In einem ersten Schritt identifizieren die Mitarbeitenden des BÖL im Auftrag des BMEL sogenannte Themenfelder für mögliche Projekte, die zum jeweiligen Zeitpunkt als wichtig für die Weiterentwicklung des Öko-Landbaus angesehen werden. Das können zum Beispiel der Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten sein oder die Züchtung neuer Geflügelrassen für die ökologische Haltung.
Um Themenfelder festzulegen, sammelt die Geschäftsstelle BÖL Informationen auf vier Ebenen. Neben den Einschätzungen der eigenen Mitarbeitenden fließen hier auch Empfehlungen der Agrarforschungsallianz (DAFA) ein und die Kernziele, die bereits in der Zukunftsstrategie ökologischer Landbau (ZöL) formuliert sind.
Zudem wird in verschiedenen Weiterbildungsreihen wie den Wissenstransferveranstaltungen des BÖL aktiv der Forschungsbedarf von Praxisbetrieben und der Beratung ermittelt. "Nur, wenn sich auf allen Ebenen ein klares Themenfeld herauskristallisiert, wird es nach Abstimmung mit dem Landwirtschaftsministerium weiter diskutiert", sagt Dorothee Hahn.
Bewertung auf vielen Ebenen
Die ermittelten Themenfelder werden anschließend mit dem Referat Öko-Landbau im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) festgelegt. Hat man sich hier auf ein Themenfeld festgelegt, werden weitere Fragestellungen dazu in einem Fachgespräch erarbeitet. Hier kommen bis zu 15 Expertinnen und Experten aus dem jeweiligen Fachbereich zusammen. Die Organisation der Fachgespräche übernimmt in der Regel die Geschäftsstelle BÖL.
Die Expertinnen und Experten konkretisieren in diesen Gesprächen die Fragestellungen und den Handlungsbedarf in einem Themenfeld. So wird hier zum Beispiel festgelegt, welche Methoden und Managementmaßnahmen im Fokus stehen sollten. Die Geschäftsstelle legt großen Wert darauf, dass an den Gesprächen nicht nur Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen teilnehmen, sondern auch Fachleute aus der Praxis und Beratung.
Bewerbung per Forschungsskizze
Auf Basis der erarbeiteten Eckpunkte veröffentlicht die Geschäftsstelle in Abstimmung mit dem BMEL anschließend eine Bekanntmachung für ein Themenfeld, auf die sich Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Beratungsinstitutionen bewerben können. Dafür reichen die Bewerberinnen und Bewerber eine Skizze ein, die erläutert, mit welchen Methoden und Partnern die Fragen zum Projekt beantwortet werden sollen. Die eingereichten Skizzen werden wiederum von externen Gutachterinnen und Gutachtern aus Wissenschaft und Praxis sowie von Fachleuten der Geschäftsstelle BÖL und des Bundeslandwirtschaftsministeriums auf ihre Förderwürdigkeit geprüft.
"Die Geschäftsstelle BÖL erfüllt die Aufgabe der Identifikation von Forschungsthemen, der Begleitung und Förderung von Projekten inzwischen seit 20 Jahren. In dieser Zeit haben wir das Konzept immer weiterentwickelt", erklärt Dorothee Hahn. Dazu gehört etwa, die Laufzeit bestimmter Projekte zu verlängern. Denn die übliche Projektlaufzeit liegt in der Regel bei drei Jahren. Für Züchtungsprojekte oder aufwändige Projekte zur Optimierung der Düngung reicht diese Zeit meist nicht aus, um verwertbare Ergebnisse für die Praxis zu liefern.
Deshalb kann der Förderzeitraum verlängert werden. Bewährt hat sich eine Option auf Verlängerung um zwei Jahre nach Ablauf der üblichen dreijährigen Laufzeit, wie zum Beispiel bei Praxis-Forschungsnetzwerken. Ist für ein Projekt eine Verlängerung notwendig, um entscheidende Ergebnisse zu erzielen und/oder sind weitere wichtige Ergebnisse in Aussicht, kann es nach Prüfung verlängert werden.