Hülsenfrüchte – Daumen hoch fürs Klima!

Hülsenfrüchte – Daumen hoch fürs Klima!

Ein strategisches Ziel der im Januar 2024 beschlossenen Ernährungsstrategie der Bundesregierung ist es, eine pflanzenbetonte Ernährung zu stärken, die tierische Proteine vor allem mit Hülsenfrüchten ersetzt. Dr. Lars Winterberg, Leiter des Referats "Ernährung und Klima" des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) erklärt im Interview, weshalb Hülsenfrüchte nicht nur gesund und lecker sind, sondern auch klimafreundlich.

Oekolandbau.de: Welche Rolle spielen Hülsenfrüchte in der Ernährungsstrategie der Bundesregierung?

Dr. Lars Winterberg: "Gutes Essen für Deutschland", so hat die Bundesregierung ihre jüngst veröffentlichte Ernährungsstrategie betitelt. Und Hülsenfrüchte sind in der Tat prominent vertreten. Hier geht es darum, mehr Pflanze auf den Teller zu bringen. Und wie sichert man eine stärker pflanzenbetonte Ernährung? Genau, mit mehr Gemüse, Obst und Hülsenfrüchten – und zwar möglichst unverarbeitet, regional und saisonal. Das ist eins von insgesamt sechs strategischen Zielen. So rücken also zum Beispiel auch Erbsen, Bohnen, Linsen, Lupinen und Sojabohnen in den Fokus – vor allem für die deutsche Gemeinschaftsverpflegung. Denn hier werden täglich circa 40 Millionen Essen ausgegeben. So ließe sich auch die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Erzeugnisse steigern. Und wer in Mensa oder Kantine auf den Geschmack kommt, trägt Hülsenfrüchte vielleicht bald auch in die eigene Küche.

Oekolandbau.de: Welchen Beitrag können Hülsenfrüchte für eine klimafreundlichere und nachhaltigere Ernährung leisten?

Dr. Lars Winterberg: Hülsenfrüchte sind nicht nur lecker, sondern liefern auch reichlich Proteine. So kann man leichter auf Fleisch und Wurst verzichten. Das ist nicht nur gut für mich, sondern auch fürs Klima. Immerhin gehen mindestens 21 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen auf das Konto unseres globalen Ernährungssystems. Und einen besonders großen Fußabdruck haben nun mal leider tierische Lebensmittel. Mehr Hülsenfrüchte auf dem Acker, das heißt auch weniger düngen. Denn Hülsenfrüchte eignen sich gut, um Stickstoff aus der Luft zu binden. Und mit Hülsenfrüchten gibt es auch mehr Abwechslung auf dem Acker, mehr Insekten und mehr biologische Vielfalt. Sprich, Daumen hoch fürs Klima!

Oekolandbau.de: Wie können Verbraucherinnen und Verbraucher für Hülsenfrucht-Produkte begeistert werden?

Dr. Lars Winterberg: Der Mensch "ernährt" sich nicht, er möchte essen und trinken – und zwar möglichst mit Genuss, mit Abwechslung und mit allen Sinnen. Gerade Hülsenfrüchte haben da viel zu bieten. Vom tradierten Soul-Food wie "Omas Erbseneintopf" bis hin zur Exotik eines indischen Currys. Wer auf Fleisch verzichten möchte, greift übrigens schnell mal zu Ersatzprodukten – zum Beispiel auf Basis von Erbsenproteinen. Aber warum eigentlich hoch verarbeitet? Hülsenfrüchte lassen sich ja vielfältig zubereiten, und es gibt zahlreiche tolle Rezepte. Was schmeckt, setzt sich sowieso durch. Aber klar, wir brauchen Anregungen. Stichwort Ernährungsumgebungen: Von der Außer-Haus-Gastronomie bis zu Kochshows im TV, überall lassen sich Impulse setzen. Wir brauchen positive Narrationen, gute Vorbilder und insgesamt mehr Möglichkeiten, eigene Erfahrungen zu sammeln.



Letzte Aktualisierung 07.02.2024

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