Feinleguminosen

Feinleguminosen in der Fruchtfolge

Feinleguminosen wie Rotklee oder Luzerne – allein oder im Gemenge mit Gras – sind die Basis vieler ökologischer Fruchtfolgen. Sie sorgen für Stickstoff im Anbausystem und tragen in besonderer Weise zur Unkrautregulierung bei. Darüber hinaus sind sie ein optimales Futter.

Eine wohldurchdachte Fruchtfolge ist die Grundlage allen Wirtschaftens im ökologischen Ackerbau. Bei ihrer Gestaltung gibt es einige Regeln zu beachten. Eine davon ist, für einen ausreichend hohen Anteil an Leguminosen zu sorgen. In Öko-Fruchtfolgen kommen häufig Feinleguminosen – auch Futterleguminosen genannt – zum Einsatz. Besonders beliebt sind sie auf viehhaltenden Betrieben, denn der Aufwuchs stellt frisch und konserviert ein optimales Grundfutter für Wiederkäuer und Schweine dar – ein Grund, warum die Feinleguminosen oft auch Futterleguminosen genannt werden.

Zu ihren wichtigsten Vertretern zählen Rot- und Weißklee sowie Luzerne. Daneben gibt es aber noch eine ganze Reihe anderer stickstoffsammelnder Arten, die für den ökologischen Anbau geeignet sind, wie zum Beispiel Inkarnatklee, Alexandrinerklee, Seradella oder Esparsette.

Neben Feinleguminosen kommen im Öko-Landbau auch Körnerleguminosen als stickstoffliefernde Fruchtfolgeglieder zum Einsatz. Diese sind jedoch nicht Gegenstand dieses Artikels.

Anbauinformationen zur Körnerleguminosen finden Sie auf oekolandbau.de unter: Anbau von Körnerleguminosen

Allgemeine Vorzüge von (Fein-)Leguminosen in der Fruchtfolge

Das Besondere an (Fein-)Leguminosen im Allgemeinen ist, dass sie über eine Symbiose mit Bakterien Luftstickstoff binden und für die Pflanze verfügbar machen können. In der Regel binden sie dabei mehr Stickstoff als sie für den eigenen Bedarf benötigen. Mit diesem Stickstoffüberschuss können nachfolgende nicht-legume Kulturen versorgt werden.

Der Anbau von über- oder mehrjährigen Feinleguminosen hat darüber hinaus einen regulierenden Effekt auf das Unkrautwachstum und reichert den Boden mit Humus an. Zu verdanken ist das der hohen Wurzel- und Blattmasse dieser Kulturen sowie der Art, wie sie bewirtschaftet werden (regelmäßiges Mulchen/Mähen). In Gemengen mit Gras wird dieser Effekt noch verstärkt.

Welche Feinleguminose soll es sein?

Die Wahl der Feinleguminose hängt vor allem von den Standortbedingungen ab. Die Ansprüche der infrage kommenden Feinleguminosen sind in dieser Hinsicht zum Teil sehr unterschiedlich. Neben der Niederschlagsverteilung und der Temperatur spielen Bodenart und Bodentyp eine entscheidende Rolle.

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Wahl ist die gewünschte Standdauer. Soll die Leguminose beziehungsweise das Gemenge mehrjährig stehen, müssen ausdauernde Arten gewählt werden. Dazu zählen zum Beispiel die bekannte Luzerne und der Rotklee, aber auch Weißklee und Gelbklee. Neben diesen mehrjährigen Arten gibt es einjährige: Manche sind winterhart wie zum Beispiel Inkarnatklee, andere frieren über Winter ab wie Alexandriner- oder Perserklee.

Eine gute Übersicht über Feinleguminosenarten für den Öko-Landbau und ihre Eigenschaften gibt es auf der Seite von Demonet KleeLuzPlus oder in der Informationsbroschüre "Feldfutterbau und Gründüngung im Ökologischen Landbau" der Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft.

Oft zusammen mit Gräsern

Sehr häufig werden Feinleguminosen im Gemenge mit Gräsern angebaut. Das intensive und dichte Wurzelwerk der Gräser in diesen Gemengen hat nicht nur eine positiv Wirkung auf die Bodenfruchtbarkeit, sondern verbessert durch die tragfähige Grasnarbe auch die Bodenstruktur und damit die Befahrbarkeit der Flächen. Außerdem sorgt das Gras dafür, dass die Restmengen des im Boden vorhandenen mineralisierten Stickstoffs (Nmin) vom Pflanzenbestand aufgenommen werden. Das wiederum erhöht die Stickstoff-Fixierleistung der Leguminosen im Gemenge. Denn liegt ein zu hoher Nmin-Gehalt im Boden vor, wird die Stickstoff-Fixierleistung der Leguminosen gehemmt.

Wie schon erwähnt, trägt der Grasanteil sehr erheblich zur unkrautunterdrückenden Wirkung der Gemenge bei. Dieser Vorteil kommt der gesamten Fruchtfolge zugute.

Das Verhältnis, in dem die Gemengepartner Feinleguminose und Gras miteinander kombiniert werden, hängt vorrangig von der gewünschten Nutzungsrichtung ab. Soll der Schnitt zum Beispiel siliert werden, muss der Grasanteil mehr als die Hälfte betragen – andernfalls wäre die Silierbarkeit des Aufwuchses nur unzureichend gewährleistet. Wird der Grasschnitt hingegen frisch verfüttert oder getrocknet, kann der Grasanteil auch niedriger liegen.

Bestände mit mehr als 40 Prozent Leguminosenanteil können ihre Stickstoffversorgung allein über die Stickstoffbindung der Knöllchenbakterien sicherstellen. Der Stickstoff wird den nicht-legumen Gemengepartnern dabei über Wurzelausscheidungen und absterbende Wurzeln im Boden bereitgestellt.

Stickstoff-Fixierleistung

Feinleguminosen haben eine höhere Stickstoff-Fixierleistung als Körnerleguminosen. Laut Demonet KleeLuzPlus liegt die Fixierleistung von Klee und Luzerne im Schnitt bei 250 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr. Zum Vergleich: Die Körnerleguminose mit der höchsten Fixierleistung ist die Ackerbohne mit 200 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr. Erbse, Lupine und Sojabohne liegen deutlich darunter, mit 150 beziehungsweise 100 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr. Bei den Körnerleguminosen ist allerdings zu bedenken, dass ein großer Teil des fixierten Stickstoffs mit der Ernte vom Feld gefahren wird und der Folgekultur damit nicht zur Verfügung steht. Bei Feinleguminosen und solchen, die im Gemenge mit Gras angebaut werden, ist das anders. Diese Kulturen hinterlassen sehr viel Biomasse und damit Stickstoff für die Folgefrucht auf dem Feld.

Je nach Standortbedingungen und Bewirtschaftung, kommt es zu extremen Variationsbreiten bei der Fixierleistung. Bei Klee kann diese zum Beispiel von 45 bis 670 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr reichen. Neben der Wahl der Leguminosenart entscheiden also noch andere Faktoren darüber, wie viel Stickstoff die Kultur aus der Luft binden kann. Sehr maßgeblich ist zum Beispiel, ob die Leguminose als Reinkultur gesät wird oder im Gemenge mit anderen Leguminosen oder Gräsern. Generell gilt: Je höher der Leguminosenanteil im Gemenge, desto mehr Stickstoff wird gebunden und kann für die Folgekultur bereitgestellt werden.

Auch die Bewirtschaftung des Bestands spielt eine zentrale Rolle. Hier gilt es zum Beispiel, das Optimum in Sachen Schnitthöhe und Schnittfrequenz zu finden und den Bestand ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen. Außerdem sollte, wo immer es möglich ist, die Grasnarbe geschont werden, zum Beispiel durch breite Bereifung, Reifendruckregelanlage und/oder eine umsichtige Fahrweise. Gut etablierte, optimal gepflegte Bestände führen dann nicht nur zu einer höheren Fixierleistung, sondern auch zu einer besseren Unkrautregulierung.

Mulchen senkt die Fixierleistung

Die hohe Stickstoff-Fixierleistung der Leguminosen-Gras-Gemenge kommt nur dann voll zum Tragen, wenn der Aufwuchs geschnitten und abgefahren wird. Verbleibt der Aufwuchs regelmäßig als Mulchauflage auf dem Feld, reduziert sich die Stickstoff-Fixierungsleistung – um 30 bis 50 Prozent, wie Untersuchungen der Technischen Universität München zeigen. Das hat folgenden Grund: Bei der Mineralisierung des Mulchmaterials wird leicht verfügbarer Stickstoff frei. Das führt dazu, dass die Knöllchenbakterien der Leguminosen ihre Arbeitsleistung verringern. Hinzu kommt, dass die Leguminosen sukzessive durch die konkurrenzstärkeren Gräser des Gemenges verdrängt werden, weil diese den mineralisierten Stickstoff bevorzugt aufnehmen.

Daher gilt: Wer den Aufwuchs der Leguminosen-Gras-Gemenge nicht selbst als Futter verwerten kann, sollte versuchen, viehhaltende Betriebe in der näheren Umgebung zu finden, die das Futter im Tausch gegen Wirtschaftsdünger abnehmen. Ist dies nicht möglich, bleibt noch die Möglichkeit, den frischen Aufwuchs zu kompostieren oder – per Cut & Carry – auf eine düngebedürftige Kultur zu transferieren.

Einordnung in die Fruchtfolge

Wegen ihres hohen Futterwerts sind Feinleguminosen überwiegend in Fruchtfolgen von viehhaltenden Betrieben zu finden. Sie werden jedoch auch in viehlosen oder viehschwachen Betrieben angebaut, dann jedoch meist in geringeren Anteilen in der Fruchtfolge.

Grundsätzlich gilt für alle Leguminosen: Der Anteil in der Fruchtfolge sollte nach Möglichkeit etwa ein Viertel bis ein Drittel betragen. Wesentlich geringere Anteile würden dazu führen, dass insgesamt nicht genug Stickstoff für die anderen Fruchtarten bereitgestellt werden kann. Werden bestimmte Leguminosen in zu enger Folge angebaut, so kann es zu einem vermehrten Auftreten von fruchtfolgeabhängigen Krankheiten und Schädlingen kommen. Das Einhalten der erforderlichen Anbaupausen ist daher sehr wichtig.

In der Praxis anzutreffende Fruchtfolgen mit Feinleguminosen sind zum Beispiel:

  • Luzernegras – Weizen – Mais– Lupine – Roggen
  • Kleegras – Kleegras – Weizen – Mais – Ackerbohne – Dinkel – Hafer

Sie folgen dem Prinzip: Nach ein bis zwei Jahren des Anbaus von Hauptfruchtleguminosen folgt eine anspruchsvolle Nicht-Leguminose (Zum Beispiel Mais, Weizen) und darauf eine anspruchslosere Nicht-Leguminose (Zum Beispiel Roggen, Hafer).

Bei der Fruchtfolgeplanung muss allerdings berücksichtigt werden, dass es in Sachen Stickstoff-Fixierleistung und Unkrautregulierung große Unterschiede zwischen den verschiedenen Leguminosenarten gibt. So erlaubt zum Beispiel eine Kultur mit sehr hoher Stickstoff-Fixierleistung und guter Unkrautregulierung (Zum Beispiel Klee- oder Luzernegras) statt einer anspruchsvollen und einer anspruchslosen Kultur auch zwei anspruchsvolle Kulturen im Anschluss. Einer Kultur wie Soja, mit geringer Stickstoff-Fixierleistung hingegen, sollte nur noch eine anspruchsvolle Kultur folgen.

Exkurs: Fruchtfolgen ohne Feinleguminosen

Der Vollständigkeit halber soll hier noch kurz auf Fruchtfolgen ohne Feinleguminosen eingegangen werden, die im Öko-Landbau ebenfalls Anwendung finden. Sie sind meist in reinen Marktfruchtbetrieben ohne Viehhaltung zu finden.

Der Grund: In solchen Betrieben wirkt sich ein hoher Feinleguminosenanteil negativ auf die Fruchtfolge-Deckungsbeiträge aus, wenn keine wirtschaftlich günstigen Verwertungsmöglichkeiten für den Leguminosen-Gras-Aufwuchs bestehen, wie zum Beispiel Futter-Mist-Kooperationen oder eine Biogas-Verwertung. Auf solchen Marktfruchtbetrieben kommen daher häufiger Körnerleguminosen als Haupfruchtleguminosen zum Anbau. Eine Fruchtfolge könnte dort zum Beispiel so aussehen:

Soja – Winterweizen – Kartoffeln – Erbse – Winterroggen – Hafer

Der durch den Feinleguminosenanbau gewonnene Stickstoff wird bei der Deckungsbeitragsberechnung offiziell nicht berücksichtigt. Durch die Leguminose kommt aber Stickstoff in die Fruchtfolge, den man nicht mehr zukaufen muss. Insofern hat also auch der Leguminosenanbau einen monetären Vorteil für den Betrieb.

Da Körnerleguminosen eine deutlich geringere unkrautunterdrückende Wirkung haben als Feinleguminosen – insbesondere, wenn diese im Gemenge mit Gras angebaut werden – muss in Körnerleguminosen-Fruchtfolgen in der Regel ein höherer Aufwand für mechanische Unkrautregulierung betrieben werden. Zu beachten ist zudem, dass es in Fruchtfolgen ohne Feinleguminosen bzw. Feinleguminosen-Gras-Gemenge zu teils drastischen Abnahmen des Humusgehaltes kommen kann – selbst dann, wenn Zwischenfrüchte angebaut werden. Das belegen unter anderem Untersuchungen der Justus-Liebig-Universität, auf der Hessischen Staatsdomäne Gladbacher Hof in Hessen. Besonders stark ist der Humusabbau in hackfruchtreichen Fruchtfolgen.


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Letzte Aktualisierung 10.02.2023

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