Erstes sichtbares Zeichen für eine Mutterkorn-Infektion ist die Absonderung von Honigtau aus den Ährchen. Dadurch werden die Ähren verklebt und mit dunklen Schwärzepilzen besiedelt. Kurze Zeit später reifen in befallenen Ähren die Mutterkörner heran, die die Dauerorgane des Pilzes darstellen. Diese sind zunächst milchig weiß, verhärten sich jedoch nach kurzer Zeit zu einem schwarzbraunen Mutterkorn. Mutterkörner sind gerade, gebogen oder spiralig gedreht und innen weiß.
Schadwirkung
Der Mutterkorn-Pilz befällt viele Gräser, besonders die fremdbefruchter Roggen und Raigras, aber auch andere Getreide und Wild- und Futtergräser. Mutterkörner enthalten Alkaloide, die beim Verzehr Vergiftungen hervorrufen. Darum darf ein Höchstbesatz von 0,05 Prozent im Handelsgetreide nicht überschritten werden. Zudem sind Nutztiere bei der Beweidung von Futtergräsern welche Samen gebildet haben gefährdet.
Biologie und Befallsentwicklung
Der Mutterkornpilz überwintert als Dauerorgan (Sklerotium) im Boden. Im Frühjahr entwickeln sich daraus runde Pilzköpfchen mit zahlreichen napfförmigen Vertiefungen (Perithezien). Jedes Perithezium enthält Schläuche mit jeweils acht Sporen, die bei hoher Luftfeuchtigkeit herausgeschleudert werden und durch Windströmungen auf die unbefruchtete Narbe der Roggenblüte gelangen. Dieser Vorgang führt zur Primärinfektion der Roggenähren. Sechs bis acht Tage danach scheidet die infizierte Ähre Honigtau aus. Dieser enthält Pilzsporen (Konidien), die durch Regenspritzer oder Insekten zur Sekundärinfektion des Roggens führen.
In einer infizierten Blüte entwickelt sich anstelle eines Roggenkorns ein Pilzmycel, das sich innerhalb von sechs bis acht Wochen wieder zu einem bis zu vier Zentimeter langen, dunkelvioletten Sklerotium (Mutterkorn) verhärtet.