Digitaler Marktplatz soll regionale Beschaffung erleichtern

Digitaler Marktplatz soll regionale Beschaffung erleichtern

Digitale B2B-Plattformen machen Angebot und Nachfrage für Lebensmittel in einer Region sichtbar, vernetzen Betriebe und sollen die ganze Kaufabwicklung erleichtern. Die Initiative nearbuy hat gemeinsam mit den Betrieben dafür eine Software entwickelt, die in Hessen und jetzt auch im Raum Freiburg in die Praxis kommt. Die Erfahrungen zeigen die Potenziale und die weiteren Herausforderungen.

Um regionale und biologische Lebensmittel auf die Kantinenteller zu bringen, bedarf es mindestens zweier Voraussetzungen:

  • Das Angebot und die Nachfrage müssen für die Marktakteure sichtbar sein.
  • Es braucht eine funktionierende regionale Logistik und relevante Mengen.

Für beide Anforderungen können digitale B2B-Plattformen eine Schlüsselrolle spielen. Allerdings erfordert die Entwicklung solcher Instrumente und die Gewinnung von interessierten Marktakteuren einen nicht unerheblichen Aufwand und einen langen Atem. Die aus dem gemeinnützigen Verein NAHhaft entstandene Initiative nearbuy hat sich auf diesen Weg begeben. Ihre Online-Plattform soll teilnehmenden Betrieben dabei helfen, ihr Angebot beziehungsweise ihren Bedarf an regionalen Produkten füreinander sichtbar zu machen und die weitere Zusammenarbeit direkt und einfach abzuwickeln. Über die Plattform können Vermarkter konkrete Angebote mit Produkt- und Qualitätsspezifikationen wie Bio-Zertifikate einstellen und die Küchen ihre aktuellen Gesuche veröffentlichen. Wenn ein Angebot auf den Marktplatz kommt, das zu einem Gesuch passt, wird die Küche informiert – und umgekehrt. Dann können die Betriebe unverbindliche Anfragen und Angebote austauschen und letztlich über die Plattform den gesamten Kaufprozess abwickeln. Das ermöglicht maximale Transparenz und soll am Ende natürlich Zeit und Aufwand sparen. Die bisherige Entwicklungsarbeit wurde finanziert aus der Fördermaßnahme "Land.Digital" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (2018 - 2020) und danach über den hessischen Öko-Aktionsplan. Mittelfristig sollen die laufenden Kosten über moderate Teilnahme-Gebühren und notwendige Entwicklungskosten über Fördermittel finanziert werden. Aktuell machen rund 250 Betriebe in verschiedenen Regionen in Deutschland mit (Stand: Frühjahr 2023).

Erste nearbuy-Plattformen in Hessen

Die ersten Cluster für regionale nearbuy-Beschaffungsplattformen gibt es seit etwa 2020 in Hessen. Unter anderem arbeitet die hessische Öko-Modellregion Nassauer Land daran, die nearbuy Plattform bekannt zu machen. Viele Anbieter von regionalen Produkten und Küchen der Gemeinschaftsverpflegung zeigen sich interessiert: Seit Anfang 2022 haben sich im Nassauer Land 30 Betriebe in der Plattform eingetragen. Doch die meisten davon registrieren sich erst einmal nur mit ihrem Profil und stellen noch keine aktuellen Angebote und Gesuche ins Netz. "Für den weiteren Aufbau braucht es in jedem Fall einen langen Atem und immer wieder Veranstaltungen, um die Marktakteure in einen persönlichen Kontakt miteinander zu bringen", weiß die Projektmanagerin Anna Bernhardt.

Kooperationsprojekt für die Region Freiburg

Die Bio-Musterregion Freiburg und der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband starteten im Februar 2023 ein Kooperationsprojekt zum Aufbau einer digitalen Beschaffungsplattform in der Region. Über 60 Personen aus Landwirtschaft, Lebensmittelverarbeitung, Bündelung und Logistik sowie der Außer-Haus-Verpflegung konnten sich bei einer Auftaktveranstaltung über die nearbuy-Plattform informieren und austauschen. Inzwischen haben sich 80 Betriebe aus allen Stufen der Wertschöpfungskette registriert. Alle interessierten Unternehmen und Großküchen können die Online-Plattform für ein Jahr kostenfrei ausprobieren. Das heißt konkret: ihre Angebote und Gesuche präsentieren, sich vernetzen und konkret auch Bestellungen abzuwickeln. Finanziert wird das Pilotprojekt von der Stadt Freiburg, um die Versorgungsstrukturen in der Region zu stärken. Gemeinsam mit allen teilnehmenden Betrieben soll die Plattform immer weiterentwickelt werden, so dass sie optimal den Interessen der Nutzer entspricht.

Zukünftig wird es für Lieferanten auch möglich sein, freie Lieferkapazitäten sichtbar zu machen, um so eine bessere Auslastung zu erreichen. "An diesem Ansatz ist besonders interessant, dass alle Ebenen der regionalen Wertschöpfungskette mitgedacht werden", so Tasmin Taskale, Referentin für Vermarktung beim Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband. "Denn die Versorgung von Kantinen und Restaurants mit regionalen Produkten gelingt nur dann, wenn es auch für kleinere Betriebe passende Verarbeitungs-, Bündelungs- und Logistikstrukturen gibt".

Die weitere Entwicklung der Online-Plattform wird entscheidend davon abhängen, ob die Betriebe für sich einen konkreten Nutzen erkennen und es gelingt, die Plattformen in den jeweiligen Regionen gut in der Breite zu verankern. "Wir laden alle interessierten Betriebe ein, mitzumachen und nearbuy kostenfrei auszuprobieren", so Susanne Geßner von der Initiative.

Letzte Aktualisierung 04.06.2023

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