Ausläufe für Öko-Schweine

Ausläufe für Bio-Schweine

Betriebe mit ökologischer Schweinehaltung müssen für alle Abschnitte der Schweinehaltung Auslauf anbieten.

Gesetzliche Vorgaben

Die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau legen fest, welche Mindestflächen je Tier ein Auslauf in dem jeweiligen Haltungsabschnitt aufweisen muss. Sie regeln in Grundzügen auch die Ausgestaltung der Ausläufe.  

Auslaufmindestflächen in der Ökoschweinehaltung nach EU-Rechtsvorschriften
HaltungsabschnittLebendgewicht
in kg
Mindestfläche 
Auslauf in qm/Tier
*) Einzelbuchten für Sauen mit Ferkeln benötigen aufgrund der Buchtenbreite etwa 6 qm Auslauf.
Absetzferkelbis 350,4
Mastschweine

 
bis 500,6
> 50 - 850,8
> 85 - 1101,0
> 1101,2
Zuchtsauen ohne Ferkelkeine Angabe1,9
Zuchtsauen mit Ferkelnkeine Angabe2,5*
Eberkeine Angabe8,0

Die Tiere müssen jederzeit Zugang zum Auslauf haben. Spalten sind im Auslauf gemäß einer Entscheidung der Öko-Kontrollbehörden (LÖK-Beschluss) nicht zulässig. Im Auslauf ist Wühlmaterial anzubieten. 

Welche Anforderungen muss ein Auslauf erfüllen?

Schweine sind Erkundungstiere, die ausreichend Beschäftigungsmaterial benötigen, um die ihnen angeborene Verhaltensweisen wie Wühlen und Entdecken der Umwelt ausleben zu können. Der Auslauf sollte für die Tiere so attraktiv sein, dass sie dort viel Zeit verbringen und von den Vorteilen profitieren können. Darüber hinaus sorgt ein gut gestalteter Auslauf dafür, dass die Tiere Kot und Harn draußen absetzen. Schon aus arbeitswirtschaftlicher Sicht bietet es sich an, Raufutter in einfachen Raufen im Auslauf anzubieten.

Das Freigelände muss für Schweine attraktiv sein und möglichst mit Bäumen bewachsen sein. Unterstände sollen vorhanden sein und den Schweinen sollen Möglichkeiten geboten werden, um ihre Körpertemperatur zu regulieren.

Auslegung der Richtlinien

Die Auslegung der EU-Öko-Verordnung lässt bei der baulichen Gestaltung der Ausläufe Spielräume zu, die in den unterschiedlichen Bundesländern verschiedene Ausprägung finden. Dies betrifft insbesondere die Überdachung, den Zugang zum Auslauf für ferkelführende Sauen bis zur dritten Lebenswoche der Ferkel und die Einstreu der Ausläufe. 

Die Vorgaben für die maximale Überdachung des Auslaufs variieren zwischen 50 und 90 Prozent je nach Produktionsphase und Bundesland. In vielen Bundesländern gelten derzeit 75 Prozent. Beraterinnen und Berater sowie Kontrollstellen geben Auskunft über die jeweiligen Anforderungen in den verschiedenen Regionen.

Die Kontrollbehörden der Bundesländer interpretieren die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau dahingehend, dass Spaltenböden keine geeignete Ausgestaltung von Freigelände oder Ausläufen sind, da sie mit dem Angebot von Wühlmaterial kollidieren. Zulässig ist eine Jaucherinne.

Tiere vor dem Wetter schützen

Damit die Schweine den Auslauf unabhängig vom Wetter nutzen können und Einstreumaterial gespart wird, ist es sinnvoll, einen Teil des Auslaufs zu überdachen. Schweine sind empfindlich gegen Sonnenbrand. Besonders auf der Südseite wird daher in vielen Fällen ein zusätzlicher Sonnenschutz gegen intensive Einstrahlung notwendig sein. Unter dem Dach finden die Tiere auch bei starken Regenfällen trockene Liegemöglichkeiten. Dadurch bleiben sie deutlich sauberer, man kommt mit weniger Einstreu aus und das Hygienerisiko durch nasse Einstreu wird verringert.

Den Auslauf attraktiv gestalten

Schweine legen ihren Kotbereich gerne draußen im feuchten und zugigen Bereich an. Den natürlichen Verhaltensweisen der Schweine, dem Wühlen und Graben, kommen neben der Einstreu auch Raufutterraufen an der Außenseite des Auslaufs entgegen.

Tränken im Auslauf haben sich besonders bewährt, oft werden sie auch nur im Auslauf angebracht. Darüber hinaus kann man den Tieren Beschäftigungsmaterial wie etwa Spielketten anbieten. Angesichts der zunehmend heißen Sommer gewinnen auch Schweineduschen an Bedeutung. 

Zwei Varianten der Auslaufgestaltung sollen nachfolgend näher vorgestellt werden: planbefestigte Ausläufe mit beziehungsweise ohne Einstreu. Die Daten sind als Anhaltspunkte zu verstehen. Wie der Auslauf konkret ausgestaltet werden soll (Einstreu, Überdachung), sollte mit einer Beraterin oder einem Berater abgeklärt werden.

Arbeitszeitbedarf für Entmistung und Einstreuen

Der im planbefestigten Auslauf anfallende Kot und Harn muss regelmäßig entfernt werden. Für eingestreute Ausläufe muss häufig weniger Arbeitszeit aufgewendet werden als bei planbefestigten Ausläufen ohne Einstreu, da der Auslauf nicht mehr täglich, sondern nur noch ein- bis zweimal in der Woche abgeschoben und wieder eingestreut werden muss.

Tabelle: Arbeitszeitbedarf in der Schweinehaltung
ArbeitsgangMastschweineZuchtsauenAufzuchtferkel
*) Akh=Arbeitskraftstunden
 Häufig-
keit/
Woche
Akh*/ Tierplatz und JahrHäufig-
keit/ Woche
Akh/ Tierplatz und JahrHäufig-
keit/ Woche
Akh/ Tierplatz und Jahr
Einstreuen und Entmisten (eingestreuter Auslauf)10,2711,7010,34
Entmisten (Auslauf ohne Einstreu)70,4521,5970,40

Investitionsbedarf 

Der Investitionsbedarf für einen Quadratmeter plan befestigten Auslaufs bei Mastschweinen beträgt ohne Mehrwertsteuer knapp 150 Euro gegenüber knapp 240 Euro bei Spaltenboden. Bei Zuchtsauen liegt der Investitionsbedarf für plan befestigte Ausläufe bei knapp 190 Euro pro Quadratmeter und für Aufzuchtferkel bei knapp 180 Euro pro Quadratmeter.

Etwa 50 Prozent des Investitionsbedarfs eines plan befestigten Auslaufs für Mastschweine sind für die Bodenplatte mit Aushub und Fundamenten notwendig. Für die Ausstattung einschließlich Schwenkgitter und beheizter Tränken sind 35 Prozent erforderlich. Das zusätzliche Güllelager erfordert bei teilüberdachtem Auslauf nur drei Prozent, die Überdachung etwa zehn Prozent des Investitionsaufwandes. Bei einem Auslauf mit Spaltenboden liegt der Anteil des Investitionsbedarfs für den Spaltenboden mit Flüssigmistkanälen bei 70 Prozent der Gesamtsumme.

Gesamtkosten

Zu den jährlichen Gesamtkosten für einen Auslauf gehören die Abschreibung und Zinsen der Investitionen, die Kosten für die Einstreu einschließlich der Lagerung, die Unterhaltungskosten und die mit dem Auslauf verbundenen Arbeitskosten für das Entmisten und gegebenenfalls Einstreuen. Der Arbeitsaufwand für das Ablassen der Güllekanäle, die Reinigung und Desinfektion des Auslaufs sowie die Dungausbringung ist nicht berücksichtigt. Demgegenüber entfällt im Wesentlichen das Entmisten im Stallinnenbereich.

Die Gesamtkosten sind bei der Bewirtschaftung eines planbefestigten und eingestreuten Auslaufs am höchsten. Sie liegen 30 bis 60 Prozent über denen der kostengünstigsten Variante. Ein planbefestigter Auslauf ohne Einstreu und ein Auslauf mit Spaltenboden liegen in den Kosten nah beieinander. Der planbefestigte Auslauf ohne Einstreu ist aufgrund der niedrigen Investitionskosten trotz der höheren Arbeitskosten die günstigste Variante, ist aber für die Schweine wenig attraktiv und entspricht auch nur bedingt den Vorgaben der EU-Bio-Verordnung.

Beim eingestreuten Auslauf fallen bei den Gesamtkosten die Kosten für die Einstreu stark ins Gewicht. Allerdings müssen Spalten auch gepflegt werden. Die Gesamtkosten je Mastplatz beziehungsweise je Tier für einen plan befestigten Auslauf ohne und mit Einstreu sind erheblich. Die Kosten für den Auslauf eines Mastschweins betragen etwa 11 bis 13 Euro, für ein Ferkel bis zum Absetzen vier bis sechs Euro und weitere zwei bis drei Euro in der Ferkelaufzucht. Im Stallbereich kann sich der Arbeitsaufwand und Einstreubedarf durch einen Auslauf verringern. 

Aspekt Hygiene beachten

Bei der Ausbreitung von Krankheitserregern und für den Befall mit Spulwürmern stellt das Entmisten planbefestigter Ausläufe quer über die Buchtenreihe hinweg ein erhöhtes Infektionsrisiko dar. Hygiene ist eine ständige und sorgfältige Managementaufgabe, die durch bauliche Maßnahmen wesentlich unterstützt werden kann.

Den Bestand wurmfrei halten

Mästerinnen und Mäster müssen darauf achten, nur wurmfreie Ferkel einzukaufen. Für Ferkelerzeugerinnen und -erzeuger gilt deshalb, bei allen Tierzugängen auf Entwurmung und Quarantäne zu achten. Mit regelmäßigen Kotproben kann der Hygienestatus kontrolliert werden. Fallen Proben positiv aus, müssen die Tiere konsequent entwurmt werden, einmalig in der Ferkelaufzucht und zweimalig in der Mast. Daneben ist die sorgfältige Reinigung und Desinfektion von Stall und Auslauf erforderlich, um den Entwicklungszyklus der Würmer zu unterbrechen und den Bestand im Idealfall wieder wurmfrei zu bekommen.

Hygienisch getrennte Einheiten schaffen

Die Übertragung von Parasiten und Krankheitserregern kann eingedämmt werden, wenn beim Entmisten der Laufflächen im Stall und im Auslauf darauf geachtet wird, verschiedene Haltungsabschnitte nicht zur gleichen Zeit zu entmisten. Um im Rein-Raus-Verfahren zu wirtschaften, lässt sich auch ein Stall mit Auslauf durch eine Teilung des Auslaufes in der Gebäudemitte in hygienische Einheiten unterteilen, die jeweils von den Stirnseiten arbeitswirtschaftlich noch vertretbar entmistet werden können. Ein Schwachpunkt dieses Konzeptes bleibt die mobile Entmistungstechnik, die konsequenterweise nach jedem Abschieben gereinigt werden müsste.

Neubaulösungen

Ein Neubau bietet den Vorteil, dass die Gebäudestruktur und die Buchtenmaße optimal auf die Funktionssicherheit und die Bewirtschaftung ausgerichtet werden können. Für den nachträglichen Anbau eines Auslaufs ist Voraussetzung, dass jede Bucht an einer Außenwand liegt und um das Gebäude genügend Fläche für einen Auslauf zur Verfügung steht.

Letzte Aktualisierung 26.09.2022

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