Betriebsporträt: Bio-Rinderzucht

Bio-Rinderzucht Harzer Rotes Höhenvieh, Osterode am Harz

Quereinsteiger trifft Höhenvieh

Die raue Harzregion steht nicht gerade im Ruf, eine landwirtschaftliche Gunstlage zu sein. Dass man hier als Quereinsteiger ohne landwirtschaftlichen Hintergrund quasi aus dem Nichts heraus einen erfolgreichen Betrieb aufbauen kann, würden viele Fachleute für unmöglich halten. Aber Daniel Wehmeyer ist dieses Kunststück gelungen. Mit nur 20 Jahren übernahm er den Nebenerwebsbetrieb seiner Eltern.

Was man dafür braucht ist Kapital, Mut zum Risiko, Engagement und vor allem das richtige Konzept. Wehmeyers Konzept war der Aufbau einer Rinderherde. Nicht mit irgendeiner Rasse, sondern mit dem Harzer Roten Höhenvieh, einer vom Aussterben bedrohten Rasse, die perfekt an das kühle Harzer Klima angepasst ist.



In wenigen Jahren hat der Junglandwirt eine Herde mit insgesamt 240 Rindern aufgebaut, die er auf 276 Hektar Grünland hält. Biofleisch- und Wurstwaren aus der Schlachtung der Rinder vermarktet er ausschließlich regional. Verkauft werden nicht nur Edelteile wie Filets und Steaks, sondern auch Innereien wie Leber, Herz und Zunge. Dem Verkaufserfolg tut das keinen Abbruch, die Nachfrage nach dem besonderen Fleisch der seltenen Rasse übersteigt das Angebot.

Das Geheimnis der guten Fleischqualität beruht nicht zuletzt auf einer besonders tiergerechten Haltung und einem stressfreien Umgang mit den Rindern. Die behornten Tiere werden von Frühjahr bis Herbst in neun Einzelherden auf verschiedenen Weiden gehalten. Während der kalten Wintermonate kommen sie in einen Außenklimastall auf Stroh unter, der im Jahr 2003 erbaut und 2004 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) als besonders artgerecht ausgezeichnet wurde.

Um den Tieren unnötigen Stress zu ersparen, bleiben die Kälber auch bei Transporten zu den Weiden immer bei der Mutterkuh. Eine einheitliche Abkalbesaison gibt es bei Wehmeyer nicht. Das macht zwar das Herdenmanagement aufwändiger, garantiert aber eine ganzjährig gleichbleibend hohe Fleischqualität.

Doch Wehmeyers Betriebsideen beschränken sich nicht nur auf die Tierhaltung. Auch die knapp 100 Hektar Ackerfläche des Hofs nutzt der Biolandwirt für innovative Konzepte. So baut er neben einem Gemenge aus Ackerbohnen und Hafer als Bullenfutter auch Speiselinsen an. Als Stützfrucht für die Linse dient dabei Sommergerste. Während die Speiselinsen in einer eigenen Verpackung über den Naturkosthandel vertrieben werden, geht das Backgetreide  an eine benachbarte Vollkornbäckerei.

Auch in den lokalen Naturschutz bringt sich Wehmeyer aktiv ein, vor allem wenn es um den Schutz wertvoller Grünlandbiotope geht. So bewirtschaftet er einen Großteil seiner 276 Hektar Grünland nach den Vorgaben spezieller Schutzprogramme für seltene Pflanzen- und Vogelarten. Hinzu kommt eine enge Zusammenarbeit mit den lokalen Naturschutzbehörden, für die er zum Beispiel schützenswerte Flächen bewirtschaftet. Außerdem vermehrt Wehmeyer als einziger Landwirt der Region Gräser- und Kräutersamen artenreicher Oberharzer Bergwiesen, die er mit dem eigenen Mähdrescher erntet. Die Samenmischungen werden für Renaturierungsflächen im Harz eingesetzt.

Ein wichtiger Schlüssel für den erfolgreichen Aufbau seines Betriebs ist für Wehmeyer, alle Strukturen und Abläufe immer wieder zu hinterfragen und zu verbessern. Offensichtlich ist ihm das in den wenigen Jahren sehr gut gelungen. Denn der Betrieb steht auf wirtschaftlich soliden Füßen und genießt inzwischen auch in der öffentlichen Wahrnehmung, u.a. durch die Auszeichnung mit dem Naturparkpreis Harz 2013, große Anerkennung.


Letzte Aktualisierung 15.01.2016

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