Hephata Hessisches Diakoniezentrum

Hephata Hessisches Diakoniezentrum

Begründung der Jury

Hephata hat sich im Bereich "Vermarktung" beworben.

Die Jury schlägt Hephata als ersten Preisträger vor, weil dieses Diakoniezentrum insbesondere Regionalität, Diversität und Qualität als Erfolgsprinzipien in der Erzeugung ökologischer Produkte vertritt und dabei zahlreiche Arbeitsplätze für geistig behinderte Menschen geschaffen hat.

Der aus vier Teilbetrieben bestehende Gesamtbetrieb Hephata Nordhessisches Diakoniezentrum e.V. zeichnet sich nicht nur durch die Umsetzung innovativer Ideen und Konzepte für gleich mehrere Produktionsbereiche aus, sondern darüber hinaus auch durch eine besonders hohe Bereitschaft, Verantwortung und Initiative für die soziale, ökologische sowie ökonomische Entwicklung des eigenen Betriebes, aber mindestens ebenso wirkungsvoll, auch für die Region und den Öko-Landbau zu übernehmen. Aus diesem Anspruch hat sich ein in sich schlüssiges und hocheffizientes sowie engmaschig vernetztes Vermarktungskonzept entwickelt, das sich unter anderem dadurch auszeichnet, dass die ganze Kette, von der Produktion über die Verarbeitung bis zur Vermarktung abgebildet wird.



Das Diakoniezentrum wurde bereits vor 104 Jahren gegründete, die landwirtschaftlichen Flächen aber großteils verpachtet. Erst seit 1991 werden vier landwirtschaftliche Teilbetriebe von dem Zentrum als "Werkstatt für Behinderte" betrieben. Hephata Hessisches Diakoniezentrum e.V. ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein. Insgesamt 200 Menschen mit Behinderungen oder abhängigkeitskranke Menschen arbeiten seitdem unterstützt von rund 30 Fachkräften in der Landwirtschaft oder in der Verarbeitung und Vermarktung der Produkte. Die landwirtschaftliche Tätigkeit wurde als Betätigungsfeld ausgewählt, weil durch die Arbeit - auch für Menschen mit geistiger Behinderung nachvollziehbar - ein Produkt entsteht, das gesellschaftlich wirksam wird. Das dadurch geförderte Selbstwertgefühl sowie der klar strukturierte Tagesablauf wirkt sich positiv auf die Entwicklung der Behinderten aus. Diese außergewöhnliche Konstellation bietet sowohl Chancen als auch Risiken für die Betriebsentwicklung. So können z.B. Investitionen ermöglicht werden, die sich erst mittel- bis langfristig auszahlen, auf der anderen Seite müssen die Belastungsgrenzen der Mitarbeiter mit Behinderungen besonders vorsichtig gezogen werden.

In Nordhessen werden traditionell Kartoffeln angebaut. Allerdings sind die vergleichsweise klein strukturierten Betriebe kaum konkurrenzfähig - das gilt auch für den Ökolandbau. Anfang der 90er Jahre wurden in zwei Teilbetrieben von Hephata Schäl- und Abpackstationen aufgebaut, mit dem Ziel, neben der eigenen Produktion auch Kartoffeln aus der Region zu vermarkten. Inzwischen wurde eine Erzeugergemeinschaft gegründet, der derzeit 13 Landwirte zwischen Kassel und Marburg angehören. Ein modernes Belüftungslager für 600 Tonnen Kartoffeln sowie ein Kühllager von 250 Tonnen garantieren eine kontinuierliche Belieferung des Marktes. Einer der Abnehmer ist das Studentenwerk der Uni Kassel, ein anderer die Einzelhandelskette Edeka. Wie sich Dietmar Groß, einer der Kartoffelproduzenten ausdrückt: "Hephata hat die Kartoffel wieder nach Nordhessen geholt."

Der Schäl- und Abpackbetrieb bietet zahlreichen Menschen mit Behinderungen geeignete Arbeitsplätze und den Bauern der Region eine Zukunftsperspektive. Dank moderner Technik kann im Abpackbetrieb die Rückverfolgbarkeit bis zum Produktionsbetrieb gewährleistet werden. Der Betrieb macht dies auch für den Verbraucher ersichtlich, indem auf jeder Kartoffelpackung das Bild eines der Landwirte der Erzeugergemeinschaft abgebildet ist.

Derzeit wird die Hephata Eigenmarke "Hephata Biogut" eingeführt. Die Verkaufsergebnisse waren in Testmärkten auch bei einem höheren Preis, mit dem die besondere Qualität und die Regionalität honoriert werden sollen, gut.

Auch beim Fleisch setzt Hephata zum Einen neben der Eigenproduktion auf die Produktion der Region, zum Anderen darauf, die gesamte Wertschöpfungskette im Betrieb zu halten. 1.200 Schweine, 120 Rinder und 250 Lämmer, ausschließlich aus Bioproduktion und zumeist aus Nordhessen, werden nach kurzem Transportweg geschlachtet und in der eigenen Metzgerei weiter zu Fleisch- und Wurstwaren verarbeitet. Das Konzept überzeugte das hessische Umweltministerium so, dass Minister Wilhelm Dietzel dem Betrieb im Rahmen der Biofach 2006 als erstem Betrieb das neu geschaffene Bio-Siegel Hessen verlieh.

Hephata produziert selbst Eier nach den Richtlinien von Bioland und von KAT (Kuratorium für artgerechte Tierhaltung). Das Unternehmen ist aber auch Gesellschafter der EiQ GmbH, die Bio-Eier in maximaler Qualität an den Handel vermarktet und an deren Gründung sich Hephata aktiv beteiligte. Es wurde eine Eierabpackanlage mit einer Kapazität von zwei Millionen Eiern im Jahr angegliedert - eine Struktur, die in der Öko-Vermarktung noch so selten ist, dass derzeit auch Eier aus großen Entfernungen zum Abpacken angeliefert werden. Hephata strebt im Rahmen ihrer GmbH-Beteiligung an, entsprechende Strukturen auch in anderen Landesteilen zu realisieren. Derzeit vermarktet Hephata Eier in drei Qualitätsstandards: als EiQ-Eier, nach Bioland-Richtlinien und Eier, die entsprechend der EG-Öko-Verordnung produziert wurden. Sie nimmt den anliefernden Landwirten alle Eier ab und bezahlt jeweils nach dem erzielten Vermarktungs-Erlös. Die Abrechnung erfolgt beim Unternehmen.

Die Betriebsleiter und Mitarbeiter des Hephata Diakoniebetriebes sind sich dessen bewusst, dass Entscheidungen des Unternehmens in der Regel große Auswirkungen für die Region haben: Viele Aktivitäten des Diakoniezentrums, von der Gründung der Schäl- und Abpackbetriebe, über die Einrichtung der Metzgerei für Biowaren, der Gründung der Erzeugergemeinschaft Berglandkräuter aus Hessen in 1992, bis hin zur Gründung der Vermarktungsgesellschaft für Eier, haben zur Entwicklung der Region beigetragen. Dabei war Hephata regelmäßig bereit, in Vorleistung zu gehen und ein hohes unternehmerisches Risiko zu tragen - was teilweise nur durch die zeitlich begrenzte Überbrückung von ökonomischen Durstzeiten im Rahmen eines internen Finanzausgleichs möglich war. Statt einen erfolgreichen Vermarktungsweg immer weiter auszubauen, setzt der Betrieb auf Diversität, was sich damit automatisch auch in der eigenen Produktion widerspiegelt. Durch verschiedene Qualitätssicherungskonzepte, jeweils abgestimmt auf das Produktionsverfahren, bemüht sich das Unternehmen Ökowaren in einem besonders hochwertigen Standard bereitzustellen. Hierdurch ist das Unternehmen in der Lage die Vermarktungswege konsequent zu erweitern und neben der Vermarktung über Bioläden und den Biofachhandel auch Vermarktungswege über den Lebensmitteleinzelhandel zu erschließen.

Erwähnenswert ist zudem die Kooperation mit wirtschaftlichen, sozialen, administrativen und wissenschaftlichen Akteuren seit vielen Jahren.

Letzte Aktualisierung 18.01.2008

Kontakt

Hephata Hess. Diakoniezentrum e. V.

Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Dirk Richhardt
Elisabeth-Seitz-Straße
34613 Schwalmstadt

Telefon: 06691/18-1102

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