Sowohl Verbände als auch Unternehmen können den Kodex unterzeichnen. Verbände sollen ihren Beitrag leisten, indem sie ihre Mitglieder informieren und aufklären und zum Dialog mit anderen Akteurinnen und Akteuren ermutigen. Unternehmen müssen sich lediglich verpflichten, mindestens eines der Ziele zu erreichen. Wie das gelingen soll, muss in einem jährlichen Bericht festgehalten werden. Kleine und mittelständische Unternehmen liefern nur alle zwei bis drei Jahre einen Bericht ab. Zusätzlich zur Verpflichtung mindestens ein Ziel zu erreichen, gibt es die Möglichkeit eine "Vorreiter-Rolle" einzunehmen. Hierfür werden von den Unternehmen Verpflichtungen eingereicht, welche sich auf den Kernbereich des Unternehmens beziehen, messbar und nachweisbar sind und mit dem "Green Deal" und der "Vom Hof auf den Tisch"-Strategie übereinstimmen. Bei der Unterzeichnung sind der EU-Kommission die Ziele, die Motivation und die Auswahl der zusätzlichen Maßnahmen zu begründen. Der Zeitraum der Verpflichtungen sollte sich möglichst auf 2025 bis 2030 beziehen.
Aktive Gestaltung des Kodex
Eine Mitgestaltung und zukünftige Weiterentwicklung des Kodex ist auf drei Ebenen möglich. Zum einen gibt es die "Collaborative Platform", welche ausschließlich beratende Funktion hat und bei der sich alle interessierten Akteurinnen und Akteure beteiligen können. Auch Unternehmen, die den Kodex nicht unterzeichnet haben. Die zweite Ebene ist die der Unterzeichner, welche den Kodex ständig aktualisieren und zur Einhaltung verpflichtet sind. Die letzte Ebene besteht aus ausgewählten Unternehmen, Verbänden und der EU-Kommission, welche eine ausschließlich koordinierende Rolle einnehmen.
Vor- und Nachteile für Bio-Verarbeitungsunternehmen
Maximilian Falkenberg, Referent für Politik und Nachhaltigkeit bei der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL), findet, dass eine Vielzahl der Bio-Verarbeitungsunternehmen die vom Kodex gesteckten Ziele bereits einhalten und sogar übertreffen. Ein Beweggrund für eine Unterzeichnung sei laut Falkenberg die Möglichkeit eine Vorreiter-Rolle einzunehmen, um damit bereits einen recht hohen Benchmark zu setzen und in dieser Rolle den Kodex weiter aktiv mitzugestalten und auszubauen. Hierdurch ist es möglich einen direkten Einfluss bei der möglichen Entwicklung eines verpflichtenden Standards zu nehmen. Des Weiteren setze das Unternehmen mit der Unterzeichnung ein Zeichen für die Akzeptanz des "Green Deal" und der "Vom Hof auf den Tisch"-Strategie.
Falkenberg betont jedoch auch, dass der Kodex seiner Ansicht nach durchaus ambitionierter hätte sein können. Außerdem werde dem Öko-Landbau und der Herstellung von Bio-Lebensmitteln im Kodex nicht die Bedeutung zugeschrieben, die sie haben könnten. Der Öko-Landbau ist weltweit anerkannt für nachhaltige und ökologisch wertvolle Lebensmittel und spielt auch in der Strategie "Vom Hof auf den Tisch" eine wichtige Rolle. Dadurch, dass Unternehmen sich nur einem Ziel verpflichten müssen, sei für Verbraucherinnen und Verbraucher kaum Unterschiede zwischen den Maßnahmen der einzelnen Unternehmen erkennbar. "Der Kodex ist ein weiterer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit in der konventionellen Lebensmittelindustrie. Dies könnte es für Bio-Unternehmen zunehmend schwieriger machen, sich nach außen hin abzugrenzen", zieht Falkenberg als Resümee. Schlussendlich ist das Ziel des Verhaltenskodex, dass die Unternehmen gemeinsam nachhaltiger wirtschaften und ihre Ressourcenbeschaffung in der gesamten Lieferkette nachhaltiger gestalten. Bislang ist der Kodex noch freiwillig, aber die EU-Kommission hat bereits angekündigt, dass der Kodex für nachhaltige Unternehmenspraktiken verpflichtend werden kann, wenn er keine ausreichende Wirkung zeigt.