Im Jahr 2015 war der Preis für einen Liter Öko-Wein im Schnitt 50 Prozent höher als für Wein aus konventionellem Anbau, je nach Weinsorte bewegte sich die Preisdifferenz zwischen 35 Prozent bei Bio-Rotwein sowie 64 Prozent bei Bio-Rosé. Allerdings zeigte der Preisvergleich von konventionellen und ökologischen Weinen verschiedener Herkunftsländer deutliche Preisunterschiede: bei deutschen und französischen Weinen waren diese am größten. Der Durchschnittspreis für ökologischen Wein aus Deutschland fiel 2015 mit 6,01 Euro sehr hoch aus (konventioneller deutscher Wein: 3,90 Euro). Den niedrigsten Durchschnittspreis erzielte spanischer Öko-Wein 2015 mit 3,86 Euro, den höchsten Preis französischer Öko-Wein im Jahr 2010 mit 6,83 Euro.
Bei einer Analyse der Preissegmente für ökologischen und konventionellen Wein stellte sich heraus, dass das Öko-Weinangebot zu fast gleichen Anteilen überwiegend im Premium- und Mediumpreissegment angesiedelt war.
Mengenanteile der Preissegmente für ökologischen und konventionellen Wein 2010 und 2015 | Ökologischer Wein | Konventionellter Wein |
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| 2010 | 2015 | 2010 | 2015 |
| N=16.435 | N=14.617 | N=480.840 | N=416.543 |
Niedrigpreissegment Weniger als 3 Euro pro Liter | 29,3 Prozent | 27,7 Prozent | 64,9 Prozent | 56,4 Prozent |
Mittelpreissegment Zwischen 3 und 5 Euro pro Liter | 33,2 Prozent | 36,1 Prozent | 21,6 Prozent | 25,7 Prozent |
Premiumpreissegment Mehr als 5 Euro pro Liter | 37,4 Prozent | 36,2 Prozent | 13,5 Prozent | 17,9 Prozent |
Gesamtsumme | 100 Prozent | 100 Prozent | 100 Prozent | 100 Prozent |
Quelle: Eigene Berechnungen des Fachgebiets Agrar- und Lebensmittelmarketing, Universität Kassel, auf Basis des GfK Haushaltspanels
Die Gruppe der Nicht-Öko-Weinkäuferinnen und -käufer verhielt sich sehr preissensibel: Schon bei geringen Preiserhöhungen kauften sie weniger Wein ein. Bei dieser Käufergruppe erwies sich der Preisaufschlag von Öko-Wein als größte Kaufbarriere. Wer dagegen regelmäßig zu Öko-Wein greift, verknüpft einen hohen Preis mit einer hohen Qualität. Für heimische Bio-Qualität ist dieses Kundensegment bereit, deutliche Aufschläge zu zahlen. Vieles spricht auch dafür, dass höhere Preise die Nachfrage der Intensiv-Öko-Weinkäuferinnen und -käufer ankurbeln. Deshalb rät die Studie dringend von einer Niedrigpreisstrategie für Öko-Wein ab. Stattdessen gilt es, den Preis bei mindestens fünf Euro anzusetzen.
Bio-Siegel allein überzeugt nicht
Wer im Premiumpreissegment Wein anbietet, kann nach Einschätzung des Forscherteams nicht direkt vom Bio-Siegel profitieren. "Ein Bio-Siegel auf dem Etikett allein reicht oft nicht aus. Hier müssen andere Inhalte in die Produktgestaltung aufgenommen werden, um die Marke aufzuladen und eine Differenzierung gegenüber Konkurrenten zu schaffen", sagt Isabel Schäufele, die zu diesem Thema promoviert. Dies könne zum Beispiel durch das Herausstellen des Weinguts selbst gelingen. Mit einer Betonung der regionalen Herkunft der Weine könnte man zudem jenen Kundenkreis besonders ansprechen, für den die Herkunft des Weines ein wichtiges Kaufkriterium sei. Darüber hinaus können sich Winzerinnen und Winzer, die sich sozial oder in Punkto Biodiversität engagieren, von anderen Öko-Weinbetrieben deutlich abgrenzen. Im Naturkostfachhandel und weiteren Einkaufsstätten mit hohem Öko-Weinanteil ist es daher sinnvoll, den Nachhaltigkeits- und Regionalitätsgedanken verstärkt zu kommunizieren, als klares Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen Öko-Weinen. Außerdem ist es empfehlenswert, in Einkaufsstätten mit geringem Öko-Anteil den persönlichen Nutzen für die Kundin und den Kunden selbst herauszustellen. "Denn für die meisten dieser Kunden ist das Bio-Siegel ein Zeichen für höhere Qualität in Bezug auf Bekömmlichkeit und Geschmack", sagt Schäufele. Deshalb sei es wichtig, dass die Qualität des Weines verbunden mit Genussaspekten für die Kundinnen und Kunden klar erkennbar ist.
Nationale Nachhaltigkeitslabel
Seit mehreren Jahren stellt Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft ein wichtiges Thema dar – mit einer nachhaltigen Arbeitsweise können ebenfalls Biowinzerinnen und -winzer punkten. Um konkurrenzfähig gegenüber den oft preisgünstigeren ausländischen Öko-Weinen zu sein, empfiehlt die Studie daher die Entwicklung eines nationalen Nachhaltigkeits-Zertifikates speziell für deutsche Weine – etwa nach dem Vorbild der südafrikanischen und österreichischen Weinbranche: Das südafrikanische Gütesiegel "Integrity and Sustainibility" wurde 2010 durch das "Wine and Spirit Board" ins Leben gerufen. Das österreichische Pendant dazu ist das Gütesiegel "Nachhaltig Austria" und wird auf Initiative des Österreichischen Weinbauverbandes seit 2015 vergeben. Durch die Einführung eines entsprechenden deutschen Siegels ließe sich hierzulande, so das Fazit der Studie, der Absatz von heimischen Öko-Weinen noch einmal steigern.
Weitere Informationen erhalten Sie im offiziellen Ergebnis der BÖLN-Studie "Nachfrageanalyse Öko-Wein".