Öko-Landbau im Studium von Lehrerinnen und Lehrern

Öko-Landbau im Studium von Lehrerinnen und Lehrern

Das Engagement von Lehrerinnen und Lehrern oder auch ihr Fachwissen entscheidet darüber, ob sie den Öko-Landbau in ihrem Unterricht thematisieren. Aber ist das Thema Öko-Landbau eigentlich auch Inhalt des Studiums von (zukünftigen) Lehrkräften?

Es gibt rund 340 Berufs- und Fachschulen in Deutschland, in denen Landwirtschaft, Gartenbau oder Weinbau unterrichtet wird. Als das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN) 2016 ein Bildungsprojekt startete, war nicht bekannt, ob, wie und wieviel Öko-Landbau dort im Schulunterricht behandelt wird. Bei einer Status quo-Analyse des KÖN kam heraus, dass Öko-Landbau an den Schulen durchaus unterrichtet wird, häufig jedoch nicht in ausreichendem Umfang, um die Empfehlung der Kultusministerkonferenz von 80 Unterrichtsstunden umzusetzen.

Deutlich wurde, dass zum großen Teil das Engagement der Lehrerinnen und Lehrer oder auch ihr Fachwissen darüber entscheiden, ob Öko-Landbau-Themen im Unterricht angesprochen werden oder nicht. Damit schloss sich die Frage an: Ist Öko-Landbau denn überhaupt Thema im Studium der angehenden Lehrerinnen und Lehrer? Insgesamt wurden 69 Studiengänge im Bereich Agrarwirtschaft, Gartenbau und Weinbau an 22 Universitäten und Fachhochschulen in 13 Bundesländern untersucht. Jetzt stehen die Ergebnisse fest: Viele Studiengänge bieten ein Modul Öko-Landbau an, aber lange nicht alle.

Öko-Landbau im Lehramtsstudium

Reine Lehramtsstudiengänge der Agrarwissenschaften gibt es an den Universitäten Berlin, Bonn, Gießen, München und Rostock. Der Abschluss ist der "Bachelor of Education" bzw. "Master of Education". In Bonn ist Öko-Landbau im "Bachelor of Education" ein Pflichtmodul. Es muss also absolviert werden. In den Lehramtsstudiengängen der Unis Gießen, München und Rostock ist Öko-Landbau ein Wahlpflichtmodul. Dieses Modul kann also aus einem Katalog von Modulen freiwillig ausgewählt werden. Studentinnen und Studenten können, müssen es jedoch nicht wählen. An der Humboldt-Universität Berlin gibt es kein Pflicht- oder Wahlpflichtmodul Öko-Landbau.

Öko-Landbau als Studienschwerpunkt

Doch nicht alle Lehrerinnen und Lehrer an Berufs- und Fachschulen haben ein Lehramtsstudium hinter sich. Oft haben sie einen regulären Studiengang für Landwirtschaft, Gartenbau oder Weinbau studiert. Vier Hochschulen in Deutschland bieten Studiengänge mit dem Schwerpunkt Öko-Landbau an. An der Universität Kassel und der Hochschule Eberswalde gibt es Bachelor- und Masterstudiengänge für Öko-Landbau. An der Hochschule Weihenstephan Triesdorf und an der Technischen Hochschule Bingen kann Öko-Landbau als Studienschwerpunkt gewählt werden.
Öko-Landbau-Module an den anderen Universitäten und Fachhochschulen

Neben Lehramtsstudium und Öko-Landbau-Studium bieten die untersuchten Hochschulen 54 weitere deutschsprachige Studiengänge im Bereich Agrarwirtschaft, Gartenbau und Weinbau an. Das KÖN hat sich ihre Studienpläne angesehen und mit Verantwortlichen gesprochen.

Die wichtigsten Ergebnisse für die 54 untersuchten Studiengängen ohne Lehramt oder Öko-Landbau-Schwerpunkt:

  • 36 der 54 untersuchten Studienpläne enthalten mindestens ein Wahlpflichtmodul zum Öko-Landbau. Das sind 67 Prozent.
  • 7 bieten ein Pflichtmodul Öko-Landbau an. Das sind 13 Prozent.
  • 16 bieten weder ein Pflicht- noch ein Wahlpflichtmodul zum Öko-Landbau an. Das sind 30 Prozent.

Die Hochschulen nannten verschieden Gründe, warum sie kein Öko-Landbau-Pflichtmodul anbieten:

  • Im Pflichtteil des Bachelorstudiums sollen vor allem Grundlagen wie Chemie, Bodenkunde, Ökologie, Pflanzenphysiologie oder Agrartechnik vermittelt werden,
  • Ökolandbau ist in „allgemeinen“ Pflichtmodulen integriert,
  • der Raum für Pflichtmodule ist bei der Fülle an Grundlagenthemen sehr begrenzt und lässt wenig Spielraum zu,
  • eine Differenzierung zwischen konventioneller und ökologischer Wirtschaftsweise im Grundstudium ist nicht sinnvoll, weil den Studierenden noch die Grundlagenkenntnisse für eine differenzierte Sichtweise fehlen,
  • es wird keine Trennung der Pflichtmodule in konventionelle und ökologische Wirtschaftsweise gewünscht,
  • im Masterstudiengang sollen Studierende die Inhalte möglichst frei wählen können.

Ein weiteres Ergebnis der Studien ist, dass eine Öko-Landbau-Professur ein Garant für ein Öko-Landbau-Pflichtmodul ist. 13 Universitäten und Fachhochschulen haben eine Professur für ökologischen Landbau. An der Universität Hohenheim gibt es das Zentrum Ökologischer Landbau. Die Hochschule Geisenheim hat eine Professur für ökologischen Weinbau.

Die ausführlichen Studienergebnisse beschreiben die Unterschiede der Studiengänge Agrarwirtschaft, Gartenbau und Weinbau. In dem Bericht werden auch Empfehlungen angesprochen, die mehr Ökolandbau im Universitäten- und Fachhochschulstudium ermöglichen können.

Hier finden Sie die Studienergebnisse (PDF-Datei)

Hochschulen und ihre Studiengänge mit Öko-Landbau als Studienschwerpunkt

Hochschulen und ihre Studiengänge mit Öko-Landbau-Pflichtmodul

Hochschulen und ihre Studiengänge ohne Öko-Landbau-Pflichtmodul, aber mit mindestens zwei Öko-Landbau-Wahlpflichtmodulen


Letzte Aktualisierung 06.01.2023

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