Kooperationen: Eine Symbiose für die Zukunft

Kooperationen: Eine Symbiose für die Zukunft

An der Herstellung eines Lebensmittels sind verschiedene Parteien der ökologischen Wertschöpfungskette beteiligt. Kooperatives Miteinander hat Vorteile sowohl für die Qualität des Produktes als auch für die involvierten Unternehmen. Wie eine erfolgreiche Kooperation gelingen kann, zeigen verschiedene Beispiele.

Viele Unternehmen und Betriebe stehen vor zahlreichen Herausforderungen, sei es die Klimakrise, die Sicherstellung der eigenen betrieblichen Existenz, die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten bei gleichzeitig zunehmender Marktdominanz einzelner Handelsakteure. Eine vielversprechende Lösung liegt in der engen Zusammenarbeit zwischen den Parteien entlang der Lieferkette. Kooperationen zwischen Landwirtinnen und Landwirten und der Lebensmittelverarbeitung können nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch mit innovativen Ansätzen zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen beitragen.

Nachhaltigkeit in der Rohstoffsicherung

Bio-zertifizierte Rohstoffe in der richtigen Qualität zu finden ist für Verarbeitungsunternehmen schon Herausforderung genug. Die bestehende Lieferkette langfristig aufrecht zu erhalten oder bei wachsender Nachfrage noch zu erweitern, eine weit größere Aufgabe. Neben dem klassischem Vertragsanbau gibt es viele Möglichkeiten in Kooperationen mit Landwirtinnen und Landwirten Anreize zu schaffen die entsprechenden Rohstoffe zu liefern. Dies können zum Beispiel Sonderzahlungen für besonders nachhaltige Leistungen sein. Aber auch gemeinsame Fortbildungsangebote zu organisieren oder durch eine hohe Transparenz Wertschätzung für die beteiligten Menschen zu schaffen.

Praxisbeispiele:

  • Berchtesgadener Land: Die Molkerei Berchtesgadener Land bietet regelmäßige Seminare, Kurse und Beratungen rund um das Tierwohl für die Landwirtinnen und Landwirte an. Somit garantiert sie eine hohe Milchqualität für ihre Produkte und unterstützt ihre Lieferantinnen und Lieferanten gleichzeitig bei der Umsetzung hoher Tierwohlstandards.
  • Erdmannhauser Getreideprodukte: Der Getreideverarbeiter Erdmannhauser arbeitet mit über 80 Landwirtinnen und Landwirten partnerschaftlich eng zusammen und hat die Herkunft jedes Produktes bis zum Hof dokumentiert. Auf dem Erdmannhauser-Produkt steht also genau, von welchem Betrieb dieses stammt. Dies erzeugt Transparenz und Nähe vom Acker bis zum Teller und zeigt die Wertschätzung gegenüber den beteiligten Menschen.

Wertschöpfungsketten optimieren

Kooperationen ermöglichen es, Wertschöpfungsketten zu optimieren. Wenn Landwirtinnen und Landwirte und Verarbeitungsunternehmen gemeinsam an der Produktqualität arbeiten, sich zusammentun, um fehlende Strukturen zu schaffen oder bestehende Strukturen zu optimieren oder gemeinsam über Bio zu kommunizieren, können alle Akteure der Kette profitieren. Dies kann beispielsweise durch gemeinsame Investitionen geschehen oder das zusammentun, um gemeinsame Vermarktungs- oder Kommunikationskanäle zu nutzen.

Praxisbeispiele:

  • Neumarkter Lammsbräu – Gemeinsamen mit zahlreichen Bio-Betrieben investierte die Bio-Brauerei Neumarkter Lammsbräu und die Bio-Regionale Genossenschaft Oberpfalz in ein innovatives Lagerzentrum für Bio-Getreide. Dies schafft Kapazitäten für bestehende Betriebe, aber auch für umstellungsinteressierte Betriebe aus der Region. Das Nutzen eines reinen Bio-Lagers erleichtert diesen den Weg zur Bio-Zertifizierung.
  • Lokalbäckerei Brotzeit und Billesberger Hof – Gemeinsames Projekt mit dem landwirtschaftlichen Erzeuger und der Bäckerei zur Kommunikation "Der Wert von Bio". Das Projekt wurde im Rahmen der bio-offensive durchgeführt.

Innovationen fördern

Die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung fördert auch Innovationen. Gemeinsam können neue Produkte entwickelt werden, die der aktuellen Nachfrage entsprechen oder den gestiegenen Bedürfnissen an die Qualität der Lebensmittel genügen. Durch den Austausch von Fachwissen und Technologien entstehen innovative Lösungen, die den Markt bereichern.

Praxisbeispiele:

  • Biolandhof Endres – Ein Tofuverarbeiter suchte regionalen Soja für eine Sojamilch und Tofu in Bioland Qualität für die Vermarktung an Lidl. In dem Kooperationsprojekt mit Bioland Bayern wurden Landwirtinnen und Landwirte gesucht, welche Soja liefern konnten. Um die geforderte Qualität der Sojabohnen zu garantieren, wurde die Aufbereitung durch den Biolandhof Endres in einem innovativen Verfahren optimiert.
  • Urte Grauwinkel/Zukunftsspeisen – Aufbau von regionalen Wertschöpfungsketten für Buchweizen und Hirse. Zwei Produkte, die klassischerweise als Importware in die Regale kommen, aber für landwirtschaftliche Betriebe in Zeiten des Klimawandels eine interessante Anbaufrucht darstellen. Durch die steigende Nachfrage nach veganen und glutenfreien Getreideprodukten, sind auch Verarbeitungsunternehmen und Unternehmen der Gemeinschaftsverpflegung zunehmend interessiert.

Krisenbewältigung

Die letzten Jahre haben gezeigt, wie anfällig die globalen Lieferketten sind. Kooperationen können helfen, solche Krisen besser zu bewältigen. Lokale Netzwerke zwischen Landwirtinnen und Landwirten und Verarbeitungsunternehmen können schnellere Reaktionen auf Marktentwicklungen und Veränderungen in der Nachfrage ermöglichen. Aber auch Investitionen in Bildung und klimataugliche Rohstofferzeugung sind Möglichkeiten des Engagements. Dies sorgt für eine höhere Resilienz der gesamten Lebensmittelversorgungskette.

Praxisbeispiele:

  • Bio-Landgut Fleisch EZG GmbH (PDF-Datei) - Die Bio-Landgut Fleisch-Erzeugergemeinschaft ist ein Unternehmen, das in enger Partnerschaft mit der rebio GmbH steht. Sie haben einen solidarischen Ausgleichsfonds eingeführt, in den alle liefernden Landwirtinnen und Landwirte einen Beitrag einzahlen. In Krisenzeiten oder Härtefällen wird daraus dem betroffenen Betrieb dann finanziell unter die Arme gegriffen.
  • Rapunzel Naturkost GmbH – Rapunzel hat Ende 2022 den Bio-Cent eingeführt. Für jedes verkaufte Produkt wird ein Cent an die Rapunzel Eine Welt Bio Stiftung gespendet, welche Bildungsprojekte zu Boden oder Bio-Saatgut betreibt, sich rund um die Bio-Landwirtschaft engagiert oder öko-soziale Initiativen unterstützt. So können zum Beispiel Projekte mit Partnerinnen und Partnern des Unternehmens in aller Welt unterstützt werden, um eine resiliente Lieferkette zu garantieren und gleichzeitig in den zunehmenden klimabedingten Katastrophen unterstützen zu können.

Angebot bio-offensive

Viele Verarbeitungsunternehmen würden gerne stärker auf heimische Produkte setzen, jedoch ist die Beschaffung auf einzelbetrieblicher Ebene manchmal schwer zu gewährleisten. Die bio-offensive unterstützt, gefördert durch die landwirtschaftliche Rentenbank, daher den Aufbau stabiler Kooperationen und Lieferbeziehungen. Dies tut sie mit zwei Angeboten:

  1. Der Aufbau von Kooperationsprojekten und Kooperationstreffen wird gezielt unterstützt.
  2. Ein Bio-Sourcing-Check bietet kompetente Beratung zur Beschaffungssicherheit.

Weitere Infos gibt es bei der bio-offensive direkt.

Autorin: Johanna Stumpner


Letzte Aktualisierung 25.11.2024

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