Weizensteinbrand, Weizenstinkbrand (Tilletia caries)

Weizensteinbrand, Weizenstinkbrand

Tilletia caries (DC.), synonym Tilletia tritici, Abteilung Ständerpilze

Schadbildbeschreibung

Junge Pflanzen haben auf den Blättern häufig chlorotische, punktförmige Aufhellungen, deren Auftreten aber sortenabhängig und im Feld meist nicht eindeutig zuzuordnen ist. Im Vergleich zu gesunden Pflanzen sind die Halme befallener Pflanzen leicht verkürzt. Die Ähren befallener Pflanzen blühen nicht und sind dunkel- bis blaugrün verfärbt. Später spreizen sich die Spelzen, und statt der Körner bilden sich die sogenannten Brandbutten mit anfangs schmierig-braunem, später pulvrigem Inhalt, der nach Fisch riecht. Spelzen und äußere Kornhülle bleiben erhalten.

Bei Verdacht auf Steinbrandbefall oder bei vorangegangenem Befall sollten Getreideproben untersucht werden (siehe Weblink unten).

Ähnliche Erreger

Durch Zwergbrand befallene Pflanzen sind zur Zeit des Ährenschiebens deutlich kürzer (30-50 Prozent der normalen Pflanzenhöhe), die brandbutten sind kleiner und härter.

Schadwirkung im ökologischen Getreideanbau

Weizensteinbrand gehört zu den gefährlichsten Pilzkrankheiten im ökologischen Getreideanbau. Er befällt Weizen, besonders Winterweizen, sowie Dinkel, Hartweizen, Triticale, Emmer und Einkorn sowie verschiedene Wild- und Kulturgräser. Dinkel weist meist geringeren Befall auf als Weizen. Befallenes Getreide ist ungenießbar, als Futtermittel eingesetzt führt es zu Geschmacks- und Geruchsveränderungen von Milch und Eiern undkann für Nutztiere ein gesundheitliches Risiko darstellen.

Steinbrandbefall kann zur Aberkennung von Saatgutbeständen führen, zulässig sind höchstens 5 Ähren mit Weizenflugbrand oder Weizensteinbrand je 150 Quadratmeter Fläche (befallene Ähren nicht vor der Feldbesichtigung entfernen, keine kranken Bestände in 50 Meter Umkreis; Anforderungen der Saatgutanerkennung).

Biologie und Entwicklung der Pilzkrankheit

In den Brandbutten sind die Sporen des Erregers in trockenem Zustand jahrzehntelang lebensfähig. Beim Dreschen werden die Sporen auf den Boden und andere Körner verteilt, dort bleiben sie äußerlich am Saatgut haften, insbesondere am Bärtchen des Korns. Die Sporen keimen nach der Aussaat gleichzeig mit dem Korn aus. Das Mycel durchdringt die Blattscheiden und wächst zum Vegetationspunkt. Weizensteinbrand ist eine vorwiegend samenbürtige Krankheit, neuere Untersuchungen zeigen aber, dass der Befall auch von Sporen im Boden ausgehen kann. Böden können durch vorangegangenen Befall, aber auch über Saatgut, Mist oder mit dem Wind von nahe gelegenen Feldern mit Sporen belastet werden. Man geht von einer Überdauerungszeit der Sporen im Boden von bis zu sechs Jahren aus. Grenzwerte für den Bodenbefall sind nicht bekannt.

Saatgut mit mehr als 20 Steinbrandsporen je Korn oder geringer Triebkraft unter 80% stellt ein Risiko für eine kritische Steinbrandinfektion des Bestandes dar. Nach anderen Untersuchungen können bereits eine bis fünf Sporen pro Korn zum Befall führen.

Das Befallsauftreten wird wesentlich vom Saattermin, der Witterung während des Auflaufens und der Sortenwahl beeinflusst. Getreide wird besonders unter Bedingungen befallen, unter denen die Keimlinge sich langsam entwickeln, bei fünf bis zehn Grad, auf Lehmboden bei geringer, Sandboden bei mittlerer und Moorboden bei hoher Feuchtigkeit (20 bis 60 Prozent). Wintergetreide wird stärker befallen als Sommergetreide.

Regulierungsstrategien: vorbeugen und Saatgut behandeln

Vorbeugende Maßnahmen

Das Saatgut sollte

  • aus befallsfreien Beständen stammen
  • laut Kaltkeimungstest eine hohe Triebkraft (ab 80%) haben
  • bei früheren Befallsereignissen im Betrieb und bei Nachbau untersucht werden, und laut Steinbranduntersuchung weniger als 20 Brandsporen je Korn enthalten
  • von den ökologischen Anbauverbänden bezogen werden. Diese bringen Z-Saatgut nur mit den genannten Werten für Triebkraft und Brandsporenbesatz in Verkehr, gesetzlich sind dagegen keine Triebkrafttests vorgeschrieben und bis zu 100 Steinbrandsporen je Korn erlaubt!
  • zusätzlich kann die Reinigung und Kalibrierung großer Körner das Infektionsrisiko senken
  • Dinkel sollte ungeschält ausgesät werden

Sortenwahl

  • Verminderte Anfälligkeit gegenüber Steinbrand ist bei Sorten aus ökologischer Züchtung weiter verbreitet als bei konventionellen Sorten, bei denen Steinbrandreistenz normalerweise kein Zuchtziel ist.
  • Als widerstandsfähige Weizensorten werden insbesondere Butaro, aber auch Achat, Aristaro, Florian, Genius, Graziaro, Hellmond, Philaro, Pireneo, Roderik, Spontan, Tamaro, Tilico und Trebelir.
  • Da der Pilz in verschiedenen Rassen auftritt, ist die Übertragbarkeit regionaler Sortenempfehlungen unter Umständen nur mit Einschränkungen möglich. Zudem kann sich die Widerstandsfähigkeit der Sorten durch die Anpassungsfähigkeit des Pilzes ändern.

Weitere vorbeugende Maßnahmen

  • Aussaat bei optimaler Temperatur und Bodenfeuchte (frühe Winterweizenaussaat, späte Sommerweizenaussaat), feines Saatbett, anwalzen
  • Flache Saatgutablage
  • Fruchtfolge:
    Anbauabstand zwischen allen Weizenverwandten Getreiden bei vorangegangenem Befall mindestens vier Jahre
    Fruchtfolgen mit Kleegras und Körnerleguminosen sowie gut entwickelten und gründlich eingearbeiteten Zwischenfrüchten fördern den Abbau der Brandsporen im Boden
  • Stallmistdüngung kann zwar zunächst Sporen weiter verteilen, fördert aber den Abbau der Brandsporen im Boden innerhalb von drei Jahren
  • Feldraine vor der Blüte mähen, um Übertragung von Wildgräsern zu unterbinden
  • Bei einem Drusch durch Lohnunternehmen darauf achten, dass wenigstens fünf Durchgänge steinbrandfrei gedroschen werden, bevor das Saatgut gedroschen wird

Maßnahmen bei Steinbrandbefall

  • Während der Blüte auf Steinbrandbefall kontrollieren
  • Befallene Ähren entfernen
  • Stark befallenes Getreide als Ganzpflanzensilage ernten oder gedroschen an Biogasanlagen vermarkten
  • Mäßig befallenes Getreide reinigen, dann ist es eventuell verfütterbar, Dinkel entspelzen
  • Stroh rotten lassen, dann tief einarbeiten
  • vor der Folgekultur tief pflügen

Bekämpfung durch Saatgutbehandlung

Eine vorbeugende Saatgutbehandlung wird von verschiedenen Experten ab 1 bis 20 Brandsporen je Korn empfohlen, der tolerierbare Grenzwert ist abhängig von der Sortenanfälligkeit und dem Verwendungszweck des Getreides. Auch bei Saatgutgewinnung von Flächen mit vorangegengenem Befall wird eine Saatgutbehandlung empfohlen.

  • Mittel auf Senfmehlbasis, zum Beispiel in einem Pflanzenstärkungsmittel, oder Verwendung gewöhnlicher gemahlener Senfsaat (Zulassung als Grundstoff). Die Art der Anwendung als Trockenbeize oder Feuchtbeize orientiert sich am Sporenbesatz (Gebrauchsanweisung beachten). Die Behandlung mit Gelbsenfmehl verändert die Fließfähigkeit der Körner.
  • Elektronenbehandlung (Zulässigkeit mit Verband oder Kontrollstelle abklären)
  • Saatgutbehandlung mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln auf Basis des Bakteriums Pseudomonas chlororaphisMA342
  • Heiß- und Warmwasserbeizung
  • Ebenfalls effektiv ist das Reinigen des Saatgutes mittels Saatgutbürstmaschine

Weblinks

Beratungsinfos des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen:

Steinbrandbefall im Ökolandbau erkennen und vermeiden

Zum Download: Checkliste Steinbrand und Zwergsteinbrand

Bioland Magazin: Beim Steinbrand zählt die Sorte. Bericht über Sortenversuche der LfL Bayern


Letzte Aktualisierung 07.02.2018

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