Buschberghof

Buschberghof

Begründung der Jury

Der Buschberghof hat sich im Bereich "Gesamtbetriebliche Konzeption" beworben. Die Jury schlägt den Buschberghof als Preisträger vor, weil der Hof mit seinem Betriebskonzept einer "Wirtschaftsgemeinschaft" – entsprechend der in den USA als "Community Supported Agriculture" (CSA) bekannten Bewirtschaftungsform – erfolgreich und nachhaltig einen für Deutschland neuartigen Weg der Betriebsführung gegangen ist. Das Konzept, wie es im Buschberghof verfolgt wurde, fördert nicht nur eine enge Beziehung zwischen Land und Stadt, sondern ist auch ökologisch vorbildlich und ökonomisch tragfähig. Aus dem Anspruch der Rundumversorgung des Hofes für die Mitglieder der Wirtschaftsgemeinschaft resultiert quasi zwangsläufig eine extrem vielfältige Produktpalette mit hohen Ansprüchen an das landwirtschaftliche Know-how und die Managementkompetenzen auf dem Betrieb.



Der Buschberghof, der seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts biologisch-dynamisch bewirtschaftet wird, wurde 1968 an einen gemeinnützigen Träger, die Landbauforschungsgesellschaft, übertragen. Dieser Schritt ermöglichte die Umstellung im Jahr 1988 auf ein Betriebskonzept, das zu diesem Zeitpunkt einmalig in Deutschland war. Statt die Produkte des rund 100 Hektar großen Hofes über die klassischen Wege zu vermarkten, wurde auf dem Buschberghof der Zwischenhandel weitgehend ausgeschaltet und es werden alle Erzeugnisse wie zum Beispiel Milch, Käse, Fleisch, Gemüse etc. direkt an sechzig bis achtzig Haushalte weitergegeben, die ihrerseits die Kosten des Betriebes über einen Jahresbeitrag aufbringen.

Gezahlt wird somit nicht das einzelne Produkt, sondern die gesamte Produktpalette, genauer: eigentlich die landwirtschaftliche Tätigkeit nach auflaufenden Kosten. Einmal im Jahr gibt es eine für die Teilnehmer dieser "Landwirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft" verbindliche gemeinsame Sitzung, auf der die voraussichtlichen Kosten und Erträge für ein Wirtschaftsjahr transparent dargestellt werden. Jeder Haushalt, der sich an dem Modell beteiligt, verpflichtet sich dann zu einer Kostenübernahme in der von ihm festgelegten Größenordnung. Von Seiten des Betriebes wird lediglich ein Orientierungswert für die Kostenübernahme eines Haushaltes angegeben, der jedoch nicht verbindlich ist. Falls die Summe der Kostenübernahme geringer ist als die geplanten Betriebsausgaben, wird in der Jahresversammlung darüber gesprochen und die Haushalte dazu bewegt, das vorhandene Defizit auf alle zu übertragen, so dass ein ausgeglichener Wirtschaftsplan entsteht. Als Ausgleich für den Geldwert bekommen die beteiligten Haushalte all die Lebensmittel, die vom Betrieb erzeugt und von den Verbrauchern benötigt werden. Den jeweiligen Bedarf legen die Haushalte dabei selbst fest.

Einmal in der Woche werden die Erzeugnisse zur Abholung bereitgestellt. Einen Tag davor backt die hofeigene Bäckerei zahlreiche Sorten Brot. Vier mal im Jahr wird Rinder- und Schweinefleisch angeboten. Eine breite Palette an Käse und Milchprodukten ist ebenfalls im Angebot enthalten, von Bockshornklee-Käse bis Feta. Viele der Abnehmer-Haushalte haben sich zu Verteilergemeinschaften zusammengeschlossen, ein Stellvertreter holt die gewünschte Ware für die ganze Gruppe ab und deponiert die Waren an dezentralen Abholpunkten in der Stadt. Eine Garantie, die Erzeugnisse in der Menge wie gewünscht zu bekommen, gibt es dabei für die Haushalte nicht. Allerdings kann frische Ware vorbestellt werden. Der Betrieb bemüht sich, den Erfordernissen möglichst passgenau entgegenzukommen.

Beim Betriebsmodell des Buschberghofs wird die betriebswirtschaftliche Verantwortung für die Erzeuger zum wesentlichen Teil von den Abnehmern übernommen. Die Tatsache, dass der Buschberghof seit 20 Jahren erfolgreich entsprechend diesem Konzept wirtschaftet, belegt die Bereitschaft des – im Fall des Buschberghofs im Wesentlichen städtischen – Verbrauchers, in eine Beziehung zur Landwirtschaft zu treten und bei entsprechendem Einblick in die Abläufe, das Unternehmerrisiko gemeinsam zu tragen. Das Risiko für den Verbraucher ist insofern begrenzt, dass er nicht zu einer Nachzahlung gezwungen werden kann. Im Falle einer Missernte muss er zwar die für den Haushalt benötigten Produkte anderweitig beschaffen, doch sorgt die breite Anbaupalette des Betriebes für eine Streuung des Risikos, und zwar auf beiden Seiten, sowohl auf Seiten der Erzeuger als auch auf Seiten der Verbraucher.

Durch die Abholung der Produkte direkt ab Hof werden von den Produkten nur geringe Entfernungen bis zum Endverbraucher zurückgelegt. Hiermit wird dem Gedanken der Regionalität voll Rechnung getragen. Da der Hof keinen Handel betreibt, abgesehen von der Vermarktung überschüssiger Produkte bei besonders guten Erträgen, beziehen die Verbraucher nur die saisonal angebotenen Erzeugnisse vom Buschberghof. Ziel des Betriebes ist es, die benötigen pflanzlichen und tierischen Waren möglichst günstig und effizient – nach ökologischen Kriterien – zu erzeugen. Nicht zwingend erforderliche Verpackungen werden eingespart. Es soll weder über den Bedarf hinaus produziert, noch muss ein Gewinn erwirtschaftet werden.

Fünf Personen teilen sich auf dem Buschberghof die Betriebsleitung. Durch die unterschiedliche Alterstruktur wird der Generationenwechsel elegant und voraussichtlich störungsfrei vollzogen. Mit seiner 72-köpfigen Rinderherde der Rasse Angler Rotvieh und einem Bestand von 50 Angler Sattelschweine trägt der Betrieb zur Erhaltung seltener Rassen bei. Die Milchviehherde wird nach dem Prinzip der Familienzucht gehalten. Für nur jeweils zehn Kühe gibt es einen Deckbullen. Damit wird effektiv gegen eine mögliche Inzuchtdepression angegangen und der Tatsache entsprochen, dass es gerade bei gefährdeten Haustierrassen besonders wichtig ist, ein möglichst großes Gen-Reservoire zu erhalten. Der Anbau ist, um den Bedarf der angeschlossenen Haushalte zu decken, ausgesprochen vielseitig. Dies sorgt für eine abwechslungsreiche und damit zu einer Pflanzenkrankheiten vorbeugenden Wirkung der Fruchtfolge. Auch durch die Anregungen der beteiligten Haushalte arbeitet der Buschberghof permanent an seiner weiteren Optimierung. So soll noch in diesem Jahr ein Energiekonzept für den Gesamtbetrieb aufgestellt werden.

Auf dem Betrieb werden auch zwölf Menschen mit Behinderungen beschäftigt und in die lau-fenden Arbeiten nach den jeweiligen Möglichkeiten integriert. Trägerin der Therapeutischen Gemeinschaft ist die Landbauforschungsgesellschaft Fuhlenhagen. Darüber hinaus engagiert sich der Buschberghof in vorbildlicher Weise für den Naturschutz. Es wurden zahlreiche Landschaftselemente wie Knicks und Feucht- sowie Wasserflächen angelegt. Die Pflege der Biotope führt der Betrieb nach den Kriterien des Artenschutzes kompetent und sorgfältig aus. Die Entwicklung der naturschutzrelevanten Flächen wird laufend beobachtet. Auf einigen dieser Flächen  leben Kraniche ebenso wie Laubfrösche.

Das Betriebskonzept des Buschberghofs ist für andere landwirtschaftliche Betriebe von Interesse. Die Betriebsleiter des Hofes haben im Laufe der Zeit die Öffentlichkeitsarbeit intensi-viert. Inzwischen gibt es sieben Betriebe in Deutschland, die teilweise auf Anregung des Buschbergshofs, in der Regel aber nach intensivem Kontakt mit diesen, das Betriebsmodell übernommen haben.

Letzte Aktualisierung 18.01.2009

Kontakt

Buschberghof

21493 Fuhlenhagen
Dorfstraße 7

Internet: www.buschberghof.de

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