Schorf an Apfel

Schorf

auch: Apfelschorf, Birnenschorf; Venturia inaequalis (Winter), Familie: Schorfverwandte

Schadbildbeschreibung

Auf den Blättern, meist oberseits beim Apfel und unterseits bei der Birne, treten matt-olivgrüne, später braune oder schwärzlich werdende Flecke auf, die dann verschmelzen und im weiteren Krankheitsverlauf vertrocknen. An der Blüte von Apfel kann die Krankheit zu Verformungen und Welke führen. Befallene Früchte weisen ähnliche, jedoch meist dunkler gefärbte Flecke auf.

Späte Fruchtinfektionen führen nur zu kleinen Infektionspunkten oder sind zunächst vor der Ernte noch nicht sichtbar. Erst im Lager werden die Symptome dann sichtbar und können sich weiter entwickeln (Lagerschorf).

An den Trieben können korkige, blasige Auftreibungen und Rissbildung sichtbar werden (Grindschorf), dies ist häufiger bei der Birne als beim Apfel.

Schadwirkung im ökologischen Kernobstanbau

Schorfpilze treten an Apfel und Birne auf und stellen die wirtschaftlich wichtigste Krankheit der beiden Kulturen dar. Durch optische Makel und verringerte Lagerfähigkeit wird der Wert der Früchte gemindert. Bei starkem Befall kann das Abwerfen von Blättern und Früchten zu einem hohen Ertragsausfall führen.

Biologie der Pilzkrankheit

Der Schorfpilz überwintert im Falllaub und an infizierten Trieben am Baum. Im infizierten Falllaub werden Fruchtkörper (Perithecien) gebildet. Ab Vegetationsbeginn können – ausgelöst durch Regen – Ascosporen aus diesen Fruchtkörpern ausgeschleudert werden. Bei anhaltender Blattnässe und entsprechenden Temperaturen können die Sporen auskeimen und unter die Wachsschicht der jungen Blätter eindringen (Primärinfektion), die erforderlichen Temperatur- und Blattnässewerte können in der Millstabelle nachgeschlagen werden.Die Primärschorfphase dauert etwa zwei bis drei monate an.

Etwa 10 bis 20 Tage nach erfolgter Infektion werden erste Blattflecken sichtbar. Aus den Infektionen im Frühjahr entstehen Sommersporen (Konidien). Die weitere Ausbreitung auf Früchte und junge Blätter erfolgt wiederum durch Regen und anhaltende Nässe (Sekundärinfektionen).

Regulierungsstrategien: vorbeugen und bekämpfen

Befallsprognose

Durch Anwendung des Prognosemodells RIMpro können das Zeitfenster für die Sporenkeimung und Sporenmengen vorher gesagt werden. Dadurch lassen sich Pflanzenschutzmittel termingerecht im Keimungsfenster anwenden, um die Effektivität zu steigern und Wirkstoffeinsatz zu minimieren. Eine auf ökologische Betriebe zugeschnittene Version ist verfügbar. Hintergründe und Links zum Anbieter finden Sie in diesem Artikel im Obstbaubereich dieses Portals.

Vorbeugende Maßnahmen

Maßnahmen zur Bekämpfung am Falllaub, in dem der Schorfpilz hier überwintert, können durch eine Reduzierung überwinternder Blattmasse das Sporenangebot im Frühjahr vermindern:

  • Blattspritzungen mit Blattdüngern
  • Zerkleinerung des Falllaubes durch in die Gasse kehren und anschließendes Mulchen oder Häckseln mit Stammräumern
  • Entfernen des Fallaubes mittels Laubsauger
  • Ausbringung von Vinasse oder Bierhefeextrakt auf das Fallaub
    Bierhefe hat sich in Versuchen als besonders wirksam erwiesen, sie fördert eine vermehrte Ansiedlung von Mikroorganismen, wodurch das Fallaub für Regenwürmer attraktiver wird. Zusätzlich gibt es einen direkten reduzierenden Effekt auf die Ascosporen des Schorfpilzes. Eine zwei- bis dreimalige Ausbringung von Laubfall bis März ist zu empfehlen.

Maßnahmen für einschnelles Abtrocknen der Blätter mindern die Infektionsgefahr, da diese von Feuchtigkeit und Temeratur abhängen:

  • durch Erziehungsform und Schnitt eine gute Belüftung und schnelles Abtrocknen der Blätter sichern,eventuell Sommerriss oder -schnitt durchführen
  • bei Neuanpflanzungen für einen guten Luftzug durch die Anlage sorgen,
  • Düngung und Schnitt so abstimmen, dass kein zu dichter Wuchs auftritt,
  • Förderung eines zeitigen Triebabschlusses verhindert Neuinfektionen an jungen empfindlichen Blättern bis weit in den Spätsommer.

Sortenwahl: Apfel- und Birnensorten weisen unterschiedliche Anfälligkeit gegenüber dem Schorfpilz auf. Bei Neupflanzungen sollten robuste oder resistente Sorten berücksichtigt werden.

  • Bei Einsatz schorfresistenter Sorten kann durch die verminderte Fungizidanwendung verstärkter Befall mit Blattfallkrankheit und Regenflecken auftreten.
  • Da die Resistenzen teilweise durchbrochen wurden und wegen anderer Pilzkrankheiten ist das Einsparpotential für Fungizide unterschiedlich, und schwankt besonders nach Region und Standort zwischen 20 und 50 Prozent.
  • Der Einsatz von Sorten mit mehreren Resistenzgenen (polygene Resistenz) und Widerstandsfähigkeit gegen Regenflecken und Blattfallkrankheit kann das Einsparpotential erhöhen.
  • Eine Übersicht schorfresistenter Sorten und Links zu Sortenprüfungen finden sich in den Artikeln zum Speziellen Pflanzenbau von Äpfeln und Birnen auf diesem Portal.

Es können Pflanzenstärkungsmittel auf der Basis saurer Gesteinsmehle, Schwefelsaurer Tonerde, Schachtelhalm und Algenextrakten eingesetzt werden. Letztere sollen besonders Spritzschäden durch Kupferanwendungen ausgleichen. Mittel auf Basis von Bacillus subtilis oder Bacillus amyloliquefaciens sind in der EU nicht mehr als Pflanzenstärkungsmittel registriert.

Direkte Bekämpfung mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln

Die Wirkstoffe, die dem ökologischen Erwerbsobstbau zur Verfügung stehen, können vorbeugend oder gezielt ausgebracht werden. Der umfassendste Schutz wird erreicht, indem ab dem Austrieb der Bäume die Belagsbehandlungen unmittelbar vor Regenperioden ausgebracht werden. Wichtigster Bekämpfungsschwerpunkt sind hierbei die Wochen vor und nach der Blüte (Anfang April bis Ende Mai), da hier die Anzahl an Ascosporen am höchsten ist. Die Nutzung eines Prognosemodells erhöht die Effektivität der Anwendungen.

Derzeit sind in Deutschland Pflanzenschutzmittel auf der Basis folgender Wirkstoffe zugelassen:

  • Schwefel oder Schwefelkalkbrühe wirkt vorbeugend sowie im Keimungsfenster bis 24 Stunden nach Regenbeginn. Der Einsatz trägt zur Kupferminimierung bei. Nebenwirkung gegen Blattfallkrankheit und Regenflecken.
  • Kupferhydroxid wirkt vor Allem vorbeugend. Gegen Sekundärinfektion sind in regenreichen Sommern regenstabile Präparate unerlässlich. Der Wirkstoff ist wegen de rbesseren Wirkstofferteilung effizienter als früher verwendete Kupferoxycloridpräparate.
  • Kaliumhydrogencarbonat (nur in Apfel) wirkt auch kurativ nach stattgefundener Infektion.
  • Kalziumhydroxid (Löschkalk, Kalkmilchlösung) ist als Grundstoff zur Herstellung eines Pflanzenschutzmittels zugelassen (nur in Apfel). Es wird im Winter ab dem Laubfall vorbeugend ausgebrach.

Portaltipps und Weblinks

Ökologischer Apfelanbau - Beschreibung wichtiger schorfresistenter Apfelsorten

Ökologischer Birnenanbau - Beschreibung von Birnensorten und ihrer Widerstndsfähigkeit gegen Schorf und Feuerbrand

Apfelschorf-Regulierung mit webbasiertem Prognosemodell - mit Erläuterungen und Links zum Prognosemodell RIMpro

Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau: Gesunderhaltung der Kulturpflanzen im Ökologischen Apfelanbau. Broschüre über in der Praxis angewandte Maßnahmen und den Stand der Forschung zur Regulierung verschiedener Apfelschaderreger.


Aus der Forschung - für die Praxis

Im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) werden zahlreiche Forschungsprojekte durchgeführt.

Erarbeitung einer Gesamtstrategie aus direkten und indirekten Maßnahmen zur Substitution bzw. Reduzierung des Kupfereinsatzes bei der Regulierung von pilzlichen Schaderregern in der ökologischen Kernobstproduktion (bis 2020)

In dem Forschungsvorhaben wird eine Kombinationsstrategie von Maßnahmen gegen alle relevanten Apfelkrankheiten entwickelt. Diese Strategie ist notwendig vor dem Hintergrund der Kupferminimierung und steigender Fungizidspritzungen bei schorfresistenten Sorten.

Zur Projektbeschreibung in der Datenbank Organic Eprints

Letzte Aktualisierung 18.10.2018

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