Lupinen

Ökologischer Lupinenanbau

Süßlupinen sind aufgrund ihres hohen Proteingehalts und der sehr guten Wertigkeit des Proteins ein wertvolles Futtermittel. Diese heimische Leguminose kommt vor allem auf leichten Böden gut zurecht.

Der Anbau von Lupinen findet hauptsächlich auf den sandigen Standorten Ost- und Norddeutschlands statt. Hier ist die Lupine neben der Erbse die wichtigste Körnerleguminose. Während vor etwa 30 Jahren noch etwa 85 Prozent der Anbaubaufläche von der Gelben Lupine und 15 Prozent von der Weißen Lupine eingenommen wurde, sind heute vor allem Blaue Lupinen – auch Schmalblättrige Lupine genannt – im Anbau vorherrschend. Ursache dafür ist die 1995 erstmals aufgetretenen Lupinenkrankheit "Anthracnose", die den Anbau der anfälligen Gelben und Weißen Lupinen nahezu zum Erliegen gebracht hat.

Der Begriff "Blaue Lupine" stammt aus einer Zeit, als es nur blaublühende Formen gab. Inzwischen gibt es Sorten der Blauen Lupine, die rosa, weiß oder mehrfarbig blühen. Dennoch wurde die Bezeichnung "Blaue Lupine" beibehalten.


Film ab: Lupinenanbau - Erfolg mit neuen Sorten


Auf rund 14.000 Hektar wurden im Jahr 2022 Lupinen im ökologischen Landbau angebaut, das entspricht rund 44 Prozent der Gesamtanbaufläche in Deutschland.

Die meisten der im Handel befindlichen Sorten sind bitterstoffarme Sorten. Das heißt, sie haben einen Alkaloidgehalt von weniger als 0,05 Prozent. Aufgrund ihrer günstigen Proteinzusammensetzung können Lupinenprodukte zur menschlichen Ernährung überall dort verwendet werden, wo auch Soja verwendet wird. Der hierfür geforderte Alkaloidgehalt von kleiner als 0,02 Prozent wird insbesondere von Sorten der Weißen Lupinen erreicht.

In der Tierernährung ist die Lupine durch ihre hohen Eiweißgehalte und sehr gute Verdaulichkeit insbesondere für die Schweine- und Geflügelfütterung interessant. Trotz der höheren Proteingehalte erlöst die Lupine aber selten die erforderlichen Mehrpreise gegenüber Erbsen und Ackerbohnen.

Da sich der Anbau in Deutschland derzeit vor allem auf die Blaue Lupine konzentriert, beziehen sich die folgenden Kulturhinweise auf diese Lupinenform.

Standortansprüche

Bevorzugt werden leichte, gut durchlässige Böden (Sandstandorte) mit einem pH-Wert unter 6,5. Die Blaue Lupine (Lupinus angustifolius) reagiert sehr empfindlich auf hohe Kalkgehalte (Kalkchlorose). Wie viel freies Kalzium vorhanden ist, lässt sich mit einem Salzsäuretest oder einer Bodenuntersuchung feststellen.

Fruchtfolge

An die Vorfrucht werden nur geringe Ansprüche gestellt. Die Vorfruchtwirkung der Lupine selbst liegt in der Stickstoffbindung und der guten Bodengare. Ihre lange und kräftige Pfahlwurzel bricht Verdichtungen auf und trägt damit zur Verbesserung der Bodenstruktur bei.

Wie andere Leguminosen, ist auch die Lupine mit sich selbst unverträglich. Daher sollten Anbaupausen von mindestens sechs Jahren eingehalten werden. Auch zu anderen Körnerleguminosen und Feinleguminosen sollte ein ausreichend großer Abstand von drei bis vier Jahren eingehalten werden, um das Risiko von Erkrankungen und Ertragsrückgängen zu minimieren.

Sortenwahl

Bei der Blauen Lupine haben sich zwei Wuchstypen etabliert: verzweigt und endständig. Bei verzweigten Wuchstyp bilden sich neben dem Haupttrieb mehrere Nebentriebe, an denen zusätzliche Hülsen ansetzen. Der endständige Typ setzt dagegen nur am Haupttrieb Hülsen an. Diese sitzen allerdings meist über der Blattmasse wodurch endständige Sorten schneller und gleichmäßiger abreifen, außerdem sind dieses Sorten standfester. Verzweigte Wuchstypen sind dafür massewüchsiger und ertragreicher.

Öko-Sortenversuche

In den Bundesländern werden jährlich verschiedene Sorten unterschiedlicher Kulturarten getestet. Dabei werden (zum Teil) auch Versuche auf Öko-Betrieben durchgeführt. Unter den folgenden Links finden Sie die jeweiligen Webseiten, auf der die Versuchsergebnisse der Bundesländer für verschiedene Kulturen veröffentlicht werden.

Regionale Sortenempfehlungen gibt es bei der Gesellschaft zur Förderung der Lupine e. V.

Saat

Die Saat sollte ähnlich wie bei der Körnererbse in einen zumindest leicht erwärmten Boden erfolgen. Der optimale Saatzeitpunkt liegt zwischen Mitte März und Anfang April. Endständige Sorten können auch noch bis Mitte April gesät werden. Die Saattiefe sollte zwei bis drei Zentimeter betragen. Der Reihenabstand hängt davon ab, ob der Bestand gehackt werden soll.

Wegen der fehlenden Verzweigung müssen bei den endständigen Sorten die Bestände dichter (120 bis 140 keimfähige Körner pro Quadratmeter) gesät werden als beim Verzweigungstyp (100 bis 120 keimfähige Körner pro Quadratmeter).

Die Lupine kann auch im Gemenge angebaut werden. Der dichtere Bestand unterdrückt Beikräuter und mindert das Anbaurisiko. Geeignete Gemengepartner sind Hafer, Gerste, Triticale, Leindotter oder Öllein.

Empfehlungen zu Gemengeanbau gibt es bei der Gesellschaft zur Förderung der Lupine e. V.

Saatgut

Aufgrund des Risikos mit der samenbürtigen Pilzkrankheit Anthracnose darf nur geprüftes, zertifiziertes Öko-Saatgut zum Einsatz kommen. Da auch Fremdbefruchtung vorkommt, ist bei Nachbau ein teilweiser Verlust der Bitterstofffreiheit nicht auszuschließen.

Infos zur Verfügbarkeit von Öko-Saatgut gibt es auf organicXseeds.de. Mit Einzelfallgenehmigung können Bio-Landwirtinnen und -Landwirte auch konventionelles, nicht chemisch gebeiztes Saatgut verwenden.

Auf Standorten, auf denen noch nie Lupinen angebaut wurden, sollte eine Impfung des Saatgutes mit Rhizobien (Knöllchenbakterien) erfolgen.

Düngung

Lupinen sind wie alle Leguminosen in der Lage, über eine Symbiose mit Bakterien Luftstickstoff zu binden. Ein zu hoher Gehalt an verfügbarem Stickstoff im Boden behindert diese Stickstoffbindung durch die Knöllchenbakterien. Aus diesem Grund sind alle Maßnahmen förderlich, die darauf abzielen, den Stickstoffgehalt im Boden vor der Leguminosenkultur gering zu halten. Dazu zählt zum Beispiel ein möglichst großer Abstand zur vorherigen Leguminose oder Düngung mit N-reichen Substraten wie Gülle, oder aber der Anbau einer Zwischenfrucht mit einer Nicht-Leguminose.

Da die Blaue Lupine über ein sehr tiefes und leistungsfähiges Wurzelnetz verfügt, ist der Düngebedarf äußerst gering. Bei normaler Versorgung mit Grundnährstoffen ist deshalb eine Grunddüngung in der Regel nicht notwendig. Hervorzuheben ist insbesondere das hohe Phosphor-Aneignungsvermögen der Blauen Lupine. Sie schließt etwa doppelt so viel Phosphat auf, wie sie selbst benötigt. Voraussetzung hierfür ist ein gut durchwurzelbarer Boden ohne Verdichtungen.

Unkrautregulierung

Die Saat auf Getreideabstand ist möglich, bietet sich aber nur für Standorte mit geringem Unkrautdruck an, da das Unkrautunterdrückungsvermögen der Lupine gering ist. Der ideale Reihenabstand für Hacksysteme liegt wie bei der Ackerbohne bei doppeltem Getreideabstand. Weitere Reihenabstände sind je nach Mechanisierung des Betriebes möglich, bringen aber Ertragsverluste. Blindstriegeln kann je nach Witterungsverlauf eingeplant werden. Der Striegeleinsatz im Bestand ist möglich, sobald die Pflanzen nicht mehr verschüttet werden.

Die Unkrautregulierung beginnt aber nicht erst mit dem Striegeln, sondern schon weit vorher. So haben die Schlagauswahl, die Vorbewirtschaftung, die Stoppel- und Grundbodenbearbeitung sowie die Aussaat erheblichen Einfluss auf das Unkrautgeschehen.

Mehr dazu unter Das Unkrautmanagement bei Öko-Körnerleguminosen beginnt vor der Saat“.

Krankheiten und Schädlinge

Die gefährlichste Lupinenkrankheit ist die Anthracnose. Ihre Erreger lieben feuchte, niederschlagsreiche Bedingungen. Typische Symptome der Anthraknose sind Verkrümmungen, welke Blätter, Brennflecken an Blättern und Hülsen, Lagerbestände, bis hin zum völligen Ertragsausfall. Da die Krankheit samenbürtig ist, liegt hier der entscheidende Schlüssel für den Lupinenbau. Wichtige Vorsichtsmaßnahmen sind die Verwendung von absolut anthracnosefreiem Saatgut, kein Anbau in unmittelbarer Nähe von im Vorjahr befallenen Feldern sowie keine Verschleppung von Feld zu Feld durch Maschinen.

Mehr zu Schaderregern in Lupinen unter: Bestimmungshilfe für Schaderreger im Ackerbau.

Ernte

Lupinen sollten zur Vermeidung von Platzverlusten nicht zu spät geerntet werden. Endständige Sorten reifen Ende August relativ gleichmäßig ab, während Verzweigungstypen erst nach und nach bis Ende September abreifen und beim Drusch wegen des hohen Anteils an Nachblühern oft feuchteres Erntegut erbringen.

Die geeignete Lagerfeuchte liegt bei 14 Prozent Wassergehalt. Folglich ist eine Trocknung praktisch immer erforderlich. Die Erträge im Öko-Landbau liegen zwischen fünf und 30 Dezitonnen pro Hektar.



Letzte Aktualisierung 16.05.2024

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