Erzwespen

Erzwespen (Lariophagus distinguendus, Anisopteromalus calandrae)

Beschreibung

Die Lagererzwespe Lariophagus distinguendus (Foerster) wird zwei bis drei Millimeter lang und ist schwarz-bläulich schimmernd gefärbt. Die Beine sind rotbraun, die Flügel glasklar und kaum sichtbar geädert. Die Maiskäfererzwespe Anisopteromalus calandrae (Howard) ist mit ein bis drei Millimetern etwas kleiner, sonst ähnelt sie der Lagererzwespe stark.

Die Arten ähneln sich in ihrer Biologie und ihren Einsatzmöglichkeiten, bevorzugen aber unterschiedliche Umweltbedingungen.

Biologie und Verhalten als Nützling

Die Weibchen der Erzwespen parasitieren Larven verschiedener Arten vorratschädigender Käfer und der Getreidemotte. Sie sind darauf spezialisiert, Arten aufzuspüren, die sich im Korn oder Kokons verborgen entwickeln. Die Weibchen beginnen sofort nach dem Schlupf mit der Wirtssuche und spüren mit ihrem Geruchssinn auch einzelne befallene Getreidekörner über mehrere Meter Entfernung in einem Getreidelager auf. Die Larve wird gelähmt und stellt ihre Fraßaktivität und Entwicklung sofort ein. Daraufhin legt die Erzwespe je ein Ei neben eine Wirtslarve in das Getreidekorn. Die geschlüpfte Wespenlarve saugt die Käferlarve aus und verpuppt sich an deren Stelle im Getreidekorn. Nach dem Schlupf nagt sich die ausgewachsene Wespe aus dem Getreidekorn heraus. Da Erzwespen auch natürlich in Vorratslagern auftreten können, sind die Nützlinge in der Lage sich unter geeigneten Bedingungen auch langfristig zu etablieren.

Die Entwicklungsdauer vom Ei zur Wespe beträgt bei 26° C zwei bis drei Wochen. Es bestehen Unterschiede in den Temperaturansprüchen:

  • L. distinguendus: optimal 18 bis 35 °C und 60 % Luftfeuchte; minimal bis 10 °C
  • A. calandrae: optimal 20 bis 35 °C, weniger empfindlich gegenüber wärmeren Temperaturen als L. distinguendus. Daher wird von Nützlingsanbietern in Sommermonaten eine kombinierte Ausbringung von L. distinguendus und A. calandrae empfohlen.

Einsatzmöglichkeiten im biologischen Pflanzenschutz

Erzwespen parasitieren die Larven von Vorratsschädlingen, die im Getreidekorn oder in Kokons heranwachsen.

Parasitierte Vorratsschädlinge

  • Rüsselkäfer (Kornkäfer, Reiskäfer, Maiskäfer)
  • Nagekäfer (Brotkäfer, Tabakkäfer) – bevorzugter Wirt eines genetischen Untertyps von A. calandrae
  • Diebkäfer (Australischer Diebkäfer, Kräuterdieb, Kugelkäfer, Messingkäfer)
  • Samenkäfer (Gattung Callosobruchus, Speisebohnenkäfer)
  • Auch Samenkäfer der Gattung Bruchus (Erbsenkäfer, Linsenkäfer und andere) werden parasitiert, gegen sie ist aber kein Nützlingseinsatz im Lager nötig
  • Getreidemotte

Anwendungsempfehlungen

  • Die Ausbringung erfolgt wiederholt, um eine ausreichende Anzahl Erzwespen im Verhältnis zur Schädlingspopulation aufrecht zu erhalten („Überschwemmungsverfahren“). Optimierte Verfahren mit einmaliger Aufstellung einer Zuchtbox für L. distinguendus befinden sich in der Entwicklung.
  • L. distinguendus kann auch vorbeugend mit 30 bis 40 Wespen je 100 Quadratmetern Getreide schützen, bei Vorjahresbefall wird die doppelte Menge empfohlen.
  • Da frisch geschlüpfte Wespen in den ersten vier Tagen nach dem Schlupf die meisten Eier legen, sollte zugeschickte Nützlinge zügig freigesetzt werden.
  • Der Aktionsradius und die maximale Eindringtiefe in Schüttungen beträgt circa vier Meter.
  • Die Erzwespen können von oben und den Seiten her in Getreideschüttungen eindringen und können in den oberen 50 Zentimetern Kornkäferbefall stark vermindern (60 bis 80 Prozent Befallsverminderung bei Freisetzung von einer Erzwespe je einem Kornkäfer), in 50­ bis 100 Zentimetern Tiefe wird noch eine Verminderung des Befalls um circa 30 Prozent erzielt.
  • Sie können auch in Sacklagern in verschiedene Materialien  wie Jute, Polypropylen, Nylon, und Papier eindringen, aber nicht in Baumwolle und Polyethylen-Folienbeutel.
  • Da sich die adulten Tiere außerhalb des Korns aufhalten, werden sie mit normalen Reinigungsverfahren problemlos aus den Produkten entfernt.

Wo kann ich Nützlinge kaufen?

Das Infoblatt beinhaltet eine Liste der in Deutschland kommerziell erhältlichen Nützlinge mit Anwendungsmöglichkeiten und Bezugsquellen

  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Herausgeber: Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
  • Autorin: Dr. Annette Herz, JKI Institut für Biologischen Pflanzenschutz
  • Zum kostenlosen Download (PDF-Dokument)

Letzte Aktualisierung 06.12.2021

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