Der Begriff Naturwein darf zwar nach dem deutschen Weingesetz nicht auf dem Etikett stehen, taucht in der Weinwelt aber vielfach auf. Denn der Wunsch nach einem Wein ganz ohne Zusatzstoffe und aufwändige Kellertechnik wächst. Frei nach dem Motto: Trauben und sonst nichts. Der meiste Naturwein stammt von Bio-Betrieben, aber auch einige konventionelle Winzerinnen und Winzer machen naturbelassenen Wein.
Um für Klarheit in der Naturweinszene zu sorgen, haben Ecovin und Wine System anlässlich der internationalen Bio-Weinpreisverleihung 2021 zwei Mindestanforderungen für Naturwein definiert: Erstens: Die verarbeiteten Trauben müssen mindestens nach der EU-Öko-Verordnung biozertifiziert sein. Zweitens darf beim Weinausbau kein Schwefel als Konservierungsmittel zugesetzt werden. "Auf dieser Definition können andere Verbände aufbauen", hofft Martin Darting.
Nix rein und nix raus
Bei Naturwein darf "nix rein". So geben die puristischen Winzerinnen und Winzer keine Hefen zur besseren Gärung hinzu, sondern vertrauen voll auf die spontane Gärung. Diese gelingt durch die auf den Traubenschalen und vor allem in den Weinkellern ohnehin befindlichen Hefepilze. Da aber auch "nix raus" darf, bleiben auch die Trubstoffe im Wein. Entsprechend sind Naturweine oft nicht ganz klar. Das muss aber nicht so sein: Wenn der Wein genug Zeit bekommt, klärt er sich von selbst. "In Georgien lagern die Weine mindestens ein halbes Jahr in Amphoren. Da sedimentieren die Trubstoffe, quasi gefiltert mit der eigenen Maische, auf den Grund", weiß Weinexperte Darting.
Noch ein Nischenprodukt
Naturweine schmecken häufig intensiv kräftig, aber nicht fruchtbetont und sind ideale Essensbegleiter. Allerdings lässt sich mit viel Handwerkskunst auch ein leichter Naturwein herstellen. Guter Naturwein sei die Königsklasse unter den Weinen. "Hier entfaltet sich das ganze Potenzial der Trauben. Klima und Rebsorte spiegeln sich im Geschmack", schwärmt Darting.
Der höhere Zeitaufwand und das größere Risiko für Fehlgärungen erklären den vergleichsweise hohen Preis: Naturweine kosten mit 20 bis 25 Euro deutlich mehr als andere Bio-Weine.
Zu bekommen sind Naturweine in der gehobenen Gastronomie, im Weinfachhandel und direkt beim Weingut. Einfach nachfragen oder auf dem Etikett nach folgenden Begriffen suchen:
Natural wine, Artisan wine, Naked wine, Vin vivant, vin naturel, Naturreiner Wein, Raw wine.