Die Hessische Staatsdomäne Gladbacher Hof bei Weilburg wird schon lange nach den Richtlinien von Bioland bewirtschaftet. Öko-Landbau und Technik sind kein Widerspruch, erläutert der Betriebsleiter Johannes Eisert.
Oekolandbau.de: Gibt es die Melkroboter auch außerhalb von Forschungsställen?
Johannes Eisert: Ja, die sind in der Praxis schon längst im Einsatz. Mittlerweile werden deutlich mehr Melkroboter als Melkstände verbaut. Viele Bio-Betriebe beweisen, dass Melkroboter und Weidegang, welcher im Öko-Landbau ja Pflicht ist, funktionieren. Daher sind nur die persönlichen Vorstellungen der Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, der Standort des Betriebes sowie die Größe der Milchviehherde ausschlaggebend dafür, welches Melksystem passt. Ein Melkroboter schafft es, circa 60 bis 70 Tiere zu melken. Ab dieser Herdengröße kann der Melkroboter ausgelastet werden und rentiert sich. Eine hohe Investition, aber ein neuer Melkstand ist ja auch nicht billig.
Oekolandbau.de: Wie verändern sich die Aufgaben der Tierhalterinnen und Tierhalter durch immer mehr Technik?
Eisert: Die Tierhalterinnen und Tierhalter müssen vermehrt Software bedienen, einstellen und auswerten können. Dazu brauchen sie mehr EDV-Kenntnisse. Nichtsdestotrotz müssen sie aber Zeit mit und in der Herde verbringen. Denn keine Robotik ersetzt das geschulte Auge der Tierhaltenden und den Tier-Mensch Kontakt. Größte Vorteile sehe ich in der flexibleren Arbeitszeiteinteilung und der Möglichkeit, die kranken Tiere über die Sensorik frühzeitig zu erkennen. Es wird aber nicht weniger Arbeit, sie verändert sich nur. Ob sich die Automatik lohnt, muss jeder Betrieb individuell entscheiden.
Oekolandbau.de: Kommen die Kühe bei so viel Automatik nicht zu kurz?
Eisert: Natürlich brauchen die Tiere trotzdem den täglichen Kontakt zum Menschen. Im Idealfall gewinnt der Tierhalter durch den Einsatz der Robotik für die Routinearbeiten mehr Zeit, sich um das Management seiner Herde und das Einzeltier zu kümmern. Die Kühe profitieren davon, dass sie ständig zum Melkroboter können. Bei uns hat sich die durchschnittliche Anzahl der Melkungen pro Kuh und Tag bereits nach vier Wochen auf 3,3 erhöht. Sprich die Kuh lässt sich lieber öfter als die üblichen zweimal täglich melken. Die mehrmalige Futtergabe pro Tag führt dazu, dass die Kühe ständig frisches Futter haben und nicht zu gewissen Stoßzeiten alle zum Futtertisch drängen.
Mein Fazit lautet also: Tier und Mensch können von der Technik profitieren.