Schalenwickler

Schalenwickler

Apfelschalenwickler (auch Fruchtschalenwickler) Adoxophyes orana, Lederfarbener Schalenwickler Pandemis heparana und verwandte Arten, Familie: Wickler

Schadbildbeschreibung

Es gibt verschiedene Schalenwickler-Arten, die sich stark ähneln. Die etwa einen Zentimeter langen Falter sind gelbgrau (Apfelschalenwickler) bis orangebraun (Lederfarbener Schalenwickler) mit bogenförmig gebänderter Flügelzeichnung. Sie sind von Ende Mai bis September zu beobachten. Gelbgrüne Eier finden sich in dachziegelartigen Eigelegen im Juni und an den Blättern im September.

Die Raupen werden etwa zwei Zentimeter lang und sind von blasser, gelbgrüner bis dunkelgrüner Körperfarbe. Kopf und Nackenschild sind von etwas dunklerem grün. Ausgewachsene Raupen des Apfelschalenwicklers haben einen honiggelben Kopf und gleichfarbiges Nackenschild. Sie treten von März bis Mai und von Ende Juni bis Anfang Oktober auf.

Das Schadbild der Schalenwickler unterscheidet sich nach Jahreszeit: Im Frühjahr werden Knospen und Blätter angefressen. Blätter werden häufig zusammengerollt oder zu mehreren zusammengesponnen. Der Fraß erfolgt von der Blattunterseite her und erscheint oft fenster- oder siebartig. Im Sommer schädigt die zweite Generation der Raupen Triebspitzen und Früchte. Typisch ist der oberflächliche Schabefraß an der Schale von Äpfeln mit flachen Mulden in das Fruchtfleisch hinein. Die nadelstichartigen bis muldenartigen Fraßstellen verkorken, trotzdem bilden sich dort oft Faulstellen.

Ähnliche Schädlinge

Verschiedene Wicklerarten können ähnliche Schadbilder hervorrufen und regional stark auftreten, unter anderem der Große Obstbaumwickler (Archips podana) und der Heckenwickler (Archips rosana), die eine gitterartige Flügelzeichnung haben, die an die Struktur trockenen Laubes erinnert. Der Gelbbauchwickler (Ptycholoma lecheana) trägt eine schwarze, netzartige Flügelzeichnung, der Rote und der Graue Knospenwickler (Spilonota ocellana und Hedya nubifera) tragen grau-weiße Flügelbereiche. Die Raupen dieser Arten sind von blassgrüner bis grünbrauner Farbe. Da diese Arten aber nur eine Generation im Jahr entwickeln, verursachen sie selten wirtschaftlich relevante Schäden.

Im Frühjahr kann auch der Kleine Frostspanner Knospen und Triebspitzen sowie Blütenbüschel schädigen. Seine ebenfalls grüne Raupe ist anhand der hellen Längsstreifen und der stark buckelnden Fortbewegung gut von Wicklerlarven zu unterscheiden.

Schadwirkung

Schalenwickler befallen verschiedene Arten von Kern- und Steinobst. Die Raupen der Herbstgeneration verursachen den Hauptschaden, da der Fraß an der Fruchtschale die optische Qualität und die Lagerfähigkeit der Früchte beeinträchtigt. Der Schädling kann in einigen Regionen wirtschftlich relevante Schäden verursachen.

Biologie in Kürze

Die überwinterten Raupen der Schalenwickler erscheinen, je nach Art, ab Ende März oder im April und fressen an den sich öffnenden Knospen. Später schädigen sie die Blütenbüschel und Blätter. Nach der Blüte beginnen sie, sich zu verpuppen und bringen von Ende Mai bis Mitte Juli die erste Faltergeneration hervor. Diese legt ihre Eigelege auf Blättern ab, aus denen nach etwa zehn Tagen junge Raupen schlüpfen.

Die zweite Generation der Raupen erscheint, je nach Schalenwickler-Art, ab Juli und August. Sie fressen bis Anfang Oktober an Trieben und Früchten, bevor sie sich zur Überwinterung an Laub, Holz und Fruchtmumien zurückziehen. In warmen Jahren kann sich im September noch eine dritte Generation des Apfelschalenwicklers entwickeln. Andere Schalenwicklerarten haben nur eine Generation.

Regulierungsstrategien: Vorbeugen und bekämpfen

Befallsüberwachung

Überwinternde Generation:

  • Fruchtholzproben im Winter auf überwinternde Raupen untersuchen
  • im April bis Mai Blüten- oder Fruchtbüschel auf Raupen und Fraßstellen untersuchen
  • Schadschwellenangaben für eine Frühjahrsbekämpfung variieren von 1 bis 5 Raupen oder Befallsstellen je 100 Blüten- oder Fruchtbüschel
  • Pheromonfallen zur Überwachung des Falterflugs, bei verstärktem Flug weitere Kontrollen
    Es sind verschiedene Pheromone für bestimmte Arten von Schalen- Knospen- und Heckenwicklern verfügbar, daher ist für eine erfolgreiche Überwachung eine Artbestimmung hilfreich.

Sommergeneration:

  • Ab Ende Juni Triebspitzen visuell auf Raupen oder Fraßstellen untersuchen
  • Schadschwellengaben für eine Sommerbehandlung variieren von 2 bis 5 Raupen oder Fraßstellen je 100 Triebspitzen
  • Im Spätsommer/Herbst zur Ernte Früchte  auf Fraßstellen untersuchen
  • Schadschwelle: bei mehr als 1 Prozent befallener Früchte ist eine stärkere Präsenz des Schädlings im Folgejahr zu erwarten und eine Frühjahrsbehandlung einzuplanen

Das Auftreten verschiedener Entwicklungsstadien von Schalen-, Knospen- und Heckenwicklern wird auch durch das Modell POMSUM (für mehrere Apfelschädlinge) auf der Basis von Temperaturverläufen berechnet (zur Übersicht der Vorhersagemodelle).

Auf Grund des niederen Wirkungsgrades der eingesetzten Mittel sind die Schadensschwellen je nach Befallslage und -druck zu relativieren.

Vorbeugende Maßnahmen

  • Vogelförderung durch Nisthilfen: Raupen aber auch Falter sind eine begehrte Nahrung für Vögel
  • Nützlingsförderung: verschiedene Insekten, wie Ohrwürmer, Wanzen, Raupenfliegen, Brack-, Erz- und Schlupfwespen sind bedeutende Gegenspieler des Schalenwicklers
  • Kulturführung zur Förderung eines ruhigen Baumwachstums durch Sommerschnitt, Sommerriss, Wurzelschnitt

Biotechnische und biologische Bekämpfung mit Nützlingen

Direkte Bekämpfung mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln

Derzeit sind Pflanzenschutzmittel auf der Basis folgender Wirkstoffe zugelassen:

Schalenwickler-Granulosevirus AdorGV gegen den Apfelschalenwickler Adoxophyes orana.

  • Das Präparat hat eine mäßig hohe Wirksamkeit, ist jedoch günstig für die Schonung von Schlupfwespen. Parasitierte Schalenwicklerraupen sterben durch das Virus so langsam ab, dass sich die Schlupfwespe noch entwickeln kann und zur zukünftigen Regulierung der Population beiträgt.
  • geeignet zur Regulierung bei mäßigem Befall
  • meist zwei Anwendungen nötig
  • Zusatz von 0,25 Prozent Magermilchpulver möglich

Bacillus thuringiensis gegen Larven der ersten Generation im Frühjahr

  • in Kern-, Stein- und Johannisbeerenobst zugelassen
  • Das Präparat hat die höchste Wirksamkeit, Schlupfwespen können sich in den zügig absterbenden Raupen aber nicht mehr entwickeln.
  • geeignet bei sehr hohem Befall oder wenn verschiedene Arten gemeinsam auftreten und reguliert werden sollen
  • meist zwei Anwendungen erforderlich
  • mit Maßnahmen zur Reduzierung des Triebwachstums verbinden

Die Grundstoffe Fruktose oder Saccharose (Frucht- und Haushaltszucker)

  • können selbstständig zu einem Pflanzenschutzmittel verarbeitet werden
  • dienen im Frühjahr als Blattspritzung gegen Schmetterlingsraupen

Pyrethrine dürfen nicht eingesetzt werden, auch wenn sie in manchen Bundesländern nach Einzelfallgenehmigung oder in manchen Jahren bundesweit nach Notfallzulassung zugelassen sind. Die Tiere sind nur schlecht zugänglich und es werden auch die Nützlinge mit erfasst!


Weblink

Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau: Gesunderhaltung der Kulturpflanzen im Ökologischen Apfelanbau. Broschüre über in der Praxis angewandte Maßnahmen und den Stand der Forschung zur Regulierung verschiedener Apfelschaderreger.


Aus der Forschung - für die Praxis

Im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) werden zahlreiche Forschungsprojekte durchgeführt.

INSEKTOEKOOBST (bis 2020)

Das Forschungsprojekt erarbeitet Bausteine zur Optimierung der Regulierung der Apfelsägewespe, der Rotbeinigen Baumwanze und von Schalenwicklern. Diese Bausteine sollen optimal in die Gesamtstrategie zur Insektenregulierung im Ökologischen Kernobstanbau integriert werden. 

Zur Projektbeschreibung in der Datenbank Organic Eprints

Letzte Aktualisierung 09.10.2018

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