2 Hektar stehen über 50 verschiedene Kulturen: neben Salat, Zucchini und Möhre auch Spezialkulturen wie verschiedene Beerensorten, Ingwer oder Kurkuma. Pro Jahr ernten sie 25 Tonnen Gemüse und versorgen ganzjährig 130 Personen. Der Hof orientiert sich an bio-dynamischen Prinzipien.
Oekolandbau.de: Herr Henk, wieviel Zeit stecken Sie durchschnittlich in die Arbeit auf Ihrem Hof?
Hendrik Henk: Wir haben sehr viel Zeit in den Aufbau unseres Hofes gesteckt. 70 bis 80 Stunden die Woche kamen da schon mal zusammen. In dieser Zeit haben wir nach dem Versuch- und Irrtum-Prinzip sehr viel gelernt. Als wir hier anfingen, gab es keinen vergleichbaren Betrieb. Faktoren wie die Auswahl der Kulturen oder die Form der Vermarktung spielen für Arbeitsplanung und -aufwand eine wichtige Rolle. Im Frühjahr und Sommer arbeiten wir heute noch 50 bis 60 Stunden die Woche. In der nächsten Saison wollen wir effizienter und damit weniger arbeiten. Man wird als biointensiver Gemüsebauer zwar nicht reich, hat dafür aber eine sehr hohe Lebensqualität durch die Arbeit im Freien und aufgrund der selbst kultivierten, frischen Lebensmittel. Außerdem sehen wir uns als Teil einer weltweiten Graswurzelbewegung, die den Anbau von Lebensmitteln zum Positiven verändern wird.
Oekolandbau.de: Was ist unbedingt zu beachten, wenn man eine Mikrofarm aufbauen möchte?
Hendrik Henk: Erfahrung im Gärtnerhandwerk ist eine elementare Grundvorrausetzung. Man sollte mindestens ein Jahr im landwirtschaftlichen Gartenbau gearbeitet haben. Am besten auf einer Mikrofarm. Außerdem braucht man Ausdauer und Optimismus. Ich würde sagen, in der Regel ist ein Hof nach fünf Jahren auf einem guten Weg und nach zehn Jahren lukrativ. Durch die Vernetzung und den Wissensaustausch kann man aus den Fehlern der anderen lernen und somit diese Phase schätzungsweise halbieren. Die Höhe des Startkapitals ist bei einer Mikrofarm relativ überschaubar. Trotzdem braucht es das richtige Land, sehr guten Kompost und vor allem ein gut ausgearbeitetes und strukturiertes Betriebskonzept.
Oekolandbau.de: Welche Anfängerfehler würden Sie heute vermeiden und was raten Sie Neueinsteigerinnen und Neueinsteigern?
Hendrik Henk: Erstmal sollte man klein einsteigen. 1500 bis 2000 Quadratmeter kann eine Person gut bewirtschaften. Wir sind damals schon mit 6000 Quadratmetern eingestiegen und hatten dadurch sehr viel Arbeit. Der Preis für einen Solawi-Anteil sollte wohlüberlegt kalkuliert sein. Anfangs haben wir unseren Mitgliedsbeitrag viel zu niedrig kalkuliert. Es ist wichtig, gerade zu Anfang eine angemessene Zeit in die nötige Infrastruktur zu stecken. Bevor die eigentliche Bewirtschaftung beginnt, sollte zum Beispiel ein Folientunnel aufgestellt werden oder eine Gemüsewaschstation eingerichtet sein. Recherche und Fortbildung sind wichtig, es gibt sowohl gute Bücher als auch interessante Online-Kurse zum Thema Mikrofarming. Am besten ist es immer noch, direkten Kontakt zu Menschen zu suchen, die bereits eine Mikrofarm betreiben und sich mit ihnen auszutauschen.
Text: Gabriel Werchez