Gemeine Spinnmilbe an Hopfen

Gemeine Spinnmilbe

Auch: Bohnen-Spinnmilbe, Tetranychus urticae(Koch), Familie: Spinnmilben

Beschreibung

Das Schadbild der Spinnmilbe wird am Hopfen auch als „Kupferbrand“ bezeichnet. Die ersten Symptome zeigen sich an den unterenBlättern in Form gelber Flecken, insbesondere in der Nähe des Blattstielansatzes, wo die Blattadern zusammenlaufen. Stark befallene Blätter vertrocknen langsam, verfärben sich graubraun bis fahl orangebraun und kupferrot und fallen schließlich ab.

Auf den Blattunterseiten sind mit einer Lupe die winzigen achtbeinigen Milben und ihre glasig-weißen Eier erkennbar. Dort und schließlich auf der gesamten Pflanze bilden die Milben Gespinste aus. Wenn die Blätter zu dicht besiedelt werden, befallen sie im Hoch- und Spätsommer auch die Dolden, die sich sehr schnell ähnlich wie die Blätter verfärben und austrocknen.

Die gelblichen Milben mit den zwei charakteristischen dunklen Rückenflecken werden etwa einen halben Millimeter lang, die Männchen sind etwas kleiner. Die Farbe kann von grünlich bis bräunlich variieren, überwinternde Weibchen sind orange-rot gefärbt.

Ähnliche Schädlinge

Thripse führen zu Saugschäden im Frühjahr, die zu einem hellen, silbrig glänzenden Aussehen der Blätter und Dolden führen können, das Milbenbefall ähnelt. Thripslarven sind gelblich bis grünlich, ausgewachsene Tiere schwarz und geflügelt. Sie verursachen keine wirtschaftlichen Schäden.

Schadwirkung

Die Gemeine Spinnmilbe ist ein weltweit verbreiteter Schädling von mehr als 180 Kulturpflanzen. Die Gemeine Spinnmilbe an Obst-, Wein-, Gemüse- und Ackerkulturen beschreibt ein gesondertes Schädlingsporträt.

Die Milbe sticht die inneren Gewebezellen des Blattes auf um den nährstoffreichen Zellsaft aufzusaugen. Die aufgestochenen Zellen brechen zusammen, der Wasserverluste der Pflanze steigt. Kann nicht mehr ausreichend Wasser aufgenommen werden, welken die Blätter. Bei Befall der Dolden erreichen die Spinnmilben schnell die Zellinhalte und sind sehr gut gegen Witterungseinflüsse geschützt.

Eine milde Frühjahrswitterung sowie heiße und trockene Bedingungen begünstigen eine Massenentwicklung. Dies führt zu erheblichen Ertrags- und Qualitätsverlusten bis hin zum Totalausfall. Südexponierte Lagen und Randbereiche sind stärker gefährdet. Junghopfen wird wegen der stärkeren Sonnendurchflutung im Garten und der meist späteren Ernte verstärkt geschädigt.

Biologie

Die Gemeine Spinnmilbe überwintert ausschließlich in Form der meist begatteten „Winterweibchen“, die extrem tiefe Wintertemperaturen, auch mehrere Wochen bei unter ‑15 °C, überstehen können. Im Frühjahr besiedeln sie, vom Feldrand ausgehend, die Hopfenpflanzen vom Boden her und wandeln sich schnell wieder in die Sommerform um. Je milder das Frühjahr zwischen Ende Februar und Mitte Mai ist, desto früher wandern sie in den Hopfen ein (zwischen Ende April und Mitte Juli). Dementsprechend steigt ihr Potenzial, eine schädliche Befallsstärke am Hopfen zu erreichen.

Ab Mitte April beginnen die Weibchen mit der Eiablage. Bei etwa 25 °C bis 30 °C werden die meisten Eier abgelegt; bei höheren Temperaturen gehen die Eizahlen wieder drastisch zurück. Ein Weibchen produziert in ihrem zwischen zwei und fünf Wochen dauerndem Leben etwa 50 bis 100 Eier. Aus unbefruchteten Eiern entstehen stets Männchen, während sich aus befruch­teten Eiern stets Weibchen entwickeln. In der Entwicklung über Larven- und mehrere Nymphenstadien wechseln sich aktive Fressphasen und beinlose Ruhephasen ab. In einer stabilen Spinnmilben-Population kommen alle Entwicklungs­stadien gleichzeitig vor. Bis zur Ernte Anfang Septem­ber entwickeln sich je nach den Temperaturverhält­nissen sechs bis neun Generationen.

Regulierungsstrategien

Ab Mitte Mai sind intensive Befallskontrollen an der Blattunterseite mit der Lupe nötig – auch in den mittleren und oberen Bereichen der Pflanze und bevorzugt an der Südseite (20 Blätter je Hektar). Ein leichter Befall auf jedem zweiten bonitierten Blatt lässt eine Vermehrung zu einem wirtschaftlich schädlichen Befall erwarten. Zum Zeitpunkt der Ernte stellt ein Befallsniveau von durchschnittlich 90 Tieren aller beweglichen Entwicklungsstadien (Larven, Nymphen, Adulte) noch keine Gefahr für den Ertrag oder die Inhaltsstoffe dar.

Vorbeugende Maßnahmen

  • Sorgfältiges Entfernen von Blättern, Boden- und Seitentrieben im unteren Bereich der Pflanze (Hopfenputzen), gegen Ende Mai bis etwa einen Meter über dem Boden, um den von unten beginnenden Befall mechanisch zu entfernen. Die Besiedlung der Pflanze durch die Spinnmilben wird damit um mehrere Wochen zurückgeworfen.
  • Untersaaten in den Fahrgassen früh in der Saison verlangsamen die Zuwanderung der Spinnmilben auf den Hopfen, da die Tiere bei der Wanderung bereits alternative Wirtspflanzen finden, die zudem für kühleres Mikroklima sorgen. Als besonders geeignet haben sich hier Franzosenkraut und Vogelmiere in den Fahrgassen erwiesen.
  • Der ohne Ertrags- und Qualitätseinbußen tolerierbare Befall wird wesentlich durch eine gute Wasserversorgung der Bestände (einschließlich der Untersaat) bestimmt.
  • Insektenleim-Barrieren an der Aufleitung vermindern die Zuwanderung von Spinnmilben

Biologischer Pflanzenschutz

  • Im ökologischen Hopfenbau werden Spinnmilben durch den vorbeugenden und kontinuierlichen Einsatz der Raubmilbe Typhlodromus pyri bekämpft. Da sie nach der Hopfenernte kaum Versteck- und Überwinterungsmöglichkeiten im Hopfengarten vorfinden, ist die natürliche Besiedlung meist zu gering für die Spinnmilbenkontrolle. Die Raubmilben werden daher auf Filzstreifen oder durch Umsiedlungsverfahren aus Weinbergen in der Anlage ausgebracht.
  • Der rechtzeitige Einsatz (gegen Ende Mai) gebietsfremder, gezüchteter Raubmilbenarten stellt eine weitere effektive Bekämpfungsmaßnahme dar. Der Einsatz einer Mischung der beiden Raubmilben Phytoseiulus persimilis und Neoseiulus californicus, die auf Bohnenblättern in den Bestand gehängt werden (mindestens 50.000 Raubmilben pro ha) ist am effektivsten.
  • Zur Raubmilbenschonung sollte der Einsatz Schwefel-basierter Pflanzenschutzmittel möglichst minimiert werden.
  • Auch der Schwarze Kugelmarienkäfer, Florfliegen, Blumenwanzen und weitere Raubmilbenarten sind wichtige Räuber von Spinnmilben, werden aber primär gegen andere Schädlinge eingesetzt. Die Förderung und Ansiedlung von Nützlingen ist daher allgemein von Bedeutung in der Spinnmilbenvorbeugung.

Direkte Bekämpfung mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln

Im ökologischen Hopfenbau sind keine Pflanzenschutzmittel zur Milbenbekämpfung zugelassen.

Letzte Aktualisierung 16.09.2019

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