Mehlmotten-Ichneumon (Venturia canescens)

Mehlmotten-Ichneumon (Venturia canescens)

Beschreibung

Venturia canescens (Gravenhorst), auch Motten-Ichneumon, ist 5 bis 7 Millimeter lang und hat einen markant eingeschnürten, sehr schmalen bräunlichen Hinterleib mit einem lang herausragenden Legebohrer für die Eiablage. Die sonst schwarze Wespe hat durchsichtige geäderte Flügel und sehr lange Fühler.

Biologie und Verhalten als Nützling

Venturia canescens parasitiert eine Reihe vorratsschädlicher Mottenlarven, insbesondere Zünslerlarven aber auch Wachsmotten. Im Gegensatz zur Brackwespe Habrobracon hebetor, die das gleiche Wirtsspektrum angreift, lähmt V. canescens den Wirt nicht. Die adulten Tiere legen je ein Ei in eine Wirtsraupe. Die Wespenlarve entwickelt sich in ihrem Inneren und tötet sie erst nachdem sie sich in einem Kokon verpuppt hat. Fortgeschrittene Larvenstadien werden verstärkt parasitiert, da sie mobiler sind, das Lagergut verlassen und somit eher angetroffen werden als kleinere, im Substrat verborgene Larven. Die Schlupfwespenart geht in kein Ruhestadium zur Überwinterung.

Einsatzmöglichkeiten im Vorratsschutz

Parasitierte Vorratsschädlinge

Venturia canescens parasitiert Mottenlarven ab dem zweiten Entwicklungsstadium. Eine Schlupfwespe kann bis zu 100 Raupen parasitieren, in der praktischen Anwendung ist ihre Wirksamkeit aber niedriger. Zu ihrem Wirtsspektrum gehören:

Anwendungsempfehlungen

  • Honigzufütterung erhöht die Aktivität der Wespen
  • Zur Vorbeugung im Ansiedlungsverfahren: eine Wespe je vier Schädlingslarven, bauen Population im Lager langsam auf und die nachfolgenden Generationen kontrollieren langfristig die Schädlinge. Z. B. vorbeugend 25 V. canescens je 100 m2 Raumfläche in Mühlen und Bäckereien.
  • Zur akuten Behandlung in Überschwemmungsverfahren: eine Wespe je maximal zwei Schädlingslarven, erzielt hohe Schädlingskontrolle direkt durch die ausgebrachten Wespen, ihre Vermehrungsrate ist dann aber niedriger.
  • V. canescens dringt nicht in Schüttungen ein sondern parasitiert nur Raupen an der Oberfläche und außerhalb der Schüttung. Sie kann aber Wirtsraupen über größere Entfernungen aufspüren.

Eine kombinierte Ausbringung mit der Brackwespe H. hebetor erreichte im Versuch die höchste Schädlingskontrolle, mit 93 Prozent Schädlingsreduktion. Dabei wurden pro Mottenlarve zwei Wespen, eine von jeder Art, ausgebracht. Im Vergleich dazu wurden bei einzelner Anwendung von H. hebetor 66 Prozent der Schädlinge und von V. canescens 59 Prozent der Schädlinge getötet. Durch ihre schnelle Vermehrung und ihre Fähigkeit in Getreideschüttungen einzudringen kann H. hebetor dichte Ansammlungen von Mottenlarven gut kontrollieren, dagegen spürt V. canescens auch einzelne verstreute Larven in weniger stark befallenen Produkten und Lagern auf.


Wo kann ich Nützlinge kaufen?

Das Infoblatt beinhaltet eine Liste der in Deutschland kommerziell erhältlichen Nützlinge mit Anwendungsmöglichkeiten und Bezugsquellen

  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Herausgeber: Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
  • Autorin: Dr. Annette Herz, JKI Institut für Biologischen Pflanzenschutz
  • Zum kostenlosen Download (PDF-Dokument)

Letzte Aktualisierung 01.12.2021

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