Bacillus thuringiensis ssp. tenebrionis (Bakterium)

Bacillus thuringiensis ssp. tenebrionis (Bakterium)

Bedeutung

Bei Bacillus thuringiensis spp. tenebrionis (B.t.t.) handelt es sich um ein Bakterium, das gegen den Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata) eingesetzt wird.  Es existieren weitere Unterarten von Bacillus thuringiensis, die seit vielen Jahren zur Regulierung von Schmetterlingslarven (Unterarten aizawai und kurstaki) sowie Stechmückenlarven (Unterart israelensis) verwendet werden. Ein käferwirksamer Stamm wurde erstmals 1982 im Institut für biologischen Pflanzenschutz der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Darmstadt aus einer Mehlkäferpuppe (Tenebrio molitor) isoliert. Dieser Stamm begründete die Unterart tenebrionis. Vor allem Käferlarven aus der Familie der Blattkäfer (Chrysomelidae) sind damit regulierbar, andere Lebewesen werden höchstens marginal beeinflusst.

Biologie und Verhalten als Nützling

Bacillus thuringiensis ist ein sporenbildendes, aerobes Bodenbakterium. Die Wirkungsweise des Bacillus thuringiensis spp. tenebrionis entspricht weitgehend den anderen Unterarten, allerdings sind gegen Kartoffelkäferlarven keine lebenden Bakteriensporen erforderlich. Sie sind zwar in den Präparaten enthalten, doch reichen die bei der Sporulation gebildeten Eiweißkristalle zur Regulierung aus.

Deshalb führen auch UV-Strahlen nur verzögert zu einer Inaktivierung des Spritzbelags. Niederschläge bedingen aber eine Abwaschung des Präparates.

Einsatzmöglichkeiten im Freiland

Schaderreger

Das Bakterium ist wirksam gegen die Larven des Kartoffelkäfer sowie andere Blattkäfer (Chrysomelidae) im Forst.

Anwendungsempfehlung

Bei Bacillus thuringiensis spp. tenebrionis müssen zwingend die Zulassungen beachtet werden. Die EU-Genehmigung von Bacillus thuringiensis subspecies tenebrionis endete 2019 (Aufbrauchfrist 2020). Ein Antrag auf Erneuerung der Wirkstoffgenehmigung wurde für das bis dahin einzige zugelassene Pflanzenschutzmittel Novodor FC nicht gestellt. Notfallzulassungen galten jedoch in den vergangenen Jahren. Informationen zu aktuellen Notfallzulassungen finden Sie auf der Homepage des BVL.

Das Bakterium kann mit den üblichen Pflanzenschutzgeräten ausgebracht werden. Entscheidend ist, dass am Fraßort der Käferlarven genügend Kristalle abgelagert werden. Junglarven reagieren bis zu 1.000-mal empfindlicher als Altlarven, deshalb ist ein frühzeitiger Einsatz der Präparate erstrebenswert. Gegen ältere Larven ist auch mit höheren Dosen nur noch ein Teilerfolg zu erzielen. Nach wenigen Stunden setzt ein Fraßstopp ein und nach einem oder wenigen Tagen sterben die Larven. Kartoffelkäfer stellen nur einige Tage den Fraß und die Eiablage ein, werden aber sonst nicht bleibend geschädigt.

Da die Fraßleistung bei niederen Temperaturen abnimmt, sollten nach der Anwendung wenigstens an einigen Stunden des Tages Temperaturen von über 15 Grad herrschen. Wegen der bald wieder aufgenommenen Eiablage der Käfer und dem weiteren Pflanzenwachstum (ungeschütztes Pflanzenmaterial) sind meist mindestens zwei Spritzungen gegen die erste Kartoffelkäfergeneration erforderlich. Eine Kombination mit Präparaten auf der Basis von Azadirachtin erscheint vorteilhaft.

Über § 6a des Pflanzenschutzgesetzes ist auch ein Einsatz von B.t.t. gegen forstschädliche Chrysomeliden möglich.


Wo kann ich Nützlinge kaufen?

Das Infoblatt beinhaltet eine Liste der in Deutschland kommerziell erhältlichen Nützlinge mit Anwendungsmöglichkeiten und Bezugsquellen

  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Herausgeber: Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
  • Autorin: Dr. Annette Herz, JKI Institut für Biologischen Pflanzenschutz
  • Zum kostenlosen Download (PDF-Dokument)

Letzte Aktualisierung 06.12.2021

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