Äpfel

Ökologischer Apfelanbau

Von allen Obstsorten hat im ökologischen Anbau der Apfel flächenmäßig und ökonomisch die größte Bedeutung. Er wird vor allem über den Naturkostgroßhandel vermarktet, in geringerem Umfang direkt ab Hof. Zunehmend wichtiger für die Vermarktung wird der Lebensmitteleinzelhandel, der allerdings besondere Strukturen (Genossenschaften, Erzeugergemeinschaften) erfordert, um eine kontinuierliche Anlieferung zu gewährleisten.

Kulturtechnik im ökologischen Apfelanbau

Bei der Erzeugung von Tafeläpfeln ist der Anbau auf schwachwachsenden Unterlagen (M9) Standard. Für die hierzu erforderliche effektive Beikrautregulierung im Baumstreifen werden verschiedene Bodenbearbeitungsgeräte angeboten.

Zur Düngung stehen mehrere organische Handelsdünger zur Verfügung. Neben der Zufuhr von Nährstoffen spielt die Versorgung des Bodens mit organischer Substanz eine sehr große Rolle. Zur Anwendung kommen hier zum Beispiel Komposte aus organischen Wirtschaftsdüngern und Grünschnitt.

Zu den wichtigsten vorbeugenden Pflanzenschutzmaßnahmen gehört die Wahl widerstandsfähiger Sorten. Auch die Schaffung günstiger Lebensbedingungen für Nützlinge durch Blütenstreifen, Hecken, Nisthilfen etc. ist von Bedeutung.

Der Schorf zählt zu den wirtschaftlich bedeutendsten Krankheiten. Erhebliche Schäden können auch der Feuerbrand und in regenreichen Gebieten die Lagerkrankheiten unddie Regenfleckenkrankheit verursachen. Je nach Sorte und Standort sind vorbeugende Behandlungen durch zugelassene Pflanzenbehandlungsmittel (zum Beispiel Kupfer, Netzschwefel, Schwefelkalk, Mykosin) notwendig.

Von den tierischen Schaderregern können vor allem die Mehlige Apfelblattlaus, der Apfelwickler und die Sägewespe bedeutende Schäden anrichten. Für den ökologischen Apfelanbau stehen wirksame zugelassene Pflanzenbehandlungsmittel zur Verfügung. Auch biologische Bekämpfungsmöglichkeiten wie Apfelwickler-Granuloseviren und Schalenwickler-Granuloseviren oder auch entomopathogene Nematoden Steinernema feltiae werden in der Schädlingsregulierung eingesetzt. Probleme gibt es noch bei einzelnen Schaderregern wie der Blutlaus oder dem Kleinen Fruchtwickler, für die es keine direkte Regulierungsmöglichkeit gibt.

Sortenwahl

Die gängigen Standardsorten sind noch immer "Elstar" und "Jonagold" mit seinen verschiedenen Mutanten. Weitere wichtige Sortensind im Süden Deutschlands "Idared", "Boskoop" und die Frühsorte "Piros". In Norddeutschland werden auch die Sorten "Ingrid Marie" und "Holsteiner Cox" erfolgreich in Öko-Obstbaubetrieben angebaut. In den letzten Jahren an Bedeutung zugenommen haben Braeburn und Gala. Die Ursache hierfür liegt ausschließlich in der hohen Nachfrage am Markt, da beide Sorten aufgrund ihrer hohen Anfälligkeit gegenüber verschiedenen Schaderregern (Schorf, Krebs, Feuerbrand, Spinnmilben) für den Öko-Anbau kaum geeignet sind.

Zunehmend bedeutsamer werden schorfresistente Sorten, wie die Sorte "Topaz". Wegen ihrer günstigen Anbaueigenschaften und weil sie beim Verbraucher beliebt ist, hat diese Sorte eine starke Verbreitung gefunden. Interessant, aber weniger bekannt sind die schorfresistente Frühsorte "Nela" und die Lagersorte "Goldrush". Die Schorfresistenz einiger Sorten wie Ariana und Galant konnte nicht aufrecht erhalten werden, daher liegt ein Fokus auf der Züchtung und Verbreitung von Sorten mit mehreren Resistenzgenen (polygenetische Resistenz) wie Admiral.

Die Sortenwahl wird wesentlich durch den Vermarktungsweg beeinflusst: Während in Direktvermarktungsbetrieben eine größere Sortenvielfalt möglich ist, muss man sich bei Abhängigkeit vom Großhandel auf die gängigen Marktsorten beschränken.

Schorfresistente Tafelapfelsorten

Sorte: Hana

  • Wuchs: stark, breit ausladend, neigt zur Verkahlung
  • Blüte: früh
  • Pflückreife: Ende Juli, wird schnell mehlig, nur kurzes Erntefenster
  • Ertrag: mittel, regelmäßig
  • Frucht: mittelgroß, grüne Grundfarbe mit verwaschener roter Deckfarbe, mittlerer Geschmack
  • Lagereignung: sehr frühe Sorte zum sofortigen Verbrauch
  • Widerstandsfähigkeit: schorfresistent (Vf), nur wenig anfällig für Mehltau
  • Vermarktungseignung: Direktvermarktung
  • Bemerkungen: muss sehr schell vermarktet werden, regelmäßiger Träger

Sorte: Nela

  • Wuchs: mittelstark, gleichmäßige Garnierung
  • Blüte: früh
  • Pflückreife: Anfang August
  • Ertrag: mittel, früh einsetzend
  • Frucht: klein bis mittel, grünlich-gelb mit leuchtend roter Deckfarbe, sehr guter Geschmack
  • Lagereignung: für Frühsorte sehr gut lagerbar (Oktober/ November)
  • Widerstandsfähigkeit: schorfresistent (Vf), wenig anfällig für Mehltau, leicht anfällig für Mehlige Apfelblattlaus
  • Vermarktungseignung: Direktvermarktung, Großhandel
  • Bemerkungen: Ausdünnung erforderlich (Fruchtgröße), für Frühsorte sehr gute Lagerfähigkeit

Sorte: Resi

  • Wuchs: schwach, lockere Garnierung
  • Blüte: mittel
  • Pflückreife: Anfang September
  • Ertrag: hoch, früh einsetzend, regelmäßig
  • Frucht: klein bis mittelgroß, grünlich gelb-gelb mit hellroter Deckfarbe, guter Geschmack
  • Lagereignung: im Kühllager bis Februar
  • Widerstandsfähigkeit: schorfresistent (Vf), wenig Mehltau- und Lausbefall
  • Vermarktungseignung: Direktvermarktung, Großhandel
  • Bemerkungen: Ausdünnung wegen Fruchtgröße erforderlich

Sorte: Rubinola

  • Wuchs: sehr stark, breit pyramidal, neigt zur Verkahlung
  • Blüte: mittel - früh
  • Pflückreife: Ende August, gleichmäßige Abreife, einzeln hängende Früchte
  • Ertrag: mittel, spät einsetzend, regelmäßig
  • Frucht: mittelgroß, gelbgrünlichgelb mit leuchtend roter Deckfarbe, sehr guter Geschmack
  • Lagereignung: im Kühllager bis Februar
  • Widerstandsfähigkeit: schorfresistent (Vf), kaum anfällig für Mehltau
  • Vermarktungseignung: Direktvermarktung, Großhandel
  • Bemerkungen: geschmacklich sehr wertvolle Sorte, Wuchs problematisch

Sorte: Topaz

  • Wuchs: anfangs mittelstark, später schwächer
  • Blüte: mittel
  • Pflückreife: Mitte / Ende September
  • Ertrag: hoch, früh einsetzend, regelmäßig
  • Frucht: mittelgroß, grünlichgelb, orangedunkelrote Deckfarbe, sehr guter Geschmack
  • Lagereignung: im Kühllager bis März
  • Widerstandsfähigkeit: schorfresistent (Vf), wenig Mehltau, anfällig für Mehlige Apfelblattlaus und sehr anfällig für Kragenfäule
  • Vermarktungseignung: Direktvermarktung, Großhandel
  • Bemerkungen: beste schorfresistente Sorte, nur auf Zwischenveredelung (Kragenfäule)

Sorte: Goldrush

  • Wuchs: schwach bis mittelstark, sehr gute Garnierung
  • Blüte: mittel - spät
  • Pflückreife: Mitte / Ende Oktober, genussreif ab Mitte November
  • Ertrag: sehr hoch, Ausdünnung zwingend erforderlich
  • Frucht: mittel bis klein, grünlichgelb bis gelb, sehr fest, sehr guter Geschmack
  • Lagereignung: im Kühllager bis Mai, neigt zum Schrumpfen
  • Widerstandsfähigkeit: schorfresistent (Vf), resistent gegen Mehlige Apfelblattlaus, mehltauanfällig
  • Vermarktungseignung: Direktvermarktung, Großhandel
  • Bemerkungen: reift nur in Weinbaugebieten aus, Ausdünnung beachten

Aus der Forschung

Einführung robuster Apfelsorten für den ökologischen Obstbau und den Streuobstanbau

Projektlaufzeit: 2016-2021

Zu den Forschungsergebnissen


Letzte Aktualisierung 03.09.2015

Nach oben
Nach oben