Feuersteiner INTENSIVKURS 2022/23 – Modul 3
91320 Ebermannstadt
Das Obstparadies zeichnet sich im Bewerbungsbereich "Gesamtbetriebliche Konzeption" in folgenden Punkten als besonders preiswürdig aus:
Das Obstparadies von Martin Geng in Kombination mit dem Verarbeitung- und Vermarktungsunternehmen (Manufaktur) Johannes Geng erzeugt Obst auf 15 Hektar in klimatisch günstiger Lage am Fuß des Schwarzwalds ohne jeglichen Einsatz von Spritzmitteln. Als Quereinsteiger hat Martin Geng seit 2009 auf seinen Flächen über 1.600 groß- und mittelkronige Bäume gepflanzt und zahlreiche Hecken, Steinbiotopen, Teichen und Blühstreifen angelegt. Jährlich werden 2.500 landschaftsprägende Streuobstbäume gepflegt und beerntet. Neben 300 Apfelsorten, 70 Birnensorten und 40 Pflaumen- und Zwetschgensorten werden Quitten, Mirabellen oder Walnüsse, aber auch ausgefallene Obstarten wie Indianerbananen, Kiwis, Datteln, Nordische Zitronen und Kakis angebaut. Ergänzt wird das Sortiment durch zahlreiche Wildobstarten wie Ebereschen, Mehlbeeren, Traubenkirsche, Hagebutten, Felsenbirne, Kornelkirsche und Holunder. Zwölf Bienenvölker sorgen auf den Obstflächen für die Bestäubung der Blüten.
Durch das Engagement von Martin Geng wird eine alte Obstbautradition in der Vorbergzone des Schwarzwalds fortgeführt und damit ein wichtiger Beitrag zur Förderung der Landschaftskultur und zum Erhalt der biologischen Vielfalt geleistet. Auf dem Areal befinden sich rund 1.800 Nisthilfen für Vögel, Fledermäuse, Hornissen, Eulen und Wildbienen. Schon nach kurzer Zeit haben sich einige seltene oder gefährdete Tierarten in den Obstwiesen angesiedelt. Dazu gehören Eidechsen, Ringelnattern, Rebhühner, Feldhasen, Wiedehopf, Wendehals und Steinkauz.
Martin Geng betreibt seinen Obstanbau mit hochstämmigen Bäumen konsequent ohne Pflanzenschutzmittel. Dies setzt eine intensive Beobachtung der Bestände und eine aktive Förderung von Nützlingen voraus, unter Berücksichtigung natürlicher Kreisläufe. Die Flächen werden nicht komplett gemäht, damit stets ausreichend Blüten für Insekten vorhanden sind. Faule Früchte werden von der Fläche konsequent entfernt und kompostiert, um den Pilzdruck zu minimieren. Entgegen aller Empfehlungen durch die Berater und ohne öffentliche Fördermittel wurde innerhalb von wenigen Jahren ein Betrieb aufgebaut, der auch wirtschaftlich erfolgreich ist.
Bis zu 20 Prozent des Obstes werden als Tafelobst im Hofladen direkt verkauft. Was nicht als Tafelobst vermarktet wird, verarbeitet Johannes Geng in der "Manufaktur" des Betriebs zu hochwertigen Spezialitäten. Grundlage sind etwa 75 Tonnen Mostobst aus eigener Ernte sowie rund 30 Tonnen von benachbarten Biobetrieben. Mit fast 120 Produkten wie alkoholfreien Seccos, Sirup, Fruchtaufstrichen, Streuobst-Cuvées, sortenreinen Säften und 54 verschiedenen Likören wird eine hohe Wertschöpfung erzielt. Hinzu kommen ausgefallene Obstarten und Blühpflanzen, mit denen ein Markt für Kundinnen und Kunden in der Gastronomie, im regionalen Fachhandel und in der Direktvermarktung erschlossen wurde. Mit zahlreichen Führungen über die Flächen vermitteln die Betriebsleiter zudem rund 2.000 Besucherinnen und Bsuchern im Jahr die naturnahe Anbauweise und die ökologischen und kulinarischen Vorzüge einer großen Obstsortenvielfalt.
Nach Überzeugung der Jury hat es das Obstparadies von Martin Geng in Kombination mit der Obstmanufaktur Johannes Geng innerhalb weniger Jahre geschafft, eine ökologische Wertschöpfung mit einer wirtschaftlichen Wertschöpfung im schwierigen Umfeld des Erwerbsobstbaus erfolgreich zu verbinden. Gleichzeitig leisten sie einen wichtigen Beitrag zur gezielten Förderung der biologischen Vielfalt, insbesondere von Bestäubern, und tragen zum Erhalt einer landschaftsprägenden Anbaukultur in der Region bei. Das Engagement von Martin und Johannes Geng hat eine hohe Bedeutung für eine Erhaltung und Wiederbelebung des traditionellen Streuobstbaus durch gezielte Vermarktung und Verarbeitung des Obstes als Spezialität mit hohem Geschmacks- und Naturschutzwert. Aus Sicht der Jury sind dies entscheidende Gründe für eine Nominierung als Preisträger im Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau.
Letzte Aktualisierung 24.01.2019