Anders als bei Bananen oder Kaffee gibt es beispielsweise für Schokolade oder Gewürzmischungen, sogenannten Mischprodukten, mehr Spielräume. Die Regeln sind nicht so streng wie bei naturbelassenen Bio-Produkten:
- Alle Zutaten, die als Fairtrade-zertifizierte Rohstoffe verfügbar sind, müssen aus Fairtrade-Quellen stammen.
- Der Anteil aller Fairtrade-Zutaten muss, gemessen am Normalgewicht/-volumen des Endprodukts, mindestens 20 Prozent ausmachen.
- Hinzugefügtes Wasser und/oder Milchprodukte fließen in diese Berechnung nicht ein, wenn ihr Anteil mehr als 50 Prozent des Endproduktes beträgt.
- Bei Kakao, Tee, Zucker und Fruchtsäften ist ein Mengenausgleich durch eine Vermischung konventioneller und fair gehandelter Produkte zulässig. Es ist also gut möglich, dass eine Tafel Schokolade mit dem Fairtrade-Siegel gar keinen fair erzeugten Kakao enthält. Umgekehrt kann eine bestimmte Kakaomenge aus fairer Produktion zu Schokolade verarbeitet werden, ohne dass diese Tafeln das Fairtrade-Siegel tragen. Im Endeffekt müssen die verkaufte Menge an Fairtrade-Rohstoffen und die eingekaufte Menge in der gesamten Lieferkette übereinstimmen.
Werden all diese Bedingungen erfüllt, dürfen die Herstellerinnen und Hersteller von Fairtrade-Mischprodukten das Fairtrade-Siegel auf der Vorderseite der Verpackung anbringen. Der Prozentsatz Fairtrade-zertifizierter Inhaltsstoffe muss auf der Rückseite der Verpackungen stehen. Erfolgt ein Mengenausgleich, muss dies aus der Kennzeichnung hervorgehen.
Naturland Fair in Nord und Süd
Weniger bekannt und verbreitet ist bisher das Naturland Fair-Label. Seit 2010 bietet der international agierende Öko-Anbauverband eine freiwillige Zusatzqualifizierung für seine Mitglieder sowie für seine Partnerunternehmen an. Die Palette der rund 600 zertifizierten Produkte reicht von "Fair-Handelsklassikern" wie Kaffee, Kakao oder Bananen bis hin zu Lebensmitteln des täglichen Bedarfs wie Milch, Brot- und Backwaren, Gemüse oder Getreideprodukte. Gegenwärtig nutzen hierzulande vierzig Naturland zertifizierte Verarbeitungsunternehmen die Siegelvariante Naturland Fair. Das Siegel gilt überall. "Naturland bezieht auch Erzeugerinnen und Erzeuger aus dem globalen Norden in den Gedanken des fairen Handels ein. Damit möchten wir dem Höfesterben hierzulande entgegenwirken", erklärt Andreas Ziermann vom Naturland Verband.
Ein Pluspunkt für die Verarbeiterinnen und Verarbeiter ist, dass sich die Fair-Kontrolle mit der Ökokontrolle kombinieren lässt. Das spart Kontrollkosten. Dafür sind die Regeln strenger als beim Fairtrade-Zeichen. Bei einem aktuellen Vergleich von sechs Nachhaltigkeitssiegeln kam die Stiftung Warentest zu dem Schluss, dass das Naturland Fair Siegel den höchsten Standard setzt.