Vorratsmilben erkennen

Vorratsmilben

Mehlmilbe (Acarus siro  L.),   Pflaumenmilbe (Lepidoglyphus destructor  Schr.),
Modermilbe (Tyrophagus putrescentiae  Schr.),   Backobstmilbe (Carpoglyphus lactis  L.),  
Hausmilbe (Glycyphagus domesticus  De G.),   Käsemilbe (Tyroglyphus casei  L.)

Beschreibung der Vorratsschädlinge

Milben sind achtbeinige Spinnentiere von 0,3 bis 0,7 Millimeter Größe, die unter dem Mikroskop betrachtet verschiedenes Aussehen aufweisen. Die häufig auftretende Mehlmilbe ist beispielsweise oval, glänzendweiß mit schwach violettfarbenen Beinen, die Modermilbe unterscheidet sich durch längere Haare am Hinterleibsende.

Man kann Milbenbefall ohne Mikroskop an verschiedenen Symptomen erkennen. Produkte scheinen von einer hellen bis bräunlichen Staubschicht überzogen zu sein. Sie nehmen einen süßlichen bis minzigen Geruch und einen bitteren Geschmack an und werden krümelig. Durch stärkeren Befall (ab 500 Milben pro Kilogramm Getreide) wird ein beißender süßlicher Geruch verursacht, das Lagergut wird bis zur Unbrauchbarkeit zerstört.

Eine Milbe kann sich circa 25 Millimeter in einer Minute fortbewegen. Bei Befallsverdacht kann man eine Produktprobe dünn auf einer dunklen Oberfläche verteilen, zum Beispiel mit einem Sieb, und nach Staubkorngroßen hellen Punkten Ausschau halten die sich bewegen oder das Produkt zerwühlen. Nach einigen Minuten wird die Oberfläche durch die Bewegung der Milben rau und zunehmend krümelig.

Ähnliche Schadorganismen

Staubläuseerreichen eine Größe von bis zu 2 Millimeter und bewegen sich schnell und ruckartig. Die Insekten und ihre Bewegung  sind dadurch im Gegensatz zu Milben mit bloßem Auge auszumachen.

Pilzbefall führt meist zu dunkleren oder farbigen Belägen auf den Produkten und selten zu hellem Staub wie die Milben.

Schadbild und Schadwirkung in feuchten Lebensmitteln

Milben befallen feucht gelagerte Lebensmittel, länger gelagertes Mehl, oder Produkte die durch vorhergehenden Befall mit vorratsschädlichen Insekten feucht geworden sind. Neben Mehl und Getreide treten Milben an bevorrateter Kleie, Grieß, Haferflocken, Teigwaren, Fischmehl, Ölfrüchten, Trockenobst, getrockneten Futterpflanzen und Ähnliche auf.

An lagerndem Getreide, dessen Kornwassergehalt über 14 Prozent liegt, kann es zu chronischen Vermilbungen kommen. Neben der aktiven Ausbreitung können Mehlmilben auch durch Insekten, Vögel und Fledermäuse eingeschleppt werden. Ihre Ansiedlung auf Nahrungsgütern verdanken sie unter anderem auch Schlauchpilzen, die gasförmiges Ammoniak abgeben, was den Populationsaufbau fördert und zur Verbreitung der Schlauchpilze beiträgt.

Getreide und Erzeugnisse werden teilweise oder gänzlich ungenießbar sowie als Futter teilweise unbrauchbar. Dies kommt durch Verunreinigungen mit Larvenhäuten und Kot und die Ausscheidung von Giften (Toxinen), sowie durch Milben übertragbare Bakterien und Pilze. Der Verzehr befallener Produkte kann Darmerkrankungen, Ausschläge und Asthma auslösen, bei Nutztieren drohen Fehlgeburten, bei Pferden Koliken. Befallene Produkte können nach einer Behandlung noch dem Futter für Mastsschweine beigemengt werden. Weitere Informationen wie mit befallenen Produkten umgegangen werden sollte. Der Keimling wird vernichtet und Mehl verliert seine Fähigkeit zu gehen. Bei Kontakt mit vermilbten Produkten können allergische Reaktionen auftreten. Ein Massenbefall von Milben kann wie ein Gleitmittel zum Beispiel zwischen Stapeln von Papiersäcken wirken und sie zum Zusammenstürzen bringen.

Biologie und Lebensraum

In den gemäßigten Klimazonen ist die weltweit verbreitete Mehlmilbe wohl die bekannteste unter den Vorratsmilben. Das Weibchen legt im Laufe seines bis 100-tägigen Lebens bis zu 1000 Eier, aus denen nach etwa einer Woche die Larven schlüpfen. Die Larve verursacht innerhalb von einer Woche einen relativ großen Fraßschaden bevor sie sich über verschiedene Nymphenstadien zur geschlechtsreifen Milbe entwickelt, die gesamte Entwicklungsdauer beträgt etwa 2 bis 6 Wochen. Unter optimalen Bedingungen kann sich die Population aber schon innerhalb einer Woche vervielfachen. Trockenheit und Nahrungsmangel führen zur Ausbildung von Dauernymphen (Hypopen). Die Modermilbe kann bei warmen Temperaturen bis zu 350 Eier legen, die Entwicklungsdauer beträgt 3 Wochen bis 3 Monate. Sie bildet kein Dauernyphenstadium aus und ist dadurch empfindlicher gegenüber ungünstigen Umweltbedingungen

Mehlmilben benötigen eine hohe Luftfeuchtigkeit von 75 bis 85 Prozent, Modermilben kommen auch schon bei 65 Prozent relativer Luftfeuchte vor benötigen aber über 13,5 Prozent Kornfeuchte an Getreide beziehungsweise über 9 Prozent Kornfeuchte an Ölfrüchten um sie zu befallen; der Pflaumenmilbe genügen schon 60 Prozent relativer Luftfeuchte bei 15 Prozent Kornfeuchte. Sie können in entsprechend feuchten, frostfreien Lagern überwintern, einzelne Entwicklungsstadien überleben auch milde Wintertemperaturen. Adulte Milben überleben in Wärmenestern bei Temperaturen von bis zu 50 Grad. Während der warmen Jahreszeit beschleunigt sich die Entwicklung und führt häufig zu einem Massenbefall.

Regulierungsstrategien: vorbeugen und bekämpfen

Milben werden vor Allem vorbeugend bekämpft, die als Nützling einsetzbare Raubmilbe Cheyletus eruditus ist derzeit nicht am Markt verfügbar.

Vorbeugende Maßnahmen

  • Absenken der Temperatur unter 5 Grad Celsius
  • Gründliche Reinigung der Lagerstellen vor Neueinlagerung
  • Gute Trocknung der Produkte: Getreide unter 13,5 Prozent, Ölsaaten unter 8 Prozent Kornfeuchte
  • Trockene Lagerung durch Lüftung, Vermeidung von Kondenswasserbildung insbesondere bei Kühler Belüftung, an Außenwänden und feuchten Mauern
  • Konservierung von Futtergetreiden durch organische Säuren
  • Vorbeugung und Regulierung vorratsschädlicher Insekten

Direkte Bekämpfung durch physikalische und chemische Maßnahmen

  • Begasung mit Kohlendioxid. Die besonders widerstandsfähigen Dauernyphenstadien können eine Wiederholung der Behandlung nach etwa zwei Wochen erfordern.
  • Anwendung von Kieselgur auf freien Flächen und in Leerräumen

Bitte informieren Sie sich unbedingt über die aktuelle Zulassungssituation und Anwendungsbestimmungen, z. B. für Pflanzenschutzmittel unter www.pflanzenschutz-information.de (für pflanzliche Vorräte) oder für Biozidprodukte unter www.baua.de (für verarbeitete Produkte).


Letzte Aktualisierung 20.09.2016

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