Markus Knösel, Geschäftsführer des Netzwerks Biodynamische Bildung, erläutert im Interview die Gestaltung der dreijährigen biodynamischen Ausbildung. Rund 200 Auszubildende in Landwirtschaft und Gemüsebau gehen pro Jahr diesen alternativen Weg.
Wäre da nicht die bundesweite Anerkennung des Abschlusses wünschenswert?
Knösel: Das ist ein großer Wunsch von uns. Aktuell steht das Netzwerk in Verhandlung, dass die Abschlussprüfung für Externe in Zukunft ohne Wartezeit direkt nach Ausbildungsende absolviert werden kann. Auch wir nehmen Zwischen- und Fachprüfungen ab und Berufserfahrung ist ebenfalls vorhanden. Während der Ausbildung wird ein Berichtsheft geführt und es werden Projektarbeiten angefertigt. Denkbar wäre künftig, dass wir zusätzlich einen Prüfungsvorbereitungskurs der Kammern oder den Pflanzenschutzmittel Sachkundenachweis in unsere Kurse integrieren.
Einerseits ist es ein alternatives Ausbildungsmodell, andererseits hat die biodynamische Ausbildung eine QS-Zertifizierung durchlaufen. Wie geht das zusammen?
Knösel: Das geht sehr gut zusammen! Ziel ist, die Bildungsarbeit immer weiter zu entwickeln und zu professionalisieren. Um die qualitätsrelevanten Fragen zu prüfen, ist ein Evaluationskonzept sinnvoll. Der Auditor war in den vier Regionen jeweils drei Tage unterwegs, hat mit Auszubildenden, Ausbilderinnen und Ausbildungsberatern gesprochen und dokumentiert: Was wird in den Geschäftsstellen protokolliert? Wie werden die Ausbildungsbetriebe zugelassen? Das war sehr hilfreich und klärend für uns, auch durch die Art und Weise, wie Auditoren fragen. Die Liste an Empfehlungen, die wir bei der Auswertung erhalten haben, ist nun die Grundlage für die nächsten Audits.
Biodynamische Ausbildung
Unter dem Dach des 2019 gegründeten Netzwerks Biodynamische Bildung sind deutschlandweit sechs regionale Ausbildungsorganisationen im biologisch-dynamischen Landbau zusammengeschlossen. Den Norden vertritt die Bäuerliche Bildung und Kultur gGmbH, den Osten die ARVENSE Lebendiges Lernen gGmbH, die Arbeitsgemeinschaft für Biologisch- Dynamische Wirtschaftsweise im Westen e.V. die westlichen Bundesländer und der Verein zur Förderung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise e.V. die südlichen Bundesländer. Hinzu kommen die Landbauschule Dottenfelder Hof e. V. und die Freie Landbauschule Bodensee e. V.
Je nach Region und Bundesland wird die eigenständige Ausbildung regional angepasst durchgeführt. Der dreijährigen Ausbildung geht immer ein halbjähriges Praktikum voran. Die Ausbildung folgt anschließend einem dreijährigen Curriculum, in dem Gemüsebau wie auch Landwirtschaft weitgehend gemeinsam unterrichtet werden. Spätestens zur Zwischenprüfung müssen sich die Teilnehmenden für eine der zwei Fachrichtungen entscheiden. Der Unterricht erfolgt in Blockseminaren von drei bis fünf Tagen pro Monat, die auf Praxisbetrieben stattfinden. Neben den fachlichen Themen bieten die Seminare auch künstlerische und soziale Übungen.
Ausbildungsziel ist die Vermittlung der nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten, um Betriebsbereiche eigenständig zu betreuen. Damit die Auszubildenden möglichst viele unterschiedliche Betriebszweige und Betriebsstrukturen kennenlernen, sind sie angehalten, mindestens einmal während der Ausbildung den Lehrbetrieb zu wechseln. Die Abläufe der Ausbildung sind an das duale System angelehnt: So wird zum Beispiel auch hier ein Berichtsheft geführt, ein Herbarium angelegt und Theorie wie Praxis geprüft. Die Ausbildung schließt mit einem privaten Abschluss als biologisch-dynamischer Gärtner/Gärtnerin oder Landwirtin/Landwirt ab.
Ausbildungsplätze werden von rund 180 Landwirtschafts- und Gemüsebaubetrieben in ganz Deutschland angeboten.
Das Netzwerk finanziert die Ausbildung anteilig über öffentliche Fördermittel. Weitere Mittel stammen aus Spenden. Die Unterstützer sind Stiftungen, Firmen und Privatpersonen, die zum Beispiel Ausbildungspatenschaften übernehmen.
Das Netzwerk Biodynamische Bildung wurde von der UNESCO für sein herausragendes Engagement in der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ausgezeichnet.