"Unsere Tiere bekommen nur Bio-Futter"
Der Demobetrieb Gut Hirschaue hält mitten in Brandenburg 500 weibliche Tiere Damwild und 150 Rothirschkühe plus deren Nachwuchs. Betriebsleiter Henrik Staar erläutert, was das Besondere am Bio-Wild ist.
Oekolandbau.de: Warum halten Sie Bio-Wild?
Henrik Staar: Nach der Wende haben wir uns auf unseren mageren Brandenburger Böden bewusst für ein Nischenprodukt entschieden. Allerdings sind Wildtiere im Vergleich zu Rindern viel anspruchsvoller, was das Futter angeht. Sie fressen eine Weide nicht komplett ab, sondern wählen sich immer das schmackhafteste Futter aus. Beispielsweise fressen sie die Luzerne solange ab, bis kein Blatt mehr hochkommt. Deswegen halten wir die Tiere auf verschiedenen Äckern. Außer Klee-Grasmischungen bieten wir ihnen in einer festen Fruchtfolge über das Jahr auch Hafer, Roggen und Mais mit Serradella als Unterwuchs zur Beweidung an. So bleibt der Speiseplan abwechslungsreich.
Oekolandbau.de: Wieso sollten Verbraucherinnen und Verbraucher überhaupt Bio-Wild kaufen?
Henrik Staar: Die heimische Jagd kann die Nachfrage nach Wild gar nicht decken. Außerdem können wir garantieren, dass unsere Bio-Wildtiere nur Futter aus eigenem ökologischem Anbau bekommen. Dagegen hat sich das Wildschwein bestimmt auch am konventionellen Mais bedient. Das Reh kann auch auf einem kürzlich gespritzten Raps- oder Getreideacker gefressen haben.
Darüber hinaus ist die Wildhaltung eine besonders extensive, naturverträgliche Form der Landnutzung. Um unseren Wildtieren einen natürlichen Wetterschutz zu bieten, haben wir auf unseren 200 Hektar über 17.000 Bäume und Sträucher gepflanzt. Von diesem Biotopverbund profitieren auch andere Wildtiere und Vögel. Da unsere Hirsche so viel Platz haben, kann es nicht zur Überdüngung der Flächen kommen.
Oekolandbau.de: Warum gibt es dann so wenig Bio-Wildtierhalter?
Henrik Staar: Die Bio-Wildtierhaltung lohnt sich eher auf großen Flächen. Oder als Nischenprodukt auf kargen Standorten. Da der Bio-Wildhalter keinen synthetischen Stickstoffdünger auf seinen Weideflächen ausbringt, kann er auf seiner Gatterfläche weniger Tiere als ein konventioneller Tierhalter ernähren. Damit kann er pro Hektar Gehegefläche deutlich weniger erlösen.
Außerdem gibt es viel Konkurrenz aus dem Ausland, vor allem aus Neuseeland. Dort haben die Engländer das Wild eingeführt und es gedeiht gut. Anders als bei uns dürfen die Tiere in Neuseeland jedoch auf dem Schlachthof geschlachtet werden.