Weiterer zentraler Baustein des biointensiven Anbaus ist eine aufwendige Kompostwirtschaft. Der Kompost ist die wichtigste Nährstoffquelle und trägt zum erwünschten Humusaufbau bei. Der Erhalt und die Förderung der Bodenfruchtbarkeit gelten als Schlüssel für einen erfolgreichen biointensiven Anbau. Der Kompost setzt sich in der Regel aus Ernteresten und Grüngut zusammen.
Bei Gemüsearten mit hohem Nährstoffbedarf wird zusätzlich auch Stallmist eingearbeitet. Ziel ist ein möglichst geschlossener Nährstoffkreislauf ohne Zukauf kommerzieller Düngemittel. Um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten, sind auch mehrwöchige Anbaupausen sowie die Aussaat von Zwischenfrüchten oder eine Gründüngung. Der Aufwuchs wird kompostiert, damit die Nährstoffe im Betriebskreislauf bleiben.
Der größte Teil der Arbeit erfolgt per Hand, insbesondere das Hacken. Für die Beetvorbereitung oder die Einarbeitung von Grüngut kommen zum Teil auch spezielle Kleintraktoren mit entsprechenden Geräten zur Bodenbearbeitung zum Einsatz. Ihre Abmessungen sind immer an die Beetbreite angepasst, denn die Beete selbst werden niemals betreten oder befahren.
Direktvermarktung mit hohen Umsätzen
Die meisten Betriebe vermarkten ihr Bio-Gemüse direkt ab Hof und kommen damit auf relativ hohe Erlöse. Betriebe aus Kanada und Frankreich, die mit weniger als einem Hektar Fläche arbeiten, berichten von Umsätzen von bis zu 100.000 Euro im Jahr. Durch die geringen Investitionskosten für Fläche und Maschinen sowie relativ niedrige laufende Kosten erreichen sie zudem hohe Gewinnspannen von 45 Prozent.
Das macht das Konzept vor allem für junge Landwirtinnen und Landwirte attraktiv, die mit überschaubaren Investitionen von weniger als 50.000 Euro einen eigenen Betrieb aufbauen können. Hinzu kommt, dass der Arbeitsaufwand pro Fläche zwar hoch ist, aber aufgrund der kleinen Gesamtfläche insgesamt geringer ist als bei Betrieben mit größerer Flächenausstattung. Das heißt, die Arbeitszeitbelastung ist insgesamt geringer als in der übrigen Landwirtschaft.
Das System ist anspruchsvoll
Allerdings stellt die intensive Bio-Produktion auf kleiner Fläche hohe Ansprüche an das Management. Allein die Planung der Fruchtfolgen in den einzelnen Beeten ist aufgrund der vielen Gemüsearten und den kurzen Kulturzeiten sehr aufwendig. Schließlich gilt es, möglichst lange Anbaupausen zwischen Gemüsekulturen gleicher Familien wie Kohl- oder Kürbisgewächsen einzuhalten, um einer Bodenmüdigkeit oder Krankheiten durch enge Fruchtfolgen vorzubeugen.
Auch die Kompostwirtschaft und Düngung, die Technik der Bodenbearbeitung und die Optimierung der Pflanzabstände bei den einzelnen Gemüsearten erfordern viel Know-how und Erfahrung und müssen optimal auf die jeweiligen Standortbedingungen abgestimmt sein. Und nicht zuletzt gehört auch eine professionelle Vermarktung der Frischware mit kurzen Transportwegen und verlässlichen Abnehmern zum Konzept. Denn letztlich entscheiden diese Faktoren über die Nachhaltigkeit der Erzeugung und vor allem über die Rentabilität des Systems.
Text: Jürgen Beckhoff