Nassfäule und Schwarzbeinigkeit (Erwinia carotovora)

Nassfäule und Schwarzbeinigkeit

Erwinia carotovora (Jones), Bakterienkrankheit mit verschiedenen Unterarten:
Bakterielle Welke, Stängelfäule (subsp. carotovora);
Schwarzbeinigkeit (subsp. atroseptica);
Knollennassfäule (subsp. carotovora undsubsp. atroseptica)

Schadbildbeschreibung

Auflaufschäden, Fehlstellen im Bestand und schwache Pflanzen mit wenigen Trieben weisen auf eine mögliche Schädigung der Mutterknollen durch Erwinia-Bakterien hin. Schädigungen am Kraut sind während der gesamten Vegetationsperiode zu finden.

Knollennassfäule erscheint im Feld und Lager. Dabei fault das Innere der Kartoffelknolle zu einem Brei, der sich mehr und mehr verflüssigt und bei leichtem Druck auf die Knolle heraustritt. An der Luft färbt er sich rötlich bis schwarzbraun. Typisch für diese Krankheit ist ein modriger Geruch.

Geht die Knollennassfäule auf die Stängel über, entstehen Schwarzbeinigkeit und Bakterielle Welke: Der Stängelgrund wird weich und verfärbt sich dunkel, Fiederblätter infizierter Triebe rollen sich aufgrund mangelnder Wasserversorgung ein. Das Laub verfärbt sich hell- bis gelbgrün, die Pflanze welkt und stirbt ab. Ist der Ausgangspunkt für die Krankheit kontaminiertes Pflanzgut, so werden viele Triebe einer Staude befallen. Kommt es zum Befall durch bodenbürtige Infektionen, erkranken oft nur einzelne Triebe.

Sind die Fäulnissymptome bis in die Blattachseln fortgesetzt, spricht man von Stängelfäule. Anfänglich wechseln augenscheinlich gesunde Partien mit braun-farbigen Teilen ab, später wird der Stängel bis in die oberen Regionen weichfaul.

Schadwirkung in Kartoffelanbau und -lagerung

Bei 15 Prozent Fehlstellen oder 10 Prozent Schwarzbeinigkeit im Bestand sind Ertragseinbußen zu erwarten. Nassfäule darf laut den Berliner Vereinbarungen der Kartoffelwirtschft zusammen mit Trocken- und Braunfäule, Frost-, Hitze und Salzschäden höchstens ein Prozent des Gewichtsanteils von Speisekartoffeln der Qualitätsklassen 1 und Extra ausmachen.

Durch Knollennassfäule sind besonders Frühkartoffeln gefährdet, die nicht schalenfest und bei warmen Temperaturen geerntet werden. Feuchte Bodenbedingungen im Spätsommer fördern Verluste an Lagerware. Unter guten Lagerbedingungen sind unverletzte Knollen gegenüber den Erregern tolerant. Unter ungünstigen Bedingungen, wie zum Beispiel dem Auftreten von Kondenswasser, kann es zu einer akuten Ausbreitung der Fäule im Lager kommen, ganze Partien von Kartoffeln können innerhalb kurzer Zeit verflüssigt werden.

Biologie der Bakterienkrankheit

Die Erkrankungen werden durch Bakterien verursacht, die vom Pflanzgut ausgehend über Bodenwasser und Wind verbreitet werden. Sie überdauern in symptomlosen, infizierten Pflanzenknollen und wandern mit dem Saftstrom in junge Triebe und neu gebildete Tochterknollen. Es ist davon auszugehen, dass in der Praxis nahezu jede Pflanzknolle infiziert ist, ohne dass diese Symptome aufweisen. Eine weitere Verbreitungsmöglichkeit ist die Infektion von Pflanze zu Pflanze durch den Transport im Bodenwasser. Die Erreger dringen dann über Verletzungen, Wachstumsrisse oder Atemöffnungen der Knolle ein. Eine Infektion durch sogenannte Aerosole, die durch Wind verbreitet werden, ist ebenfalls möglich.

Im Lager bildet der Faulbrei den Ausgangspunkt für den Befall weiterer Knollen. Infektionsquellen stellen auch kontaminierte Ernte- und Sortiermaschinen, Handhabungsgeräte, Transport- und Lagerbehälter sowie Staubpartikel dar. Die Verbreitung ist auf Feuchtigkeit und Abwehrschwäche der Knollen durch Wunden, Risse, Wucherungen und Sauerstoffmangel angewiesen - alle diese Schwächungen werden durch zu hohe Lagerfeuchte und Wasserfilm gefördert.

Regulierungsstrategien: vorbeugen und bekämpfen

Vorbeugende Maßnahmen

Im Anbau:

  • Verwendung von möglichst gering belastetem, nicht geschnittenem Saat- und Pflanzgut (bei Schnitt der Knollen Messer desinfizieren!)
  • Kontrolle der Bestände: Rechtzeitige Entfernung kranker Pflanzen vor der Knollenbildung

Bei Ernte und Lagerung:

  • Ernte voll ausgereifter, schalenfester Knollen möglichst ohne Beschädigung
  • Erntearbeiten bei Bodentemperaturen zwischen 10 bis 20 Grad (im Sommer früh morgens, im Herbst erst am Vormittag)
  • Sorgfältige Reinigung der Maschinen, Geräte und Lagerräume vor der Ernte und dem Einlagern durch Heißdampf oder Hochdruck, Desinfektion von Geräten zum Beispiel durch Erhitzen auf circa 50 bis 55 Grad für zehn Minuten
  • Entfernung kranker Knollen vor dem Einlagern
  • Sofort nach Einlagerung durch intensive Belüftung Knollenoberfläche abtrocknen und durch Lagerung bei 12 bis 15 Grad für zwei Wochen Wundheilung fördern
  • Trocken und kühl lagern
  • Kistenlager statt Schüttlager

Direkte Bekämpfung mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln

Derzeit sind Pflanzenschutzmittel auf der Basis von Kupferhydroxid zugelassen:

  • Beschränkung in deutschen Verbänden: 3 Kilogramm pro Hektar und Jahr Reinkupfer
    Bei einigen Verbänden ist die Anwendung nicht zulässig oder nur mit einer Ausnahmegenehmigung möglich.
  • Beschränkung nach EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau: 6 Kiklogramm pro Hektar und Jahr

Letzte Aktualisierung 19.04.2017

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