Obstbaumspinnmilbe

Obstbaumspinnmilbe, Rote Spinnmilbe

Panonychus ulmi (Koch), Familie Spinnmilben

Schadbildbeschreibung im Obst- und Weinbau

Typisch für diese achtbeinigen Spinnmilben sind die karminrot gefärbten, etwa 0,4 mm langen Weibchen. Der Körper trägt helle Warzen mit Borsten. Die Männchen und Larven sind dagegen gelblich bis rötlich gefärbt und kleiner, die Larven haben nur sechs Beine. Ab Mitte Mai sind Adulte und Larven vorwiegend auf der Blattunterseite zu finden.

An Obstgehölzen werden ab Frühjahr punktuelle Aufhellungen der Blätter sichtbar, die durch die Saugtätigkeit der Tiere entstehen. Zunächst treten sie in der Nähe der Blattrippen auf, später am ganzen Blatt. Blätter werden mattgrün oder fahlgelb und später silber- bis bronzefarben. Es kommt zu einem vorzeitigen Blattfall. Die Fruchtknospenbildung kann bei starkem Befall beeinträchtigt sein.

An Weinreben sind vor dem Austrieb um die Knoten des einjährigen Holzes, sowie an zweijährigem und älterem Holz leuchtend rote Wintereier sichtbar. Während des Austriebes bleiben die ersten Blätter klein, zeigen dunkle Blattrandzipfel und sehen filzig behaart aus. An den Saugstellen entstehen kleine silbrige Flecken. Die Blätter weisen im Frühjahr eine gelblich grüne Färbung auf und sind löffelförmig nach oben gebogen. Im Sommer sind die Blätter gelblich bis rostbraun verfärbt oder auch matt bronzefarben. Bei sehr starkem Befall kann es zu Entlaubung kommen.

Ähnliche Schädlinge

Die Weibchen der Gemeinen Spinnmilbe nehmen im Winter ebenfalls eine rote Färbung an, darum wird diese Art teilweise auch als Rote Spinne bezeichnet.

Schadwirkung

Der Befall mit Spinnmilben führt zu Wachstumshemmungen, einem geringeren Fruchtansatz, Reifeverzögerung sowie zu Ertrags- und Qualitätseinbußen. Im Weinbau kommt es durch verringerte Photosynthese zu geringeren Mostgewichten bis zu 20° Oechsle. Im Apfelanbau leidet die Fruchtgröße und –Ausfärbung.

Spinnmilben werden im ökologischen Obstbau nur selten problematisch. Die größten Schäden verursacht sie dort wo häufig Raubmilben-schädigende, schwefelbasierte Fungizide eingesetzt werden und unter Einnetzungen zum Schutz vor Schädlingen und Hagel. Bei trocken-heißem Wetter oder Hitzestau kann es zu Massenvermehrungen kommen. Die Apfelsorten Braeburn, Gala, Elstar, Fuji und Cox Orange gelten als besonders empfindlich.

Biologie in Kürze

Die Spinnmilbe überwintert im Eistadium. Während der Vegetationsruhe sind die roten, zwiebelförmigen Eier oft in großer Zahl in Knospennähe, am Fruchtholz, in Astgabeln und an den Zweigunterseiten und im Weinbau an Knoten des einjährigen Holzes zu finden. Im Frühjahr schlüpfen die Larven kurz vor der Apfelblüte bzw. vor dem Knospenaufbruch an Weinrebe und beginnen an der Blattunterseite zu saugen. Sie entwickeln sich über ein Nymphenstadium inerhalb von ein bis zwei Wochen zu ausgewachsenen, adulten Milben. Die Weibchen legen ab Mitte Mai Sommereier an die Blattunterseite, woraus nach 3 bis 15 Tagen erneut Larven schlüpfen.

Es können sich je nach Wirtspflanze bis zu acht Generationen im Jahr entwickeln, an Wein sind es meist um die fünf Generationen. Warmes, sonniges Wetter fördert die Spinnmilben, ebenso wie schlechte Belüftung der Bestände z.B. unter Hagelschutznetzen, und gute Stickstoffversorgung. Die wichtigsten Gegenspieler sind Raubmilben, die schon bei Auftreten einer Raubmilbe pro Blatt die Spinnmilbenkolonien in Schach halten können. Aber auch Florfliegen, Marienkäfer und Wanzen können wichtige Gegenspieler sein.

Regulierungsstrategien: vorbeugen und bekämpfen

Das Auftreten verschiedener Entwicklungsstadien wird durch das Modell POMSUM (für mehrere Apfelschädlinge) auf der Basis von Temperaturverläufen berechnet (zur Übersicht der Vorhersagemodelle). Darüber hinaus ist eine Kontrolle von Fruchtholzproben im Winter auf Eiablage erforderlich.

Vorbeugende Maßnahmen

Ein bedeutender Nützling ist die Raubmilbe Typhlodromus pyri, sowie Hypoaspis spp., Phytoseiulus persimilis und Amblyseius spp. Raubmilben verhindern als Schutzräuber die Ansiedlung und stärkere Vermehrung des Schädlings. Raubmilbenschonende und -fördernde Maßnahmen sind:

  • Eine raubmilbenschonende Spritzfolge bedeutet im Ökolandbau insbesondere, die Anwednung von Schwefel so weit wie möglich zu reduzieren.
  • Pflanzen von Hecken, in denen sich die Raubmilben besonders gerne aufhalten, z. B. Brombeeren, Roter Hartriegel, Haselnuss, Rote Heckenkirsche
  • Für ständiges Pollenangebot, insbesondere von Gräsern, sorgen, z.B. durch alternierendes Mulchen des Bodenbewuchses
  • Ansiedlung von Raubmilben durch Umsiedlungsverfahren: Dabei werden Tiere aus besiedelten Anlagen mittels Pflanzenmaterial oder Filzstreifen in raubmilbenfreie Anlagen umgesiedelt.
  • Weitere natürliche Gegenspieler von Milben sind die Larven von Schwebfliegen und Florfliegen, die Raubwanze Macrolophus pygmaeus und räuberische Blumenwanzen. Sie gilt es durch geeignete Saumstrukturen zu fördern.

Direkte Bekämpfung mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln

Bei starkem Wintereibesatz erfolgt eine Austriebsspritzung. Als Schadensschwelle gelten

  • im ökologischen Weinbau 50 Wintereier pro Knoten
  • im ökologischen Obstbau mehr als 100 Wintereier auf einen Viertel Meter Fruchtholz
  • im ökologischen Anbau von Johannisbeeren das Vorhandensein von Eiern bei Kontrolle von 20 Rutenstücken mit 10 Zentimetern Länge

Derzeit sind Austriebsspritzungen auf der Basis folgender Wirkstoffe zugelassen: 

  • Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf der Basis von Paraffinöl: von Knospenaufbruch bis sich das erste Blatt entfaltet und vom Trieb abgespreizt hat. Basisaufwand acht Liter pro Hektar.
  • Anwendung von Rapsöl: von Knospenaufbruch bis sich das erste Blatt entfaltet und vom Trieb abgespreizt hat. Basisaufwand acht Liter pro Hektar.
  • Achtung: Ziel ist die Eier kurz vor dem Larvenschlupf zu benetzen, aber Blattverbrennungen durch die Ölbeläge zu vermeiden. Ein Einsatz im Sommer ist daher nicht zugelassen!

Letzte Aktualisierung 27.11.2018

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