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Dialog zum Tag des Zweinutzungshuhns: Ei und Fleisch gehören zusammen!

Anlässlich des Tages des Zweinutzungshuhns am 22. Januar diskutierte ein prominent besetztes Podium in der Niedersächsischen Landesvertretung in Berlin über das Öko-Huhn mit Zukunft. Der NEULAND e.V. und die Ökologische Tierzucht gGmbH (ÖTZ) hatten Vertreterinnen und Vertreter aus Landwirtschaft, Wissenschaft, Tierschutz, Politik und Lebensmittelhandel zum Dialog über die Frage eingeladen, wie das Zweinutzungshuhn einen Beitrag zur Tierwohldebatte und Ernährungswende leisten kann und was es dazu aus Politik und Wirtschaft braucht.

Zweinutzungshühner

Es herrschte Einigkeit darüber, dass weitere Aufklärung insbesondere in Richtung Verbraucherinnen und Verbraucher nötig ist, um das Zweinutzungshuhn als zukunftsweisendste Form der Geflügelhaltung bekannter zu machen. Dem Handel und seiner Kommunikationshoheit bei Lebensmitteln wurde dabei eine besonders verantwortungsvolle Rolle gegenüber der Gesellschaft zugeschrieben.

Nach einem engagierten Grußwort von Dr. Jörg Baumgarte, Landwirtschaftsministerium Niedersachsen, erläuterte Prof. Dr. Bernhard Hörning, Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde, den Ansatz beim Zweinutzungshuhn und stellte heraus, dass das Zweinutzungshuhn im Vergleich zu den Hochleistungstieren tendenziell gesünder und robuster sei und es gut mit regionalem Futter und Lebensmittelresten zurechtkomme. Außerdem lege es weniger Eier und setze weniger Fleisch an, was zu weniger leistungsbedingten Krankheiten führe. Da Henne und Hahn genutzt werden, sei ein Aussortieren der männlichen Tiere nicht mehr notwendig. All das komme dem Wunsch vieler Verbraucherinnen und Verbrauchern nach tierischen Produkten, die mit einem Höchstmaß an Tierwohl und Ressourcenschonung erzeugt werden, nach.

Es gehe um mehr als nur ums Ei, betonte Inga Günther, Geschäftsführerin der ÖTZ: "Solange Ei und Fleisch von der Zucht über die Vermarktung bis zu den Verbraucherinnnen und Verbrauchern nicht als Einheit begriffen werden, solange wird das Zweinutzungshuhn nicht zum Standard in der Bio-Erzeugung werden."

Um das Commitment des Naturkostfachhandels am Beispiel der Kampagne "1 Cent für die Zucht" auszuweiten, sei nun die ganze Wertschöpfungskette gefragt. Über die beiden Anbauverbände Bioland und Demeter sowie vom Naturkostfachhandel seien bereits über 1,6 Millionen Euro in den Aufbau der Strukturen geflossen. Jetzt gehe es darum, den Lebensmitteleinzelhandel in die Verantwortung zu nehmen und ein verbindliches Commitment am Beispiel der Naturkostpionierinnen und -pioniere einzufordern.

Für die Ausweitung von Zweinutzungshühnern in der Produktion von Ei und Fleisch sind aus Sicht der Landwirtinnen und Landwirte Markteinführungsprogramme und Informationskampagnen nötig, um den Mehrwert der Produkte abseits der Direktvermarktung auch im Ladenregal des Lebensmitteleinzelhandels kommunizieren zu können. Christine Bremer, Betriebsleiterin von Bio-Hof "Heide-Geflügel", machte am Beispiel der Fleischvermarktung deutlich, wo die Grenzen ihres Engagements liegen: "Solange ich die Hähne nicht genauso
gut wie die Eier verkauft bekomme, muss ich sie über den Anbau unserer Kartoffeln quersubventionieren und jährlich eine weitere Tiefkühltruhe anschaffen."

Dr. Matthias Schmutz von der Lohmann Breeders GmbH bestätigte diese Aussage mit seinen Erfahrungen aus der Schweiz, wo sich der Lebensmittelhändler Coop in der Vermarktung von Produkten der Linie Lohmann Dual engagiere: "Sobald es ein eindeutiges Commitment von Seiten des Handels gibt, ist die Abnahme der Produkte gesichert."

Der deutsche Lebensmittelhandel nimmt sich nur zögerlich diesen komplexen Themas an und ist für ein verbindliches Commitment zur Förderung noch nicht bereit. "Wir pilotieren in einem ersten regionalen Projekt das Zweinutzungshuhn", wie Katharina Bornhold von der Rewe Group bestätigte. Isabell Kuhl von Alnatura berichtete, dass sinnvolle Maßnahmen, wie die Förderung von Zweinutzungshühnern, bei Alnatura ein zentrales Anliegen der Qualitätsentwicklung seien.

Zwar seien laut Kathrin Jäckel, Geschäftsführerin des Bundesverband Naturkost und Naturwaren e.V. (BNN), in den letzten Jahren 1 Cent pro gehandeltem frisch Ei an die ÖTZ geflossen, damit sich das Zweinutzungshuhn langfristig etablieren könne, zudem müssten Landwirtinnen und Landwirten aber auch Anreize, wie beispielsweise die FAKT-Förderung des Landes Baden-Württemberg oder andere Tierwohlprämien, geboten werden.

Dr. Ophelia Nick, Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), appellierte an die Anwesenden den "Königsweg" Zweinutzungshuhn weiter auszubauen. Die Verstetigung der aufgebauten Strukturen müsse mit Ende der öffentlichen Projektförderungsmöglichkeiten im Mittelpunkt der Bemühungen stehen.

Jochen Dettmer, Vorstandssprecher von NEULAND e.V., betonte in seinem Schlusswort die Notwendigkeit eines Politikmixes, um das Marktsegment nachhaltig zu erschließen. Dazu gehöre neben der Verstetigung der Zucht, die Änderung des Tierzuchtgesetzes sowie eine einzelbetriebliche Förderung und Stärkung der Wertschöpfungskette durch Markteinführungs- und Informationskampagnen.

Quelle: Pressemitteilung Ökologische Tierzucht gGmbH

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