Ein ähnliches Handelspanel wie bioVista im Naturkost-Handel und in den Reformhäusern betreibt das Marktforschungsinstitut Nielsen für den Lebensmitteleinzelhandel und die Drogeriemärkte. Auch hier werden 100 Prozent der Verkäufe in den kooperierenden Geschäften produktgenau erfasst. Sollen die Ausgaben der Haushalte für Lebensmittel und Getränke erfasst werden, kommt es sogar zu einer "Übererfassung". Denn auch die Kleingastronomie und Kioske, aber auch Kindergärten oder Bürogemeinschaften kaufen in Supermärkten ein. Diese Lebensmittel sind aber dann dem Außer -Haus-Verzehr zu zurechnen. Da nicht alle Discounter mit Nielsen kooperieren, betreibt Nielsen zur Abbildung dieser Einkaufstätten auch ein Haushaltspanel mit 20.000 Haushalten in Deutschland. Dort werden auch Käufe im Naturkost-Handel und der Direktvermarktung erfasst. Dadurch ist auch Nielsen in der Lage, Aussagen zur Umsatzentwicklung im Naturkosthandel nach Produktgruppen zu treffen.
Haushaltspanel zeigen vor allem Entwicklungen, aber auch Strukturen
Das in Deutschland bekannteste Haushaltspanel ist das der GfK (Growth from Knowledge). Die GfK betreibt ein Panel mit 30.000 Haushalten in Deutschland. Diese Haushalte sind hinsichtlich von Merkmalen wie Einkommen, Alter, Bildungsstand und regionaler Verteilung repräsentativ für die 41 Millionen Haushalten in Deutschland. Die Panelhaushalte scannen zu Hause alle ihre Einkäufe. Das bedeutet, sie erfassen über ein mobiles Endgerät den EAN-Code der Produkte, den Laden, die Verkaufsmenge, den Preis und das Merkmal bio/nicht bio. Damit können verpackte Produkte eindeutig zugewiesen werden. Von den 30.000 Haushalten erfassen ausgewählte 13.000 Haushalte die Einkäufe loser Ware mit Hilfe eines Codebuches. Dort stehen Strichcodes beispielsweise für einzelne Apfelsorten zur Verfügung. Bei Obst, Gemüse, Kartoffeln und Eiern wird außerdem das Herkunftsland erfragt. Dieses muss im Laden ausgewiesen sein. Bei verpackten Produkten definiert sich das Merkmal bio aus dem EAN-Code. Bei losen Produkten dagegen muss der Haushalt dieses Merkmal zuordnen. Die Haushalte erhalten entsprechende Schulungen für die richtige Zuordnung, trotzdem ist sie nicht immer fehlerfrei. Die Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) hat in Zusammenarbeit mit der GfK ein Analyse-Tool entwickelt, das die Zuordnung anhand von Preisuntergrenzen überprüft, so dass zweifelhafte Daten eliminiert werden.
Da die Erfassung aller Einkäufe für die Haushalte sehr aufwändig ist, die Haushalte immer wieder Einkäufe vergessen zu scannen oder mit der Zeit "panelmüde" werden, können Haushaltspanel nie alle Einkäufe erfassen. Die Abdeckung liegt je nach Produkt und Geschäftstyp bei 80 bis 90 Prozent. Für Bio-Produkte liegt sie eher noch leicht darunter. Außerdem sind die Einkäufe im Lebensmitteleinzelhandel, aber auch in den Bio-Supermärkten, besser abgebildet als Einkäufe in der Direktvermarktung oder in kleineren Naturkost-Läden. Wenn die Haushalte viel auf einmal kaufen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie diese Einkäufe vollständig scannen. Trotz der Einschränkungen bei der Abdeckung sind Haushaltspanel ein zuverlässiger Indikator für Absatz- und Umsatzentwicklungen an den Märkten. Um die absolute Größe eines Marktes zu berechnen muss man jedoch die Lücke bei der Abdeckung ("Coverage") berücksichtigen.
Ein weiterer Vorteil eines Haushaltspanels sind die Informationen über die Haushalte. Beispielsweise lässt sich auswerten, welches Einkommen, welches Alter, welche Ausbildung oder welche Lebenswelt die Käuferinnen und Käufer von zum Beispiel Bio-Fleisch in den Discountern haben. Das kann ein Handelspanel nicht bieten.
Fazit: Für jede Fragestellung unterschiedliche Panel
Je nach Fragestellung haben die unterschiedlichen Panel ihre Vor- und Nachteile. Wer einen Überblick sucht, Entwicklungen sehen möchte, soziodemographisch auswerten möchte, halte sich an ein Haushaltspanel. Wer produktgenaue Auswertungen benötigt, sich benchmarken möchte, nutze lieber ein Handelspanel. Wer hingegen betriebswirtschaftliche Auswertungen braucht, dürfte mit den Panels von Klaus Braun und wobkom am besten fahren.