Bioland-Hof Finke GbR

Begründung der Jury für die Vergabe des "Bundeswettbewerbs Ökologischer Landbau" 2021

Bewerbungsbereich: Naturschutz, Landschaftsgestaltung, Ressourcenschutz

Der Bioland Hof Finke GbR liegt am Rande der Stadt Borken in NRW, mitten in einer Intensiv-Tierhaltungsregion. Er wird seit vielen Generationen von der Familie Finke bewirtschaftet. Vor mehr als 30 Jahren entschloss sich der heutige Senior Johannes Finke seinen intensiven Schweinehaltungsbetrieb entgegen der Ratschläge der Beratung, übrigens auch der Bio-Beratung "ein solcher Betrieb sei nicht umstellbar" zur Umstellung. Der Finke Hof wurde über die letzten drei Jahrzehnte vom konventionellen Schweinezucht- und -mastbetrieb zu einem extrem vielfältigen Bio-Gemüsebaubetrieb (23 unterschiedliche Gemüsekulturen) entwickelt. Geführt wird der 98 Hektar Gemüse-Betrieb mit 600 Legehennen, 60 Mastschweinen und 110 Dammtieren von Vater und Sohn Finke im Rahmen einer GbR.

Der Hof Finke zeichnet sich im Bewerbungsbereich „Ressourcenschutz, Naturschutz, Land-schaftsgestaltung“ durch die folgenden Punkte als besonders preiswürdig aus:

  • Umstellung auf ökologische Landwirtschaft mit dem Schwerpunkt Gemüsebau unter äußerst herausfordernden Rahmenbedingungen: sehr leichte Böden, sehr einseitige Ausgangssituation: Schweine-intensiv, konventionell-intensives Umfeld.
  • Wegen zu hoher N-min-Werte im Herbst wurde der ansonsten für den Ökolandbau charakteristische Kleegrasanbau in Frage gestellt. Johannes Finke entwickelte Alternativen in der Kunst, möglichst viel legumen Stickstoff zur Verfügung zu stellen, ohne dabei ein zu hohes Austragsrisiko einzugehen.
  • Das Kleegras wurde durch die grobkörnigen Lupinen, Erbsen und Ackerbohnen ersetzt, gleichzeitig kam der Sandhafer in die Funktion, nicht nur als Nematodenfeindpflanze seine Wirkung zu entfalten, sondern auch seine enorme Fähigkeit als N-konservierende Zwischenfrucht.
  • Während die Bitterlupine am Standort in der Lage ist, oberirdisch bis zu 150 Kilogramm N pro Hektar aufzunehmen, der ganz überwiegend aus der N2-Fixierung stammt, kann der Sandhafer – rechtzeitig gesät – weit über 100 Kilogramm Rest-Nmin pro Hektar konservieren und so vor der Auswaschung bewahren. Zunächst wurde versucht, diese beiden Eigenschaften in einem klassischen Gemengeanbau zu kombinieren.
  • Aus dem unbefriedigenden Umstand, dass es im klassischen Zwischenfrucht-Gemengeanbau von Lupinen beziehungsweise allgemein von Leguminosen mit Winterrogen oder Sandhafer zu oft zu einer einseitigen Entwicklung entweder der Leguminose oder der Nichtleguminosen kommt, mit dem Resultat einer zu geringen vorwinterlichen N-Konservierung bei den als Zwischenfrüchten genutzten Getreidearten Winterroggen und Sandhafer oder einer zu geringen N2-Fixierung durch die Leguminose entstand die Idee, mit einem Streifenanbau – nennen wir es horizontale Differenzierung – beiden Zielen gleicher Maßen gerecht werden zu können. Durch den Streifenanbau können sich beide optimal entwickeln. Die Getreide senken sicher den Rest-Nmin-Gehalt im Boden und fördert dadurch die N2-Fixierung der Leguminosen.
  • Nachdem in NRW das Projekt Leitbetriebe Gewässerschutz ausgeschrieben wurde, trat Johannes Finke an die Landwirtschaftskammer heran mit dem Wunsch, sich einzubringen, sein Wissen zu teilen und seinen Betrieb begleitet durch Praxisforschung weiter zu entwickeln. Seitdem werden seine Praxiserfahrungen zunehmend mit wissenschaftlichen Daten hinterlegt und stehen auch für andere Betriebe zur Verfügung.
  • Es entstehen aber auch neue Ansätze: Üblicherweise werden die zum Teil üppigen Ernterückstände von Gemüsekulturen wie zum Beispiel Blumenkohl nach später Ernte im Herbst noch eingearbeitet. Das fördert eine unproduktive vorwinterliche N-Mineralisation und erhöht somit das Austragspotenzial. Nicht so auf Hof Finke, hier bleiben die beernteten Restpflanzen stehen und man experimentiert mit einer Spätübersaat mit Sandhafer. Eine Vorwintermineralisation aus den Ernterückständen kann so effizient unterbunden werden. Neben Kulturen, die spät räumen und aufgrund ihres Düngebedarfes hohe N-Restmengen im Boden hinterlassen, wie das beim Anbau von Blumenkohl der Fall ist, bedürfen spät räumende Rodekulturen wie Kartoffeln N-Management-Konzepte, aber auch spät räumende Kulturen, mit geringen Entzügen gegen Ende der Wachstumsperiode bei gleichzeitig hohen Ernteresten wie das bei Kürbissen der Fall ist.
  • Vor vier Jahren wurden im Rahmen der Kooperation mit der Landwirtschaftskammer mehrere Saugplatten unter Betriebsflächen etabliert, so dass nun ein Nitrat-Dauermonitoring möglich ist als Voraussetzung für weitere Optimierungen.
  • Integration von vier weiteren Bio-Betrieben mit Gemüsebau aus der Region durch Be-reitstellung von Know-how, Maschinentechnik, Kühlkapazität, Vermarktungslogistik.
  • Als ein wichtiges Ergebnis von 30 Jahren ökologischer Bewirtschaftung mit gemüse-baulichem Fokus ist festzuhalten, dass die Nitratgehalte im hauseigenen Brunnen um 40-50 ppm zurückgegangen sind. Des Weiteren kann festgestellt werden, dass sich die wirtschaftliche Situation seit der Umstellung entgegen der Prognosen nicht verschlechtert, sondern verbessert hat.

Das betriebliche Engagement im Ressourcenschutz geht allerdings weit über die Frage des grundwasserschonenden Stickstoffmanagements im Gemüsebau hinaus. So wurde zahlreiche Hecken (Wallhecken) angepflanzt, Zwickel auf den Schlägen werden für Blühstreifen genutzt. Außerdem betreibt der Betrieb seit 1997 ein eigenes Windrad mit dem zwei Drittel des Energiebedarfes erzeugt werden. Eine Fotovoltaik-Anlage befindet sich in der Planung. Im Jahr 2009 wurde der Betrieb komplett auf Beheizung durch Holzhackschnitzel und Solarthermie umgestellt. Hervorzuheben ist auch, dass der Betrieb bemüht ist samenfest Sorten anzubauen. Ebenso kommen umfangreich Kulturschutznetze zum Einsatz, um biologische Insektizide zu sparen und Nützlinge zu schonen. In der Vermarktung über den Großhandel hat der Betrieb sich früh für ein Pfandkistensystem eingesetzt, auf Abdecker für die Kisten wird verzichtet. In der Direktvermarktung werden Mehrwegbeutel angeboten und der Hofladen beteiligt sich am Konzept "unverpackt".

Nicht unerwähnt bleiben darf, dass der Betrieb über die Zeit sichere Arbeitsplätzen geschaffen hat. Neben den zwei Betriebsleitern immerhin sechs feste Arbeitskräfte sowie zwei Auszubildende. Darüber hinaus zwölf Saisonarbeitskräfte.

Nach Überzeugung der Jury hat es der Finke Hof unter sehr schwierigen Ausgangs- und Rahmenbedingungen, gegeben durch die eigene Spezialisierung, das stark durch die intensive Tierhaltung geprägte Umfeld und die sehr leichten Böden, geschafft, einen innovativen Biobetrieb mit dem Schwerpunkt Gemüsebau zu etablieren. Angesichts der heute zunehmend offensichtlich werdenden Problematik der Intensivtierhaltung mit einer Vielzahl negativer Folgen ist es somit gelungen, den Betrieb zukunftsfähig aufzustellen, erkennbar auch daran, dass die Hofnachfolge mit dem Sohn Maximilian bereits gesichert ist.

Die Kooperation mit der Praxisforschung durch die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen ist beispielgebend und zeigt, wieviel Weiterentwicklungspotenzial aus einer derartigen Zusammenarbeit generiert werden kann.

Biolandhof Finke GbR

46325 Borken
Nordrhein-Westfalen
www.finkeshof.de


Letzte Aktualisierung 18.01.2021

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