Traineeprogramm hautnah – Interview mit Trainees und ihren Betreuerinnen

Traineeprogramm hautnah – Interview mit Trainees und ihren Betreuerinnen

Im Traineeprogramm steht nicht nur die Vernetzung im Vordergrund, sondern auch das Erlernen zahlreicher Soft Skills. Wir haben uns mit zwei Trainees und ihren Betreuerinnen unterhalten und einmal nachgehakt, welches Zwischenfazit sie nach den ersten Monaten ziehen.

Schon seit Anfang der 2000er-Jahre können sich Interessierte jährlich für einen Platz imTraineeprogramm Ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft bewerben. Das Programm ist eingerahmt in zahlreiche Präsenz- sowie Online-Veranstaltungen, bei denen sich die Absolventinnen und Absolventen aus den unterschiedlichen Bereichen der Öko-Branche kennenlernen und in den Austausch treten. Die Vernetzung ist dabei allerdings nur ein Teilaspekt des einjährigen Programms. Über allem steht vor allem der begleitete Einstieg in den Beruf. Inwiefern beide Seiten von dem Programm profitieren, wollten wir von Trainees und ihren Betreuerinnen aus dem aktuellen Jahrgang wissen.

Laura Hauck

Laura Hauck ist Mitarbeiterin in der Abteilung Nachhaltigkeit bei Alnatura und Anne Krehls Betreuerin im Traineeprogramm. Zuerst schloss sie eine Ausbildung als Kauffrau für Marketingkommunikation ab und arbeitete in einer Medienagentur. In ihr wuchs jedoch immer mehr der Wunsch, sich mit Umweltthemen zu beschäftigen, sodass sie ein Bachelor-Studium der Biologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie einen Master in Umweltwissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt an die Ausbildung anschloss.

Oekolandbau.de: Worin sehen Sie die Vorteile der Teilnahme am Traineeprogramm?

Laura Hauck: Der große Mehrwert des FiBL-Traineeprogramms ist meiner Ansicht nach das Netzwerk, das sich seit vielen Jahren zwischen den beteiligten Unternehmen bildet. Hier treffen Unternehmen der Bio-Branche aufeinander, die die gesamte Wertschöpfungskette abbilden – vom landwirtschaftlichen Betrieb über Verbände und Vereine bis hin zum Handel. Die Einblicke, Perspektivwechsel und der Erfahrungsaustausch, den die gemeinsamen Treffen bieten, sind für die Absolventinnen und Absolventen wie auch für die Betreuerinnen und Betreuer aus den Unternehmen sehr wertvoll. Darüber hinaus versteht es das FiBL bestens, durch eine gute Organisation und die Auswahl spannender Inhalte und Formate, Treffen zu organisieren, die bereichern und Spaß machen.

Oekolandbau.de: Ist für Sie als Unternehmen die Aufnahme eines Trainees über das Programm mit einem Mehraufwand verbunden, im Gegensatz zu einem "normalen" Berufseinsteigenden?

Laura Hauck: Ich würde sogar sagen, die Aufnahme ist mit geringerem Aufwand verbunden. Die Einarbeitung eines oder einer neuen Mitarbeitenden erfordert immer viel Aufmerksamkeit und Zeit. Das FiBL begleitet das erste Jahr aber durch zahlreiche wertvolle Seminare, die somit nicht durch das Unternehmen selbst geleistet werden müssen. Außerdem gibt das FiBL der Einarbeitung einen Rahmen, wenn man das möchte. So gibt es beispielsweise ein fest eingeplantes Halbzeitgespräch, welches auf diese Weise nicht vergessen geht und die Einarbeitung unterstützt. Natürlich erfordern die Treffen und Seminare Zeit, aber das gleicht der Mehrwert der Inhalte und Erfahrungen allemal aus.

Anne Krehl

Anne Krehl hat in Tübingen Biologie im Bachelor studiert und im Anschluss ihren Master in Umweltwissenschaften an den Universitäten Hohenheim und Kopenhagen absolviert. Aktuell ist sie als Trainee in der Nachhaltigkeitsabteilung von Alnatura angestellt und arbeitet hier vor allem an der Umsetzung der neuen Wesentlichkeitsanalyse nach CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) sowie der internen Bewusstseinsbildung für Nachhaltigkeit.

Oekolandbau.de: Warum haben Sie sich für die Teilnahme an dem Traineeprogramm entschieden? Wo liegt für Sie der Unterschied zu einem "normalen" Einstieg in den Beruf?

Anne Krehl: Während meines Studiums habe ich durch einige Praktika und Aushilfsjobs bereits praktische Erfahrung gesammelt. Diese reicht jedoch für die meisten Stellen nicht aus, da oft mehrere Jahre Berufserfahrung gefordert werden. Das Traineeprogramm erleichtert den Absolventinnen und Absolventen den Einstieg ins Berufsleben enorm und vermittelt gleichzeitig wertvolle Fähigkeiten, die in den von mir absolvierten Studiengängen nicht behandelt werden (z.B. Projektmanagement).

Zusätzlich ist man im Gegensatz zum "normalen" Berufseinstieg nicht auf sich allein gestellt, sondern hat immer ein Netzwerk, das einem den Rücken stärkt und bei Fragen und Problemen weiterhilft. Auch die intensive Eins-zu-eins-Betreuung in den Ausbildungsunternehmen ist für Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger sehr hilfreich. Da ich während meines Studiums nur wenig Wissen und Erfahrung im Bereich Öko-Landbau sammeln konnte, profitiere ich sehr von den unterschiedlichen Hintergründen der anderen Trainees, wovon einige ein landwirtschaftliches, andere zum Beispiel ein BWL-Studium absolviert haben.

Oekolandbau.de: Was ist Ihr Zwischenfazit zum Traineeprogramm? Haben Sie Tipps für Absolventinnen und Absolventen, die mit dem Gedanken spielen, sich für das Traineeprogramm zu bewerben?

Anne Krehl: Ich bin sehr dankbar für die sehr gute Betreuung bei Alnatura. Von Beginn an wurden mir herausfordernde Aufgaben zugeteilt, ich war jedoch nie auf mich allein gestellt und habe bei Zweifeln oder Problemen mit meiner Betreuerin Laura immer eine direkte Ansprechperson. Wir hatten jetzt bereits zwei Traineemodule vor Ort, die sehr viel Spaß gemacht haben und durch die ich viel gelernt habe, zum Beispiel gute Zusammenarbeit im Team oder die Erstellung eines guten Projektzeitplans.

Einige der neu erlernten Techniken und Tools konnte ich auch in meinen Arbeitsalltag und mein Team mitnehmen. Mein Tipp für Absolventinnen und Absolventen, die jetzt mit dem Gedanken spielen, sich zu bewerben: Kontaktiert Trainees aus früheren Jahrgängen, zum Beispiel über LinkedIn, wenn ihr Fragen oder Anliegen rund um den Bewerbungsprozess oder das Programm habt! Ich hatte bereits mit einigen ehemaligen Trainees Kontakt und der Austausch war immer sehr offen, herzlich und hilfreich.


Veronika Wolf

Veronika Wolf ist Beraterin bei Naturland und aktuell Betreuerin von Trainee Laurin Spensberger. Nach ihrem Studium der Agrarwissenschaften an der Hochschule Weihenstephan startete sie ebenfalls als Trainee einer Öko-Kontrollstelle. Sie wechselte danach in die produktionstechnische Beratung von Milchviehbetrieben, erst für ein Beratungsunternehmen und nun für Naturland.

Oekolandbau.de: Worin sehen Sie als Unternehmen den Vorteil, an dem Traineeprogramm teilzunehmen?  

Veronika Wolf: Aus Unternehmenssicht finde ich gut, dass man jede Menge neue Impulse von außen bekommt. Man ist nicht mehr nur in der eigenen Bubble, sondern wird immer wieder ein bisschen durchgeschüttelt. Das liegt vor allem daran, dass der oder die Trainee sich mit verschiedenen Fragestellungen und Perspektiven auseinandersetzt und diese über den Austausch mit dem Betreuer oder der Betreuerin wiederum ins Unternehmen bringt. Beide Seiten werden damit aus ihrer Komfortzone herausgeholt, was das Ganze sehr spannend und lehrreich macht.

Der Vorteil für die Trainees liegt ganz klar darin, dass sie in der Gruppe relativ eng zusammenkommen und sich häufiger treffen – sowohl privat als auch beruflich. Daraus können Verbindungen für das ganze (Arbeits-)Leben entstehen, die sehr wichtig sind. Hinzu kommt, dass die Trainees sich in dieser Phase auch selbst besser kennenlernen. Man beschäftigt sich mit Themen, mit denen man vorher vielleicht keine Berührungspunkte hatte und muss herausfinden, wie man in dieser Rolle funktioniert. Daher ist es gut, dass sie von den Organisatorinnen und Organisatoren des Traineeprogramms zu jederzeit methodisch begleitet werden und auch immer wieder Feedback bekommen. Das macht es möglich, an sich selbst zu arbeiten.

Oekolandbau.de: Ist für Sie als Unternehmen die Aufnahme eines Trainees über das Programm mit Mehraufwand verbunden, im Gegensatz zu einem "normalen" Berufseinsteigenden?

Veronika Wolf: Wir als betreuende Personen müssen im Traineeprogramm regelmäßig an Präsenzveranstaltungen teilnehmen. Das ist vielleicht "mehr" als das bei einem normalen Berufseinstieg der Fall ist. Aber ansonsten ist da nicht wirklich viel Unterschied. Es kommt natürlich immer ein bisschen darauf an, wie der oder die Trainee arbeitet und wie viel Unterstützung er oder sie braucht.

Dadurch, dass Laurin schon so erfahren ist und jetzt schon sehr selbstständig arbeitet, hält sich der Aufwand absolut in Grenzen. Und ich denke, dass das Programm gerade für Trainees, die vielleicht etwas schüchtern sind oder noch nicht so selbstständig arbeiten, eine große Bereicherung sein kann, weil sie fest betreut werden und immer eine direkte Anlaufstelle haben – sowohl im Unternehmen als auch im Programm selbst. 

Oekolandbau.de: Innerhalb des Traineeprogramm ist ein Projekt zu absolvieren. Hat dieses Projekt direkt mit dem Unternehmen zu tun?

Veronika Wolf: Ja, genau. Das haben wir auch so ausgesucht. Das soll also keine Fleißaufgabe sein, bei der man drei Seiten aus dem Lehrbuch abschreibt, sondern schon etwas, das dem Unternehmen etwas bringt. Die Trainees sollen hier einen Aufgabenbereich bekommen, den noch nie jemand vorher bearbeitet hat, damit sie sich verwirklichen können. Das Projekt ist zudem ein guter Einstieg, um das Unternehmen richtig kennenzulernen.

Laurin Spensberger

Laurin Spensberger hat eine landwirtschaftliche Ausbildung durchlaufen und nach zweijähriger Praxis auf einem landwirtschaftlichen Betrieb die Technikerschule für Agrarwirtschaft mit Fachrichtung Landbau in Landsberg am Lech besucht und abgeschlossen. Er ist aktuell als Trainee in der Naturland-Beratung tätig.

Oekolandbau.de: Worin sehen Sie den Unterschied zu einem "normalen" Berufseinstieg?

Laurin Spensberger: Also, ich habe natürlich jetzt nicht den Vergleich mit dem standardmäßigen Einstieg in das Traineeprogramm, weil ich ja schon ein paar Monate bei Naturland gearbeitet habe, bevor ich als Trainee nachgerutscht bin. Aber das Tolle an dem Programm ist, dass man sich ein Netzwerk aufbaut und regelmäßig zusammenkommt. Das erweitert den eigenen Horizont, was nicht nur interessant, sondern auch sehr wichtig ist. Ein weiterer großer Pluspunkt ist der Perspektivwechsel. Ich selbst komme aus der Praxis und viele im Traineeprogramm sind eher aus dem Bereich Lebensmitteleinzelhandel, Verband oder Öko-Kontrolle. Und da ist es gut, wenn man die anderen Seiten einmal kennenlernt und einen anderen Blickwinkel auf die Themen bekommt.

Oekolandbau.de: Wie stark liegt der Fokus auf ökologischem Landbau im Traineeprogramm? Oder stehen überwiegend Soft Skills auf der Tagesordnung?

Laurin Spensberger: Fünfzig, fünfzig würde ich sagen. Also über allem stehen eigentlich der Öko-Landbau und die ökologische Lebensmittelwirtschaft – sei es jetzt in den Moderationsübungen, den Diskussionsrunden oder auch anderen Programmpunkten.

Oekolandbau.de: Was ist Ihr Zwischenfazit?

Laurin Spensberger: Durchweg positiv. Ich bin echt begeistert von dem Traineeprogramm, weil man einfach so viel lernt und seine Sicht auf die Dinge ändert. Man hinterfragt sich selbst und kann sich dadurch enorm weiterentwickeln. Spannend finde ich vor allem unsere monatlichen Online-Einheiten zu einem bestimmten Thema, in das man sich einarbeiten kann.

Oekolandbau.de: Haben Sie Tipps für Leute, die sich dafür interessieren und bewerben wollen?

Laurin Spensberger: Auf jeden Fall machen. (lacht)

Veronika Wolf: Ich wollte noch einmal betonen, dass es nicht nur für Studienabsolventinnen und -absolventen interessant sein kann an dem Programm teilzunehmen, sondern auch für Leute aus der Praxis, die den Technikerabschluss haben. Die Gruppe profitiert total von Leuten, die nicht studiert haben. Ich merke das jetzt aktuell bei Laurin, dass der Blickwinkel, den er aus der Praxis mitbringt, total wertvoll für die ganze Gruppe ist.


Letzte Aktualisierung 16.05.2024

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