Handwerksbäckereien leiden seit Jahren unter steigenden finanziellen und bürokratischen Hürden und einem hohen Wettbewerb durch Großunternehmen und Backshops. Sophie Löbbering schrieb ihre Masterarbeit darüber, wie der CSA-Ansatz auch auf das Bäckerhandwerk übertragen werden kann. Nach dem CSX-System werden die Bäckereien von einer Gemeinschaft getragen und "Community Supported Bakery" (CSB) genannt. In Deutschland gibt es bisher vereinzelt Beispiele für solidarische Bäckereien, aber auch Molkereien, Winzereien, Brauereien oder Imkereien. Einige davon können allerdings (noch) nicht alle Merkmale eines CSX-Unternehmens erfüllen und sind somit keine reinen CSBs.
Das "Backhaus der Vielfalt" in Freiburg zeigt, wie eine CSB funktionieren kann. Sie wird gemeinschaftlich vom Verein "Backhaus der Vielfalt am Terlanerplatz" getragen. Der Gründer H. Küchlein wollte vor ein paar Jahren gerne für Freundinnen und Freunde backen. Im Backhaus probierte er sich aus, bis die Idee aufkam, weiter zu wachsen und 2016 einen Verein zu gründen. "Das Finanzierungsmodell einer gemeinschaftsgetragenen Bäckerei hat sich dann angeboten", erzählt Friderike Schnatz, eine Studentin, die nebenbei im Backhaus als Bäckerin arbeitet.
Mitglieder erhalten zweimal die Woche ein Überraschungsbrot und können an Mitmachtagen ihren eigenen Brotteig selbst in der Backstube backen. Das Getreide bezieht das Backhaus vom nahen Bio-Bauernhof "Luzernenhof". Der Hof ist ebenfalls gemeinschaftsgetragen. Das Backhaus besitzt eigene Mühlen, um das Getreide zu Mehl zu verarbeiten. Die fertigen Brote werden mit Lastenfahrrädern an Verteilpunkte in der Stadt Freiburg gebracht, wo sie von den Mitgliedern abgeholt werden können. Eine Abholung beim Backhaus ist ebenfalls möglich.
Die Bäckerinnen und Bäcker können sich ihre Arbeitszeiten an den zwei Backtagen flexibel einteilen, solange die Uhrzeit für die Abholung der Backwaren eingehalten wird. "Wenn wir merken würden, dass es uns immer noch zu stressig ist, dann müssten wir mit den Mitgliedern sprechen und klären, ob das Brot auch später abgeholt werden kann", meint Schnatz, die die Flexibilität ihrer Arbeit sehr schätzt. Der Verein engagiert sich außerdem für die Inklusion von Menschen mit Unterstützungsbedarf. Er ermöglicht ihnen die Teilhabe am Arbeitsleben vor Ort im Backhaus.