Körnererbsen

Ökologischer Körnererbsenanbau

Die Erbse ist eine wertvolle Körnerleguminose, die im Anbau jedoch einiges an Know-how und Fingerspitzengefühl erfordert. In der Praxis kommt es deswegen zu stark schwankenden Erträgen.

Die Körnererbse (Pisum sativum) ist wie alle Körnerleguminosen ein Fruchtfolgeglied mit zentraler Bedeutung im ökologischen Landbau. Wegen der Stickstofffixierung durch die Pflanzen sind die Vorfruchtansprüche gering und die Vorfruchtwirkung gut. Im Jahr 2022 wurden in Deutschland dennoch nur gut 11.000 Hektar Futtererbsen ökologisch angebaut. Das entspricht rund 10 Prozent der gesamten Erbsenanbaufläche.

Die inner- und zwischenbetriebliche Verwertung als Futter für Rind, Schwein und Geflügel ist sehr wirtschaftlich. Für reine Ackerbaubetriebe stehen neben der Verkaufsfrucht Erbse vor allem Fruchtfolgeaspekte im Vordergrund.

Das Interesse an der Verwertung der Körnererbse in der Humanernährung nimmt zu, insbesondere für Proteinisolate in Fleischersatzprodukten. Insofern bieten sich Marktfruchtbetrieben heute gute Möglichkeiten, ihre Körnerleguminosen zu vermarkten.

Nach Möglichkeit sollten schon im Vorfeld Gespräche mit der aufnehmenden Hand geführt werden. Lieferverträge sichern den Warenfluss ab und schaffen eine für beide Seiten zufriedenstellende Preisgestaltung. Die Nutzung von Online-Marktplätzen (wie beispielsweise www.leguminosenmarkt.de) oder der Abnehmerkarte der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP), der Saatenunion und des Demonstrationsnetzwerks Erbse/Bohne können eine gute Hilfestellung für die Vermarktung bieten.

Körnererbsen gibt es als Winter- und als Sommerform. Die folgenden Empfehlungen beziehen sich auf die Körnererbse als Sommerform, die in der Praxis überwiegt. Anbauhinweise zur Winterkörnererbse gibt es unter: LeguNet – Winterkörnererbse.

Standort

Die Erbse hat eine relativ kurze Vegetationszeit, was ihren Anbau bis weit nach Nordeuropa möglich macht. Wo es für die Ackerbohne zu trocken wird, kann die Erbse noch erfolgreich angebaut werden, denn sie gedeiht auch auf leichten bis mittelschweren Böden. Allerdings reagiert sie sehr negativ auf Verdichtungen und damit verbundener Staunässe, schlechter Durchlüftung und langsamerer Erwärmung. Die Wasserversorgung ist vor allem in der Keimphase und in der Blüte wichtig, bei der bis zu 140 Prozent des Eigengewichtes an Wasser aufgenommen wird. Auch eine gute Kalkversorgung mit pH-Werten von 6 bis 7 ist wichtig.

Fruchtfolge

Vor und nach der Körnererbse sollten stickstoffzehrende Kulturen stehen. Bezüglich der Stickstoff-Fixierleistung steht die Körnererbse hinter der Acker- und Sojabohne. Wie viel Stickstoff letztlich fixiert wird und für die Folgekultur zur Verfügung steht, hängt jedoch von zahlreichen Faktoren ab.

Die Erbse ist mit sich selbst unverträglich. Daher sind Anbaupausen von sieben bis zehn Jahren einzuhalten. Der Abstand zu Feinleguminosen (Klee, Luzerne) sollte mindestens drei bis vier Jahre betragen. Das Gleiche gilt auch für Zwischenfrüchte, die Leguminosen enthalten. Sie sollten mit größtmöglichem Abstand zur Erbse in der Fruchtfolge stehen.

Die Vorfruchtwirkung der Erbse liegt neben der Stickstoffbindung in der kurzen Vegetation, der guten Bodengare und dem Auflockern der Getreide- und Gräserfolge. Bei starker Verunkrautung können diese positiven Aspekte aber auch von höherem Unkrautdruck in der Folgefrucht überlagert werden.

Saat

Die Aussaat erfolgt unter trockenen Bedingungen ab Anfang März (Keimtemperatur 1-2 °C). Da die Erbse frostempfindlich ist und die langsame Keimentwicklung bodenbürtigen Krankheitsbefall begünstigt, ist eine Saat im April oft sicherer. Gesät werden kann bis Ende April.

Der Boden sollte vor der Saat der Körnererbse ausreichend abgetrocknet und gut gelockert sein. Dies beugt Auflauf- und Fußkrankheiten vor und sichert einen guten Kulturstart. Die Aussaat kann mit einer Drillmaschine erfolgen. Günstiger ist jedoch die Verwendung eines Einzelkornsägeräts. Damit wird eine bessere Tiefenführung und Standraumverteilung erreicht. Um homogene und damit konkurrenzstarke Bestände zu erzielen, ist besonders auf eine gleichmäßige Ablage des Saatguts in der Reihe zu achten.

Je nach Aussaatbedingungen sollte die Saatstärke zwischen 80 und 100 keimfähigen Körnern je Quadratmeter gewählt werden. Eine Saattiefe von vier bis sechs Zentimenter wird empfohlen, um eine gute Wasserversorgung des Kornes sicherzustellen. Je tiefer die Saat, umso ausführlicher können auch Unkrautregulierungsmaßnahmen im Vorauflauf (Blindstriegeln) sicher durchgeführt werden. Je nach Art der mechanischen Unkrautregulierung werden Reihenabstände zwischen 12,5 und 30 Zentimetern gewählt.  

Beim Saatgut ist die Gesundheit zu beachten. Der Ascochyta-Pilz zum Beispiel kann die Keimfähigkeit stark beeinträchtigen. Zertifiziertes Saatgut aus ökologischer Erzeugung wird darauf geprüft. Bei eigenem Nachbau ist vor der Aussaat eine Analyse auf samenbürtige Krankheiten durchzuführen.

Sortenwahl

Für die Körnernutzung werden inzwischen fast nur noch halbblattlose Sorten verwendet. Sie sind tanninfrei. Im Vergleich zu den Blatttypen haben die halbblattlosen Sorten eine bessere Standfestigkeit. Blatttypen finden vor allem Anwendung im Gemengeanbau.

Bedeutende Kriterien für die Sortenwahl sind Ertrag, Gesundheit, Rohproteingehalt, Wuchslänge, Standfestigkeit und Tausendkorngewicht.

Öko-Sortenversuche

In den Bundesländern werden jährlich verschiedene Sorten unterschiedlicher Kulturarten getestet. Dabei werden (zum Teil) auch Versuche auf Öko-Betrieben durchgeführt. Unter den folgenden Links finden Sie die jeweiligen Webseiten, auf der die Versuchsergebnisse der Bundesländer für verschiedene Kulturen veröffentlicht werden.

Düngung

Körnererbsen sind wie alle Leguminosen in der Lage, über eine Symbiose mit Bakterien Luftstickstoff zu binden. Ein zu hoher Gehalt an verfügbarem Stickstoff im Boden behindert diese Stickstoffbindung durch die Knöllchenbakterien. Aus diesem Grund sind alle Maßnahmen förderlich, die darauf abzielen, den Stickstoffgehalt im Boden vor der Leguminosenkultur gering zu halten. Dazu zählt zum Beispiel ein möglichst großer Abstand zur vorherigen Leguminose oder Düngung mit N-reichen Substraten wie Gülle, oder aber der Anbau einer Zwischenfrucht mit einer Nicht-Leguminose.

Eine optimale Kalkversorgung ist wichtig. Bei pH-Werten unter 6 empfiehlt sich eine Gabe von kohlensaurem Kalk vor der Aussaat im Frühjahr.

Zur Ertragsbildung von 50 Dezitonnen pro Hektar benötigt die Körnererbse circa 55 Kilogramm P2O5  je Hektar und rund 70 Kilogramm K20. Zu- und Abschläge sind bei der Düngung entsprechend der Ertragserwartung und der Bodenversorgungsstufe zu berücksichtigen. Dazu sollten regelmäßig Bodenuntersuchungen durchgeführt werden.

Phosphor wird im Öko-Landbau meist als weicherdiges Rohphosphat oder Kompost ergänzt. Die Wirksamkeit von Rohphosphat beschränkt sich jedoch auf Böden mit pH-Werten unter 6, und ist somit bei Körnererbsen nicht zu empfehlen. Komposte oder andere organische Dünger bieten bei Körnererbsen eine gute Möglichkeit der Phosphor-Versorgung. Sie liefern dazu noch Kalium und Spurenelemente. Wichtig ist, dass der Kompost gleichmäßig verteilt und oberflächlich eingemischt wird, damit die Phosphor-Aufnahme durch die Wurzeln unterstützt wird. Eine Schwefeldüngung ist bei der Erbse nicht üblich.

Unkrautregulierung

Neben der Witterung und den Bodenverhältnissen beeinflusst der Besatz an Beikraut das Druschergebnis erheblich. Die Erbse ist aufgrund schwacher Konkurrenzkraft gegenüber Verunkrautung besonders anfällig, weshalb die Unkrautregulierung ein entscheidender Faktor für einen erfolgreichen Anbau ist. Vor der Aussaat ermöglicht eine vorgezogene flache Saatbettbereitung das Auflaufen von Samenunkräutern, die dann durch die Bestellung beseitigt werden ("Falsches Saatbeet"). Danach ist ein- oder zweimaliges Blindstriegeln notwendig. Nach dem Auflaufen ist der Striegel erst ab handhohen Pflanzen einsetzbar. Jetzt kann je nach Witterung bis zum Verranken mehrfach gestriegelt werden. Bei intensivem Striegeleinsatz sollte die Aussaatmenge um zehn bis 15 Prozent erhöht werden.

Bei weiten Reihen kommt die Unkrautregulierung mit Hackgeräten zum Zuge.

Die Unkrautregulierung beginnt aber nicht erst mit dem Striegeln, sondern schon weit vorher. So haben die Schlagauswahl, die Vorbewirtschaftung, die Stoppel- und Grundbodenbearbeitung sowie die Aussaat erheblichen Einfluss auf das Unkrautgeschehen.

Mehr dazu unter Das Unkrautmanagement bei Öko-Körnerleguminosen beginnt vor der Saat.

Krankheiten und Schädlinge

Bodenbürtige Erreger können gerade bei verzögertem Auflauf der Erbse schaden. Daher ist der optimale Aussaatzeitpunkt bedeutsam. Der Anbauabstand zu vorhergehenden Leguminosen ist unbedingt einzuhalten. Die Verbreitung von samenbürtigen Krankheiten muss durch zertifiziertes Öko-Saatgut oder eigene Laboranalysen vermieden werden.

Bei Vogelfraß nach der Aussaat ist der Einsatz von Abwehrmaßnahmen wie Flugdrachen oder Schreckschussapparat in Erwägung zu ziehen. Große Bedeutung kann der Erbsenwickler haben. Hier spielt die Anbauverbreitung in der Region eine Rolle.

Mehr zu Schaderregern in Körnererbsen unter: Bestimmungshilfe für Schaderreger im Ackerbau

Ernte

Körnererbsen sind meist zeitgleich mit Winterweizen druschreif. Das Erntefenster ist jedoch kürzer als bei Getreide. Die Ernte der Erbsen wird möglichst schonend durchgeführt. Viele Ährenheber helfen, bodennahe Hülsen zu erfassen und lagernde Bestände zu dreschen. Die Haspel wird möglichst wenig eingesetzt, damit die Hülsen nicht platzen, bevor die Körner auf den Tisch fallen können. Daher unbedingt auf richtige Dreschereinstellung achten. Empfohlen wird das Dreschen bei Kornfeuchten von 16 bis 19 Prozent. Kornfeuchten von über 20 Prozent verursachen Trocknungskosten und Qualitätseinbußen durch Quetschkorn. Kornfeuchten unter 15 Prozent haben erhebliches Bruchkorn zur Folge und vermindern die Qualität durch Haarrisse.

Bei der Saatguterzeugung ist eine Samenbeschädigung auch bei der Einlagerung zu vermeiden, da die Keimanlagen nur durch eine dünne Schale geschützt werden. Große Fallhöhen sind besonders schädlich.

Zur längeren Lagerung sollte ein Restwassergehalt von 14 Prozent nicht überschritten werden, was meistens nur durch nachträgliche Trocknung erreicht werden kann. 

Die Kornerträge liegen im Öko-Landbau je nach Standort und Witterung zwischen unter fünf und 40 Dezitonnen pro Hektar.

Gemengeanbau

Der Gemengeanbau stellt ein geeignetes Instrument dar, mit dem der Unkrautdruck wirksam reduziert und extremer Trockenheit vorgebeugt werden kann. Als Gemengeanbau bezeichnet man den Anbau von zwei oder mehr Arten oder Sorten in Mischung zur gleichen Zeit auf ein und demselben Ackerschlag. Interessanter Gemengepartner für die Sommer-Körnererbse ist Sommergerste, für die Winterkörnererbse sind Roggen und Triticale gut geeignet. Beim Getreidepartner sollte standfesten Sorten der Vorzug gegeben werden.

Hier finden Sie mehr Infos zum Gemengeanbau.

Wissensplattform LeguNet

Mehr Leguminosen in der Fruchtfolge!

Im Rahmen der bundesweiten Eiweißpflanzen­strategie bündelt das LeguNet das Wissen rund um Körnerleguminosen. LeguNet will den Selbstversorgungsgrad mit Körnerleguminosen in Deutschland mit vielen Maßnahmen fördern.

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Letzte Aktualisierung 16.05.2024

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