Porträt: Hofgut Oberfeld

Hofgut Oberfeld Landwirtschaft AG, Darmstadt

Zwischen ökologischer Landwirtschaft und Aktionären gibt es in der Regel nur selten Berührungspunkte. Nicht so bei der Hofgut Oberfeld Landwirtschaft AG in Darmstadt. Wie schon der Name verrät, ist der Biobetrieb aufgestellt wie eine klassische Aktiengesellschaft, mit Aktionären und einem sechsköpfigen Aufsichtsrat. Mit dieser für den Ökolandbau sehr ungewöhnlichen Organisationsform arbeiten die Verantwortlichen Thomas und Kathrin Goebel sowie Will Schaumann seit mittlerweile zehn Jahren sehr erfolgreich.

Ursprünglich war das Hofgut eine hessische Staatsdomäne, die von einer Bürgerinitiative übernommen wurde. Mit  der Unterstützung eines in Darmstadt ansässigen Unternehmens kaufte sie die Hofstelle. Aus der Bürgerinitiative wurde ein Bürgerunternehmen, was heute etwa 120 Aktionäre hat, größtenteils Bürgerinnen und Bürger aus Darmstadt, die mittlerweile 1,2 Millionen Euro Kapital eingebracht haben. Die Aktionäre können sich neben ihrer finanziellen Unterstützung auch auf anderem Wege einbringen. In Fragen der Betriebsentwicklung, der Finanzierung, des Controllings oder der Öffentlichkeitsarbeit ist ihre Mitarbeit ausdrücklich erwünscht.



Mit dem Geld der Aktionäre konnte der Betrieb in allen Bereichen neu aufgebaut werden, einschließlich völlig neuer Anbau- und Vermarktungskonzepte.

Es entstand nach und nach aus dem vormals konventionellen Ackerbaubetrieb mit Schwerpunkt Getreideerzeugung ein hoch diversifizierter, ökologisch wirtschaftender Gemischtbetrieb mit vielen verschiedenen Nutztierarten. So wurde zum Beispiel die Milcherzeugung mit 95 Rindern der Rote-Liste Art Schwarzbuntes-Niederungsrind komplett neu aufgebaut. Außerdem gehören heute etwa 1.250 Legehennen, 250 Mastgänse und 100 Masthähnchen zum Hofgut.

Dabei steht für die Betriebsleitung eine möglichst artgerechte Haltung aller Nutztiere ganz oben an. Beste Beispiele dafür sind eine muttergebundene Kälberhaltung, die 2015 mit dem hessischen Preis für Tierschutz in der Landwirtschaft prämiert wurde. Ein großzügig gestalteter Kuhstall speziell für horntragende Herden und Natursprung durch die hofeigenen Zuchtbullen gehören auch dazu. Die Legehennen leben in Mobilställen, die einen großzügigen Auslauf an wechselnden Orten ermöglichen.

Die Milch wird in der eigens gebauten Hofkäserei veredelt, das Getreide in der neuen Holzofenbäckerei. Für die Direktvermarktung der hofeigenen Produkte nutzt man die Nähe zu Darmstadt. Der Hofladen und das Hofcafé sind seit langem für viele Darmstädter eine wichtige Anlaufstelle für den Lebensmitteleinkauf geworden. Hinzu kommt, dass ein Teil der Ackerfläche in Gemüseparzellen umgewandelt wurde, die Kunden zur Selbsternte mieten können. Mit über 300 Selbsternteparzellen gehört das Oberfelder Hofgut heute zu den größten Anbietern in Deutschland.

Durch das verbrauchernahe Betriebskonzept ist das Hofgut Oberfeld innerhalb von nur zehn Jahren ein agrarkulturelles Zentrum geworden, das eine große Anziehungskraft für die Stadtbevölkerung hat. Da die beteiligten Bürgeraktionäre auch in den nächsten Jahren die Betriebsentwicklung mitbestimmen werden, ist garantiert, dass das Gut zukünftig ein spannendes Ziel für Verbraucherinnen und Verbraucher ohne landwirtschaftlichen Hintergrund bleiben wird.

Letzte Aktualisierung 15.01.2016

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