Liebstöckelrüssler an Hopfen

Liebstöckelrüssler

auch Luzernerüssler, Luzerne-Dickmaulrüssler, Otiorhynchus ligustici (L.), Familie: Rüsselkäfer

Beschreibung

Die neun bis zwölf Millimeter langen Käfer sind von rundlicher Gestalt mit kräftigen Beinen und einem schnauzenartig verlängerten Kopffortsatz. Sie sind von schwarzer Grundfarbe mit grau-brauner Beschuppung, so dass unregelmäßige Zeichnungen entstehen können. Das Halsschild ist stark gewölbt und mit gleichmäßig verteilten Punkten versehen, die Deckflügel sind ebenfalls stark gewölbt. Die Käfer treten etwa von April bis Juli auf und verursachen Fraßschäden an den jungen, ersten Triebspitzen und Blütenknospen.

Die beinlose Larve lebt ganzjährig im Boden an den Pflanzenwurzeln. Sie ist gelblich weiß mit brauner Kopfkapsel und erreicht eine Länge von bis zu zwei Zentimetern. Jüngere Larven fressen Feinwurzeln im Ganzen auf, ältere Larven hinterlassen Fraßpuren an dickeren Wurzeln.

Ähnliche Schädlinge

Mehrere ähnliche Dickmaulrüsslerarten treten an verschiedenen Gehölzen und Stauden auf. Eine Übersicht gibt eine Broschüre des Julius Kühn-Instituts. An Hopfen treten andere Rüsslerarten kaum auf.

Schadwirkung

Die Käfer und ihre Larven befallen krautige, besonders mehrjährige Pflanzen wie Klee, Luzerne, und Hopfen, sie treten aber auch an Erdbeere, Rübe, Weinrebe, Johannisbeere und weiteren Leguminosen auf. An Hopfen schädigen die überwinterten Käfer die ersten austreibenden Triebspitzen, die je nach Witterung von Ende März bis Anfang Mai erscheinen können. Mehr noch als der Laubfraß der Käfer, schädigt der Wurzelfraß der Larven, die mehr als ein Jahr an den Pflanzen leben können, die Kulturen.

An Hopfen stellt der Liebstöckelrüssler ein punktuell immer wieder auftretendes Problem dar, und wurde in der Vergangenheit im konventionellen Anbau mit Bodeninsektiziden bekämpft. Da die verwendeten Wirkstoffe nicht mehr zugelassen sind, kann zukünftig mit einem verstärkten Auftreten des Liebstöckelrüsslers gerechnet werden.

Biologie und Lebenszyklus

Die Käfer schlüpfen bei 7 bis 12 °C Bodentemperatur aus der Überwinterung und verbringen etwa einen Monat mit der Aushärtung ihres Panzers und der Reifung der Eier. Die Populationen scheinen vorwiegend aus Weibchen zu bestehen, die sich auch ohne Befruchtung fortpflanzen. Von Mai bis Juli legen sie mehrere hundert Eier in den Boden unter geeignete Futterpflanzen. Die Larven entwickeln sich an den Pflanzenwurzeln und überwintern im letzten Larvenstadium in 20 bis 60 Zentimetern Bodentiefe. Sie verpuppen sich erst im nächsten Sommer, und die folgende Käfergeneration verlässt erst im darauffolgenden Frühjahr den Boden. Verspätet oder verlangsamt entwickelte Larven können auch ein zweites Mal überwintern.

Dieser lange Entwicklungszyklus von mindestens zwei Jahren führt zu einem geringen Vermehrungspotential, doch durch das lang andauernde Larvenstadium ist das Schadpotential relativ hoch. Die Käfer werden von Buckelfliegen und entomopathogenen Pilzen befallen.

Regulierungsstrategien

Im ökologischen Hopfenanbau sind keine praxistauglichen Gegenmaßnahmen verfügbar. Der Einsatz von Nematoden hat sich gegen andere, verwandte Dickmaulrüsslerarten bewährt. Ihre Wirkung hängt jedoch stark von der Käferart ab und wurde für den Liebstöckelrüssler bisher nicht untersucht.

Letzte Aktualisierung 16.09.2019

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