Alte Kulturpflanzen blühen auf

Alte Kulturpflanzen blühen auf

Ganz schön paradox: Ständig kommen neue Produkte in den Lebensmittelhandel und gleichzeitig schwindet die Vielfalt in der Land(wirt)schaft. Einheitsgeschmack statt Geschmacksvielfalt ist die Folge. So entgehen uns viele sinnliche Entdeckungen. Das Wissen um alte Pflanzenarten und -sorten oder regionale Nutztierrassen geht verloren. Viele der früher vielseitig genutzten Tierrassen sind ausgestorben oder akut vom Aussterben bedroht.

"Bamberger Hörnchen" und "Blaue Schweden"

Es gibt Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern, die sich dieser Entwicklung entgegenstellen und die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren fördern. Sie bauen die Kartoffelsorten "Bamberger Hörnchen" oder "Blaue Schweden" und Rodelika-Möhren an, sie ernten wieder Zwetschgen und Mirabellen von Streuobstwiesen und lassen Bunte Bentheimer (eine Schweinerasse) im Schlamm wühlen.

Wer die Arbeit dieser Bäuerinnen und Bauern unterstützen möchte, sollte deren Angebote nutzen: beispielsweise beim Einkauf auf dem Wochenmarkt oder im Hofladen gezielt nach alten Kartoffelsorten,  Fleisch von robusten Rinder- und Schweinerassen oder nach Ziegenkäse aus der Region fragen. Auf diesem Weg haben schon fast vergessene Gemüsesorten wie Rucola und Teltower Rübchen ihren Weg zurück in die moderne Küche gefunden. Durch die Wahl beim Einkauf können Verbraucherinnen und Verbraucher einen Beitrag zur Artenvielfalt in der heimischen Landwirtschaft leisten.

Erzeugergemeinschaft Dreschflegel sorgt für Sortenvielfalt

Die Förderung und Erhaltung der Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren haben sich viele Bio-Betriebe zur Aufgabe gemacht. Beispielsweise haben sich 18 Bio-Höfe in der Erzeugergemeinschaft Dreschflegel zusammengeschlossen, die über ganz Deutschland verteilt sind und biologisches Saatgut von Gemüse, Blumen, Kräutern und alten Kulturpflanzen produzieren. Sie haben verschiedene Schwerpunkte und gehören unterschiedlichen ökologischen Anbauverbänden an. Gemeinsam ist den Betrieben ihre Aufgabe: die Vielfalt zahlreicher seltener und gefährdeter Nutzpflanzensorten und -arten zu erhalten. Hnter Dreschflegel steht die Idee, dass viele Menschen an vielen Orten Vielfalt lebendig machen können.

Keine Hybridsorten

Gezüchtet werden in den verschiedenen Betrieben rund 500 Gemüse-, Kräuter- und Blumensorten, darunter viele alte Kulturpflanzen. Besonderen Wert legen die Gärtnerinnen und Gärtner bei Dreschflegel darauf, dass sich die Sorten für den ökologischen Landbau und den Freilandanbau eignen. Zertifiziertes ökologisches Saatgut aus regionaler Züchtung und Saatgutvermehrung kann man direkt bei der Erzeugergemeinschaft bestellen. Grundsätzlich werden keine Hybridsorten angeboten. Die Abnehmerinnen und Abnehmer können das Sortiment in Gartenportionstütchen beziehen oder – bei größeren Mengen – die gewünschten Samen oder das Pflanzgut direkt beim Vermehrungsbetrieb einkaufen.


"Vielfalt schmeckt" - Der Film


Haferwurz und Erdmandel pflanzen

Dem Trend der Spezialisierung und der Einheitsware stellen sich die Menschen von Dreschflegel entgegen. Sie tragen mit ihrer Arbeit dazu bei, dass fast vergessene alte Sorten oder ungewöhnliche neue Formen, die Interessierten sonst vorenthalten blieben, in die Gärten und auf die Äcker gelangen. In ihren Seminaren geben sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen über Saatgutzüchtung und -vermehrung weiter.

Im Dreschflegel-Onlineshop steht ein umfangreiches Sortiment zur Bestellung bereit. Bestimmte Sorten, wie die Duwicker Möhre oder Ulmer Ochsenhörner (Herbstrüben) aber auch Arten wie z.B. Haferwurz oder Erdmandel können ausschließlich bei Dreschflegel bezogen werden. Wer vor Ort diese Arten- und Sortenvielfalt erleben möchte, sollte den großen Schaugarten auf einem Mitgliedsbetrieb in Schönhagen in Thüringen oder den kleineren Kräutergarten in der Nähe der Vermarktungsstelle in Witzenhausen besuchen.

Informationssystem Genetische Ressourcen (GENRES)

Das Informationssystem Genetische Ressourcen (GENRES) wird vom Informations- und Koordinationszentrum für Biologische Vielfalt (IBV) der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als Informationsplattform zur Agrobiodiversität betrieben. Von der Ackerperle bis zum Zitronenapfel, vom Leicoma Schwein bis hin zum Dülmener Pferd - hier lässt sich alles über die genetischen Ressourcen unserer Kulturpflanzen und Nutztiere erfahren. Verbraucherinnen und Verbraucher finden zusätzlich viele Informationen rund um den nachhaltigen Konsum.

 


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Letzte Aktualisierung 07.06.2023

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