Praxisforschung im Projekt NutriNet: Ausgewählte Ergebnisse im Überblick

Praxisforschung im Projekt NutriNet: Ausgewählte Ergebnisse im Überblick

Wie kann ein Phosphor- oder Magnesiummangel auf dem Acker verhindert werden? Was muss beim Einsatz von Hackschnitzeln als Kompost beachtet werden? Diese und weitere Fragen erforschen Bio-Betriebe und Forschungsteams gemeinsam im Kompetenz- und Praxisforschungsnetzwerk NutriNet.

In das Kompetenz- und Praxisforschungsnetzwerk NutriNet sind bundesweit 60 Bio-Betriebe eingebunden, die in sechs Regionalgruppen gemeinsam mit Fachleuten aus Forschung und Beratung an der Optimierung der Nährstoffversorgung im Öko-Landbau arbeiten. Dabei bringen die Landwirtinnen und Landwirte eigene Fragestellungen aus der Praxis ein, führen dazu Versuche auf ihren Flächen durch und sind auch in die Interpretation der Ergebnisse eingebunden. Für die Aussagekraft der einzelnen Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass sie standortbezogen sind und zum Teil nur aus einem Anbaujahr stammen.

Struvit als Phosphatdünger interessant

Das Regionetzwerk Bayern untersuchte die Wirkung von Struvit, einer Ammonium-Phosphatverbindung, die aus Klärschlamm gewonnen wird. Düngeversuche in Winterweizen lieferten erste Hinweise, dass Struvit positive Düngeeffekte auf die Kultur hat, insbesondere auf Flächen mit Phosphormangel. Zwar konnte der Einfluss auf den Ertrag aufgrund von Hochwasserschäden nicht statistisch abgesichert werden. Aber signifikant höhere Phosphorgehalte im Spross der Pflanzen lassen darauf schließen, dass Phosphor aus Struvit besser verfügbar ist als aus anderen Düngemitteln. In weiteren Versuchen im laufenden Jahr soll unter anderem die Wirkung auf den Ertrag untersucht werden.

Bio-Stimulanzmittel ohne Wirkung

Im gleichen Netzwerk untersuchten die Betriebe die Wirkung des Bio-Stimulanzmittels Utrisha®N. Die Bakterien sollen eine Symbiose mit Pflanzen eingehen und ähnlich wie Knöllchenbakterien Luftstickstoff binden und pflanzenverfügbar machen. Bei Versuchen in Kartoffeln konnten jedoch weder höhere Erträge noch eine Steigerung der Stickstoffgehalte im Aufwuchs festgestellt werden. Auch bei einem Versuch mit Winterdinkel waren keine positiven Effekte durch den Einsatz von Utrisha®N feststellbar.

Kompostierung von Hackschnitzeln ist anspruchsvoll

Im Netzwerk Brandenburg untersuchte die Regionalgruppe die Kompostierung von Hackschnitzeln aus Baum- und Strauchschnitt mit Rindermist. Dabei zeigte sich, dass sich das Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff (C/N) auch bei hohen Anteilen von Rindermist (60 Prozent) und langer Kompostierungszeit von 100 Tagen kaum veränderte. Das C/N-Verhältnis lag nach der Kompostierung bei 35. Bei Werten von über 25 ist der N-Düngeeffekt eingeschränkt, weil Stickstoff stark an die organische Substanz gebunden wird und kaum noch pflanzenverfügbar ist. Das sollte bei der Düngung innerhalb der Fruchtfolge berücksichtigt werden, etwa indem die Komposte zu Luzerne-Kleegras ausgebracht werden.

Aufgrund der Versuche ergibt sich für die Neuanlage einer Miete für die Kompostierung die Empfehlung, die Hackschnitzel möglichst klein auf Größe G30 (maximal 16 Millimeter) zu verarbeiten und den Anteil an Hackschnitzeln auf höchsten 50 Prozent zu begrenzen. Wichtig ist zudem die Zugabe von Wasser beim Aufsetzen der Miete und ein einmaliges Umsetzen zur optimalen Durchmischung. Insgesamt sollte die Kompostierung auf mehrere Monate angesetzt sein, um ein gut durchgerottetes, hygienisiertes und homogenes Düngesubstrat zu erhalten.

Vorteile durch temporären Pflugverzicht

Der Umbruch von Feinleguminosen erfolgt häufig mit dem Pflug. In Brandenburg wurde daher das Potenzial von nicht-wendender Bodenbearbeitung im Weißkleeumbruch vor Sonnenblumen untersucht. Im Praxisversuch gab es zwischen den Varianten mit Pflugfurche und dreimaligem flachen Grubbern keine signifikanten Unterschiede beim Ertrag, bei den Korninhaltsstoffen und den Bodenparametern. Dagegen konnten deutliche wirtschaftliche Vorteile bei der nicht-wendenden Bodenbearbeitung realisiert werden. Im Schnitt wurden hier pro Hektar 0,5 Arbeitsstunden, 23,40 Euro Maschinenkosten und knapp 12 Liter Diesel eingespart. Zwar ist ein kompletter Pflugverzicht aufgrund möglicher Verdichtungen und hohem Unkrautdruck nicht ratsam. Doch die Versuche weisen nach Einschätzung der Gruppe darauf hin, dass ein temporärer Pflugverzicht in der Fruchtfolge sinnvoll sein kann, etwa vor Sonnenblumen auf den sandigen Böden der Region.

Dampfender Komposthaufen. Foto: VHE

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Keine Effekte durch Magnesium-Blattdüngung

In Nordrhein-Westfalen untersuchte das Netzwerk die Wirkung einer Magnesiumdüngung als Blattapplikation. Die Blattdüngung hatte in den Versuchen keine Auswirkungen auf den Ertrag und die Qualität der Bio-Möhren. Allerdings lag auf den Versuchsflächen auch kein Mangel an Magnesium vor, vermutlich aufgrund einer langjährigen organischen Düngung auf den Flächen. Die Ergebnisse stellen nach Ansicht des Versuchsteams die zunehmend verbreitete Praxis infrage, bei der ohne vorherige Blattuntersuchung eine Blattdüngung durchgeführt wird. Deutliche Ertragssteigerungen auf über 200 Dezitonnen pro Hektar konnten auf den Netzwerkbetrieben dagegen durch zielgerichteten Pflanzenschutz erzielt werden, etwa durch den Einsatz von Schwefel- und Kupferpräparaten gegen Echten Mehltau und Alternaria-Arten.

Der Einsatz dieser Präparate ist bei Ausbringung im richtigen Moment mit vorangegangenem Monitoring wirtschaftlich sinnvoll. Es ist hervorzuheben, dass Sortenwahl, Schlaghistorie, Standortqualität sowie saisonaler Wetterverlauf mit Blick auf Pflanzengesundheit von großer Bedeutung für die Wirtschaftlichkeit im ökologischen Anbau sind und somit bei der Anbauplanung weiterhin zentrale Erfolgsfaktoren darstellen.

Das Kompetenz- und Praxisforschungsnetzwerk NutriNet wird über das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. Alle Ergebnisse der Praxisforschungsprojekte im Netzwerk finden Interessierte auf der NutriNet-Webseite.

Letzte Aktualisierung 05.06.2024

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