Die Umstellung eines Milchviehbetriebes ist in den meisten Fällen einfacher als bei anderen Betriebsformen, weil
Der Einsatz von Medikamenten ist in der ökologischen Erzeugung stärker reglementiert. Ihr regelmäßiger Einsatz, etwa von Antibiotika bei Mastitis, sollte möglichst vor der Umstellung abgestellt werden, indem einzelne Tiere ausgemerzt werden oder durch Anpassungen im Herdenmanagement.
Tendenziell geht die Milchleistung zurück. Wer die Milchleistung durch hohen Kraftfuttereinsatz erzielt oder einen hohen Herdendurchschnitt oberhalb eines Leistungsniveaus von 10.000 Litern Milch pro Jahr hat, wird wegen der höheren Preise für Biofuttermittel neue Strategien prüfen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen durchführen müssen.
Im Gegensatz zum konventionellen Bereich hat die Ochsen- und Färsenmast in ökologischen Betrieben eine gewisse Bedeutung. Anders als Bullen können Ochsen und Färsen problemlos auf der Weide gehalten werden, wodurch das für alle Wiederkäuer geltende Sommerweidegebot gewährleistet ist. Das größere Fetteinlagerungspotenzial von Färsen und Ochsen im Vergleich zu Bullen ermöglicht einen extensiveren Mastverlauf. Dadurch lässt sich energieärmeres Grundfutter wie Grünfutter, (Klee-)Grassilage oder Weidegang effektiv einsetzen.
Färsen und Ochsen besitzen im Vergleich zu Bullen eine bessere Fleischqualität. Das Fleisch ist stärker marmoriert, enthält weniger festes Bindegewebe und feinere Muskelfasern und ist deshalb zarter, saftiger und aromatischer als Bullenfleisch. Bullenschlachtkörper werden jedoch vom Handel wegen der größeren Fleischausbeute mit höheren Preisen aufgenommen.
Die Vorgaben der EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau zu Tierbesatz, Haltungsanforderungen, Fütterung und Tierbehandlung sind entsprechend der ökologischen Rindviehhaltung einzuhalten.
Spezielle Anforderungen für die ökologische Färsen- und Ochsenmast:
Die Umstellung von Betrieben mit intensiver Bullenmast auf ökologische Rindfleischerzeugung ist unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten häufig schwierig. Neben Umbaukosten zur Erfüllung der Haltungsanforderungen im Ökobetrieb ist aufgrund des höheren Stallflächenbedarfs je Tier gleichzeitig die Reduzierung des Tierbestandes erforderlich. Zudem sind die üblicherweise hohen Maisanteile in der Fruchtfolge konventioneller Bullenmastbetriebe in ökologischen Fruchtfolgen nicht realisierbar. Ein Großteil des Maises müsste also durch Kleegras ersetzt werden. Zur ökologischen Bullenmast müsste parallel ein weiterer tragender Betriebszweig aufgebaut werden.
Da sich Färsen- und Ochsenmast für die Nutzung von Dauer- und Restgrünland eignen, gewinnen diese Mastverfahren unter landschaftspflegerischen Aspekten zunehmend an Bedeutung. Doch auch einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb mit Schwerpunkt Marktfruchtbau kann die extensive Färsen- und Ochsenmast Vorteile bringen. Einerseits lässt sich damit das in der Fruchtfolge unverzichtbare Kleegras sinnvoll verwerten, andererseits fallen für den Betriebskreislauf wertvolle organische Düngemittel an.
Die Wirtschaftlichkeit der Färsen- und Ochsenmast wird im Wesentlichen von den Festkosten, den Prämien und der Vermarktungsform bestimmt:
Die Mutterkuhhaltung ist eine arbeits- und flächenextensive Form der Rinderhaltung, deren Umstellung in der Praxis deutlich weniger Anpassungen erfordert als die Umstellung anderer Tierhaltungsformen. Erzeugte Kälber werden für die Weitermast genutzt oder als Zuchttiere oder Schlachtvieh für den konventionellen Markt verkauft.
Außer für die Nutzung von Dauer- und Restgrünland gewinnt die Mutterkuhhaltung für die Offenhaltung und Pflege der Kulturlandschaft in extensiven Grünlandregionen verstärkt an Bedeutung. Dabei ist für Mutterkuhhalterinnen und -halter aufgrund der geringen Besatzstärke je Hektar Futterfläche eine ökologische Betriebsführung besonders naheliegend.
Die Vorgaben der EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau zu Tierbesatz, Haltungsanforderungen, Fütterung und Tierbehandlung sind entsprechend der ökologischen Milchviehhaltung sowie der Färsen- und Ochsenmast einzuhalten.
Die Wirtschaftlichkeit der ökologischen Mutterkuhhaltung wird neben der Produktionstechnik und der Vermarktungsform sowie den Festkosten im Wesentlichen von den Prämien bestimmt:
Weitere Vorzüge können sich durch höhere Schlachttierpreise (Biozuschläge) sowie Imagevorteile bei der Direktvermarktung ergeben. In vielen Grünlandregionen können Absetzer aus ökologischen Mutterkuhbetrieben nicht von Biomastbetrieben abgenommen werden, so dass diese konventionell vermarktet werden müssen.
Letzte Aktualisierung 28.05.2019