Weißstängeligkeit, Sklerotinia (Sclerotinia sclerotiorum)

Weißstängeligkeit, Sklerotinia (Sclerotinia sclerotiorum)

Beschreibung des Pilzes

Sklerotinia-Weißstängeligkeit tritt meist zunächst am Stängel, in einigen Gemüsen zuerst an den äußeren Blättern oder erst während der Lagerung auf. Werden Keimlinge infiziert können sie durch Keimlingsfäule absterben.

An Raps, Sonnenblumen, Leguminosen bilden sich nach der Blüte an Stängeln oder Seitentrieben, meist von den Verzweigungen ausgehend, weiße bis weißgraue Flecken mit dunklerem Rand. Es entsteht ein zunächst weißes, Watte-artiges Pilzgewebe das den Stängel überwuchert. Im Stängel bilden sich schwarze, 5 bis 15 Millimeter lange, unregelmäßig geformte Dauerorgane (Sklerotien), die an Mutterkorn erinnern. Durch den Stängelbefall knicken Pflanzen oder welken vorzeitig, was nesterweise im Bestand auffällt. Sonnenblumen welken nach der Blüte vorzeitig. Selten wird der Befall im untersten Stängelbereich oder an Rapsschoten und Leguminosenhülsen beobachtet.

An einigen niedrig wachsenden Gemüsen wie Salat beginnt die Infektion mit Welke, Verbräunung und Fäulnis der äußeren Blätter, die sich nach innen fortsetzt. Das oben beschriebene Pilzgewebe bildet sich auf abgestorbenen Blättern und dem Wurzelhals.

An lagernden Gemüsen und Kartoffeln tritt Fäule und weißes Pilzgewebe auf.

Ähnliche Schädlinge

  • Die verwandte Art Sclerotinia minor tritt vor Allem an Salat auf und S. trifoliorum befällt bevorzugt Futterleguminosen. Sie sind kaum von S. sclerotiorum unterscheidbar.

Schadwirkung

Sklerotinia befällt eine Vielzahl an Pflanzen, darunter:

  • Raps
  • Sonnenblumen
  • Hülsenfrüchte wie Erbsen, Ackerbohne, Sojabohnen, Linsen
  • Kartoffeln
  • Kohlarten
  • Erdbeeren, Äpfel und Steinfrüchte
  • Viele Gemüsekulturen, Kräuter, und Zierpflanzen, für eine detaillierte Auflistung siehe Hortipendium: Sclerotinia sclerotiorum
  • Luzerne und Klee sind gering anfällig.

Große Schäden entstehen in Jahren mit feucht-warmen Frühsommern und bei hoher Luftfeuchtigkeit. Für Raps schätzt man den Ertragsausfall (in Prozent) als die Hälfte des Anteils befallener Pflanzen (in Prozent). Befallene Sojabohnen können in ihrer Qualität beeinträchtigt sein. Bei Sonnenblumen beeinträchtigt besonders Befall kurz nach der Blüte die Menge und Größe gebildeter Samen, Öl- und Eiweißqualität werden nicht beeinträchtigt. Mit Sklerotinia befallene Kartoffeln und Lagergemüse entwickeln innerhalb weniger Monate Lagerung Weißfäulen (Möhren, Sellerie, Bohnen, Kürbis). Die Verunreinigung des Ernteguts mit Sklerotien wird als Fremdbesatz angesehen, ist aber in der Fütterung nicht gesundheitsschädlich. Samen befallener Kulturen sind durch die verringerte Keimfähigkeit und mögliche Krankheitsübertragung nicht als Saatgut geeignet.

Biologie

Die Pilzkrankheit verbreitet sich vor Allem über den Boden, kann aber auch durch Saatgut, Pflanzenreste und Beikräuter übertragen werden. Die Sklerotien werden beim Drusch freigesetzt und können viele Jahre (Angaben schwanken von 7 bis 12) im Boden überleben. Ihr Überleben hängt neben den Umweltbedingungen stark vom Bodenleben ab, da viele Pilze und Bakterien als natürliche Gegenspieler die Sklerotien abtöten können. Sklerotien in den obersten Bodenschichten keimen im Frühjahr bei 6 bis 10 °C und guter Bodenfeuchte. Sie entwickeln sich zu braunen Fruchtkörpern ähnlich tellerförmigen, kurzen Pilzen mit 3 bis 15 Millimeter Durchmesser.

Die Fruchtkörper können Pflanzen auf zwei Wegen infizieren: Nach ihrer Reifung setzen sie Sporen frei, die mit dem Wind verbreitet werden und bei ausreichender Blattfeuchte zunächst abfallende Blütenblätter, in späteren Kulturen auch Keimblätter, besiedeln. Dichte, feuchte  Bestände zur Blütezeit sind für die Pilzentwicklung optimal. Von infizierten, in den Blattachseln liegenden Blütenblättern geht die Infektion dann auf die Stängel über. Der Pilz kann auch direkt von den Fruchtkörpern am Boden auf den unteren Stängelbereich auswachsen. Dies erfolgt bei Ackerkulturen seltener, ist aber typisch für niedrig wachsende Gemüsekulturen wie Salat und Möhren.

Regulierungsstrategien

Vorbeugende Maßnahmen

Da die Dauerorgane bis zu zwölf Jahre im Boden überleben, muss ihrer langfristigen Anreicherung vorgebeugt werden.

  • Weite Fruchtfolge, mindestens drei bis fünf Jahre Anbaupause zwischen anfälligen Arten
  • Gesundes Saatgut verwenden
  • Luftfeuchtigkeit verringern: breite Reihenabstände, Beikrautkontrolle, luftig wachsende Sorten, gegebenenfalls seltenere Bewässerung zur Blütezeit und Klimasteuerung im Gewächshaus.
  • Aktives Bodenleben fördern
  • Gründliche Beikrautkontrolle: viele Beikräuter wie Kratzdistel, Gänsefuß und Vogelmiere dienen dem Pilz als Nebenwirt
  • Eine Auswahl Sklerotinia-anfälliger Beikräuter und Einfluss der Bodenbearbeitung auf die Entwicklung von Sklerotinia
  • Lagergemüse nach der Ernte zügig kühlen

Direkte Bekämpfung und zugelassene Pflanzenschutzmittel

  • In Gemüse- und Sonderkulturen befallene Pflanzen entfernen. Nicht kompostieren.
  • Im Gartenbau kann durch Tauchen oder Gießen von Jungpflanzen mit Bodenhilfsstoffen auf der Basis von Bacillus subtilis (auch B. amyloliquefaciens, Stamm FZB 24W oder FZB42), das Ansteckungsrisiko von Salaten mit Rhizoctonia verringert werden.
  • Pflanzenschutzmittel auf der Basis von Coniothyrium minitans sind in allen anfälligen Kulturen in Freiland und Gewächshaus gegen verschiedene Sklerotinia-Arten zugelassen. Der Wirkstoff ist ein Bodenpilz welcher die Sklerotien parasitiert und, bei  rechtzeitigem vorbeugendem Einsatz, innerhalb von zwei bis drei Monaten großteils abtötet.
  • Der Einsatz kann auf die Stoppeln der befallenen Kultur erfolgen, um dem Befall künftiger Kulturen vorzubeugen. Durch Mulchen oder Walzen der Rapsstoppeln wird ein direkter Kontakt des Mittels mit den Sklerotien erreicht.
  • Eine Anwendung direkt vor der Aussaat einer anfälligen Pflanze ist auch möglich. Hierzu werden höhere Aufwandmengen bei optimalen Saatbedingungen ausgebracht und zusammen mit der Saatbettbereitung eingearbeitet. Bei Kulturen, die auch direkt über auswachsendes Pilzgewebe infiziert werden können, muss eine frühzeitige Bodenbehandlung erfolgen.

Überprüfen Sie bitte unbedingt die aktuelle Zulassung und Anwendungsvorschriften, zum Beispiel auf www.pflanzenschutz-information.de


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